Sonntag, 19. Februar 2012

Sumpf und Tod

Er blickte in den fauligen, tiefen Tümpel zu seinen Füßen, in dem das Wasser absolut still da lag. Auch der feuchte Sumpf war vollkommen ruhig. Nebelschwaden zogen geisterhaft ihre Bahn zwischen den verkrüppelten schwarzen Bäumen, die sich schon seit Urzeiten wie die Finger von Ertrinkenden hilfelos in den Himmel streckten. Eine ertrinkende Welt dachte Diamantes. Ein lautes Nießen riß ihn aus seinen Gedanken. Diamantes drehte sich leicht zur Quelle um. Frey, sein Schüler, steckte sein Taschentuch ängstlich in seinen Ärmel zurück. Er wusste, dass sein Meister keine Störungen mochte, wenn er in Gedanken verharrte. Das Leder seines schwarzen Hemdes knarre leicht, als sich Diamantes, ohne eine Regung gezeigt zu haben, wieder der Oberfläche des Wassers widmete. Er seufzte innerlich. Dieser Tölpel würde sicher früher oder später seinem eigenen Ungeschick zum Opfer fallen. Diamantes hob seinen Arm und blickte auf den Flakon mit dem Elixier in seiner Hand. Er konzentrierte sich und spürte wie ein Hauch seiner Lebensenergie in das Elixier gezogen wurde. Gierig zog das Elixier an ihm, aber Diamantes war zu erfahren um der Narretei zu erliegen und dem süßen Kuss des Todes zu viel von sich zu opfern. Fast beleidigt ließ die Kraft des Elixiers von ihm ab, nur taube Finger hinterlassend. Diamantes murmelte die Beschwörungsworte. Die ertrinkende Welt um ihn herum verblasste und vor seinen Augen glühte das Elixier auf. Regenbogenfarben schimmernd, pulsierend, lockend, tastend... Diamantes drehte den Arm und die Flüssigkeit tropfte aus dem Glas. Zäh wie Öl, plötzlich schwarz wie der Tod, rann das Elixier über den Rand und fiel herab. Da, wo sie auf das brackige Wasser traf hinterließ sie nicht die geringste Welle, sondern versank spurlos im Wasser. Die Welt um Diamantes wurde wieder heller. Frey hatte sich zitternd einige Schritte zurück gezogen. Mit großen Augen, ein Buch an die Brust gepresst starrte er seinen Meister an, dann auf die ruhige Oberfläche des Tümpels und wieder zurück. Das Wasser lag noch immer ruhend da wie die der gesamte Sumpf. Als ob der Tod spürbar wäre... Plötzlich ein Schrei! Erstickend und dumpf brach er unter der Wasseroberfläche des Tümpel hervor. Frey wich einen Schritt zurück. Diamantes blieb kühl, zu oft schon... Dann brach eine Hand aus der Oberfläche des schwarzen Wassers zu seinen Füßen. Schwarz und glitschig, wie die Bäume, reckte sie sich dem Himmel entgegen. Ein unnatürliches Klagestöhnen. Dann griff die Hand nach dem Rand des Tümpels und kurz darauf erhob sich die Kreatur, die schon so lange hätte ruhen sollen aus ihrem fauligen Grab. Gurgelnd blieb sie vor Diamantes stehen. Er ignorierte den Gestank, den die Kreatur verstöhmte. Der schwarze Schädel öffnete das Maul und schwarzes Wasser strömte im Schwall hervor. Frey schluckte vernehmlich als die Kreatur sprach: "Meisssterrrr...?"

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