Dienstag, 21. September 2010

Kleine Sünden bestrafen die Götter sofort...

Felipe seufzte. Heute war einfach nicht sein Tag. Warum muss so etwas immer mir passieren. Zwölfeverfluchter Mist!!! Der Sproß einer Familie Handwerker hatte sich entgegen aller Erwartungen seiner Lehrmeister -anfangs war er faul gewesen; zugegeben- durchgesetzt und befand sich nun im letzten Jahr seiner Ausbildung. Trotzdem schrieb man ihm -und er sich selbst nicht zuletzt auch selbst- einen gewissen Grad an Trollpatschigkeit zu. Nun, wie hätte es anders kommen können: Der Scholar hatte an diesen Aufzeichnungen in den letzten Wochen gearbeitet und ihm war nachdem er den letzten Punkt der Seite geschrieben hatte das Tintenfässchen über die Seite gelaufen. Alles versaut! Er knurrte verbittert...

Wütend zerknüllte er die Seite und schlug in seinem Zorn mit der Faust gegen die Wand "BEI DEN NIEDERH...." Er wollte fluchen - kam aber nicht weiter. Tat das weh! Ein heftiger Schmerz durchzuckte seine Rechte und erst als er hinsah, bemerkte er einen durchaus unförmigen Hubbel unter der Haut. Sein eigener Jähzorn hatte ihn dazu gebracht, sich selbst die Hand zu brechen. Auch das noch! Felipe malmte mit den Zähnen.

Seine Dummheit verfluchend stand er auf und trat dabei auf das am Boden liegende Tintenfässchen, das unter seinem Gewicht dann doch entschied, knirschend zu Bruch zu gehen.
Jetzt durchzuckte ihn auch noch jäh ein Schmerz im Fuß, scheinbar hatte sich eine Scherbe durch die dünnen Ledersohlen gebohrt. Er jaulte laut und sprang auf das andere Bein... Wieviel Unglück kann man haben? dachte Felipe und stolperte im selben Augenblick zur Seite, schlug mit dem Ellbogen auf die Tischplatte auf dem sein letztes Experiment aufgebaut war und riss selbiges durch den heftigen Ruck um.
Tongefäße, Glasröhrchen, Mörser und verschiedenste Flüssigkeiten und Behälter zerbarsten in atemberaubendem Krachen auf dem Boden, Felipe mittendrin. Wie ein begossener Pudel und mit schmerzverzerrtem Gesicht lag er am Boden. Zwei Wochen Arbeit umsonst... er schloß die Augen um seinem Zorn wieder Herr zu werden. Wenn der Meister das sehen würde... Und was die Apperatur kosten würde. Kurz danach stellte er fest, das er nackt war. Die magische Tinktur, die Knoten und somit auch Fäden auflösen konnte, hatte also gewirkt. - Felipe seufzte. Heute war einfach nicht sein Tag.

Fortsetzung Schnee

Ihr Gesicht wurde ernst und sie blickte dem Elfen tief in seine Augen, die tief und blaukalt waren wie der ewige Ozean des Nordens. Sie merkte, wie sich Wehmut in ihr regte. Wie lange war es gewesen, dass sie ihn gesehen hatte. Ihre Knie wurden weich. "Aaoudan, endlich..." brach es aus ihr hervor und Tränen traten in ihre Augen und ihre Lippen zitterten vor Aufregung. All die aufgestauten Gefühle brachen mit einem Mal aus ihr hervor wie aus einem Damm. 
Liperi stolperte auf ihn, er fing sie auf und bewahrte sie so vor einem Sturz. "Liperi, sanyasala feyiama" begrüßte Sie der Elf. Sie fühlte sich geborgen in seinen Armen, es war als wäre er nie weg gewesen. Die ganzen Jahre der Einsamkeit vergessen. Liperi fing an zu schluchzen, wie damals bei ihrem Abschied, als er versprochen hatte, er werde wiederkommen und sie holen, wenn es Zeit sei.
Sie blickte in sein Gesicht auf, als er sich sanft ein wenig von ihr löste, um ihr die Kaputze wieder aufzuziehen. Er lächelte und sie spürte, dass er sie noch liebte, wie nur ein Elf es konnte. Ein Moment der Reinheit verging wie eine kleine Ewigkeit, als sie spürte, wie er das Lied im inneren sang. Nicht aus Boshaft, um sie zu seinem eigen zu machen - denn dies konnte der Zauber auch, sondern um ihre Seelen wieder zu verschmelzen, wob er die alte Magie der Elfen: Die Melodie des bian bha la da'in legte sich um ihr Herz. Alte Geborgenheit und alte Freundschaft wurden gefestigt. Dann nahm der Elf Liperi auf die Arme und trug sie zum Baumstamm nahe des Steinblockes, wo sie zitternd gewartet hatte.
Aaoudan nahm sie auf seinen Schoß und wog sie in den Armen, wie damals, als sie noch ein Liebespaar gewesen waren, vor so so vielen Sommern. Sie klammerte sich eng an ihn und er wärmte sie und beide blickten zu dem schwarzen Steinklotz mitten auf dem Hügel, der von den Dorfbewohnern gemieden wurde wie die Katze das Wasser.
"Ich danke Dir, Iamia-Liperi, niemand hätte diesen Ort würdiger bewachen können als Du. Er ist von großer Bedeutung."
Liperi war als wäre alles nur ein Traum. Der Stein, der ihr Leben gewesen war...

Ein Birkenwald im Sommer. Liperi sammelt Blaubeeren. Sie ist noch ein Kind. Sie merkt dass sie zu tief im Wald ist und es spät geworden ist. Plötzlich ein Grollen. Der Bär. Doch dann der Lichte, ein Aaven, der sie rettete. Er bittet den Bär, zu gehen und der Bär folgt. Der Fremde lächelt sie an. Sie lächelt ihn an. Sie werden Freunde, im Geheimen. Ihr Vater darf es nicht wissen, er schimpft auf die Aaven! Aber ER ist immer für sie da. Er bringt ihr alles bei. Kräuter, Heilung. Lieder. Ihre Gefühle werden stark und so entdeckt sie die Magie für sich. Lernt ihre Geheimnisse von selbst. Mit seiner Hilfe. Zauberrei mit Gefühlen, nicht wie die Zauberer im Süden, mit ihren Formeln und Büchern. Sie weiß, sie ist eine Hilfe für ihre Mitmenschen. Aber je mehr sie sich ihm hin gibt, desto fremder werden ihr die anderen Mädchen und Jungen  aus dem Dorf. Warum geht sie allein in den Wald? Schließlich rettet sie als junge Frau zum ersten Mal einen Holzfäller vor dem sicheren Tod. Danach wird sie akzeptiert. Sie zieht schließlich als sie Erwachsenen ist in das Haus am See, dort wo sie sich das erste lieben. Der Aaven und sie. Niemand aus dem Dorf hat ihn sonst je gesehen. Er kommt seltener. Ihr ist das egal, sie weiß, sie liebt ihn. Sie weiß er hat zu tun. Doch dann der eine Sommer. Sie ist eine junge Frau. Tanzend wirbelt sie mit ihm umher. Nachdem sie sich geliebt haben sagt er ihr, er müsste ihr etwas zeigen. Er führt sie auf den verbotenen Pfad, den Berg zum schwarzen Stein hinauf. Niemand aus dem Dorf traut sich dort hin, aber bei ihm fühlt sie sich sicher. Er erklärt ihr dort, er müsse fort gehen und wüsste nicht für wie lange. Aber er würde wieder kommen wenn es Zeit sei. So lange müsse Sie auf den dunkelen Stein aufpassen. Er beherrberge das Böse. Niemand dürfe an diesen Ort. Sie verbringen dort lange. Später akzeptiert sie es: er wird wieder kommen werde um sie zu holen. Sie willigt ein. Schwört zu wachen und das Geheimnis zu wahren. Dann ihr Leben im Ort. Sie wird zur Heilerin und Amme. Insgeheim erkennt sie mit der Zeit die Geheimnisse des Lebens und dringt immer tiefer in sie ein. Sie schützt den Ort und führt ihr Leben so gut sie kann ohne ihn. Mit den Jahren gibt es andere Männer und Frauen, aber nur für kurze Zeit, nie wieder eine Liebe wie zu IHM. Alle, die den Hügel betreten, tun es nie wieder. Meißtens wissen sie nichts mehr davon oder sprechen nie wieder darüber. Zwei verschwinden Spurlos. Auch ein Fremder, der zur Mission kam und Beweisen wollte, sein Gott sei stärker als der unheilige Ort. Die Bewohner des Ortes fanden seine Leiche nie. 
Liperi brachte fast alle Kinder des Ortes auf die Welt. Auch wenn sie abgeschieden lebte, opferte sie sich für ihre Leute auf. Trotzdem blieb sie immer ein wenig geheimnissvoll. Als sie lächelnd Kräuter sammelte. An ihn denkend. Manche erzählten, sie sprechen mit Tieren und halte sogar eine unsterbliche Katze zuhause. Einige Mädchen lernten bei ihr die Kunst. Alle gehen in die Ferne. Dann spürt Liperi das Alter kommen. Sehnsucht nach ihm. Was wohl aus ihm geworden war? Wird er wirklich wieder kehren? Sie weiß, wenn sie nur warten kann, wird alles gut. Auch wenn es schwer ist. Dann kommt ihr letzter Winter. Bald. Er ist wieder da. Bald nimmt er sie mit.