Montag, 31. August 2009

Hört ihr Leut' und laßt euch sagen...

"Bei Praios! Gebt dem Mann ein Taschentuch!" Innocenz' Stimme war wie gewohnt befehlsgewohnt, wurde dann aber weicher als er sich der Person im Stuhl zuwandte und lächelte: "Am besten zwei. Asmodeus heißt ihr also?"
Der Mann nickte und schneuzte in das herbeigebrachte Tuch.
"Ja, Herr" brachte er hervor.
"Gut, Asmodeus, dann erzählt noch einmal genau was ihr gesehen habt und was geschehen ist. Ihr steht hier unter dem Schutz Praios!"
"Nun, Euer Gnaden," Asmodeus blickte den Geweihten mit schreckensweiten Augen an "es war so: Ich bin Nachtwächter, wie ihr wisst. Ich war auf eine meiner üblichen Gänge, hier im Sonnenhang. Als ich die Ecke beim Fleischer Mettan erreichte, da wo die Grüne Gasse mündet, sah ich einen Schatten den Weg hinunter kommen. Um diese Zeit ist normalerweise niemand unterwegs, schließlich wohnen auf dem Hang dort nur rechtschaffene Leute. So stellte ich mich etwas in den Schatten, um abzuwarten wer da wohl kommt. ich dachte mir, jemand der so schleicht, kann nichts gutes im Sinn führen. Dann sah ich ihn, es war ein Mann, der recht seltsam aussah. Er hatte eine Kutte an, war aber offenbar kein Geweihter oder gar ein Magier aus der Akademie. Und er hatte eine Glatze mit einer Narbe. Seine Kutte, die war braun. So abgetragen wie sie aussah, schien er sie schon sehr lange zu tragen. Grober Stoff und am Schienbein eher Fetzen. Auch war er mit einem einfachen Strick gegürtet und trug nur dünne Sandalen, scheinbar ohne Beschlag, an den Füßen. Ich hätte ja geddacht er wäre ein Bettler und ihn verjagt.. aber..- Als er ganz nah heran war, sah ich es... Er sah irgendwie gehetzt aus und murmelte leise Flüche - oder gar Zaubersprüche vielleicht - vor sich hin. Seine Augen waren ganz geweitet, wie die eines Tieres, dass zur Schlachtbank geführt wird und ahnt was ihm blüht. Aber was das schlimmste war... Wo ich zuerste gedacht hatte, er führe eine Öllampe bei sich, schien er einen leuchtenden Dolch zu tragen!"
Innocenz' Stirn legte sich in Falten. Unter anderen Umständen hätte er bei einem Verhör auf Branntwein verzichtet, aber der Geweihte musste den fahlen Geschmack in seinem Hals los werden. Er unterbrach den zitternden Nachtwächter mit einer Handbewegung. Dieser wiederrum nutzte Gelegenheit schnell noch einen Schluck Wasser zu sich zu nehmen.
"Hm, also doch ein Magiewirker. Warum hast du es nicht dem Tempel gemeldet?"
"D-d-das wollte ich. Ich schwöre es!" Asmodeus wischte sich nervös mit seinem Ärmel über die Stirn, wo ihm der Schweiß in Ströhmen floß. "Aber mir ist es heute erst wieder eingefallen, was dann geschah, meine ich... Der Fremde war schon fast an mir vorbei und ich hatte mich in den Schatten eines Einganges gedrückt. Aber gerade als ich aus seinem Blickwinkel hätte verschwinden müssen, drehte sich der Glatzkopf zu mir herum. Ich meine... er hätte mich nie sehen dürfen, Herr! Aber dann sah er mir genau in die Augen. Als könne er im dunkelen Sehen! Ich glaube, er hat mich - oh Praios hilf - mit einem Zauberbann belegt."
Der Nachtwächter brach in erbärmliches Weinen aus. Der Geweihte legte ihm seine Hand auf die Schulter.
"Da kannst Du nichts für. Das ist der ... Fremde schuld mein Sohn. Praios wird ihm Gerechtigkeit an ihm walten lassen für seine Untat. Dir ist vergeben." Innocenz Stimme war beruhigend aber fest. "Erzähle mir genau was der Fremde getan hat."
Asmodeus wimmerte immernoch als er die Stimme wiederfand: "Wo war ich stehen geblieben, Euer Gnaden.. ach ja. Der Fremde sah mich an und ... ich konnte mich einfach nicht mehr bewegen als er auf mich zukam. Mein Geist war wie Wachs in seinen Fingern als er sprach. Ich war seine Mirhamionette.. Er berührte meine Hand und sagte, ich solle..."
Innocenz knirschte mit den Zähnen "Genug! Was ihr getan habt, wissen wir. Dieser Scharlatan wird uns schon nicht entkommen, Asmodeus. Und schämt Euch nicht, dieser übele Scherz geht nicht auf Eure kosten." Innocenz Hände umfassten aufgebracht seinen Gehstab, der auf dem Tisch gelegen hatte. Dann erhob sich der Geweihte. Asmodeus' Blick wanderte am Geweihten hoch, als dieser sich erhob und in voller Größe vor ihm stand.
Der Greif auf dem Gehstock funkelte den Nachtwächter zornig mit blauen Augen an.
Der Nachtwächter warf sich weinend hin.Er kniete und senkte seine Stirn, bis sie den kühlen Steinboden berührte. Laut wimmerte der Nachtwächter, die Hände gefaltet wie zum Gebet: "Entschuldigt, ... Entschuldigt! Ich weiss nicht, was ich die Tage alles für ihn gemacht habe. Nur das eine.. und ich schwöre es, ich wollte Euch nicht in die Suppe pinkeln! Ich schwöre es - es war sein letzter Befehl! Diesen löschte er nicht aus meinem Gedächtnis. Er sagte, er solle mir in besonderes geschmackvoller Erinnerung bleiben! Oh ihr Zwölfe! Entschuldigt Euer Gnaden, Entschuldigt!"
Asmodeus spürte wie der Geweihte sich neben ihn stellte, traute sich aber nicht seinen Kopf zu heben. Er zitterte am ganzen Leib.
"Asmodeus. Erhebt Euch. Die Strafe wird den düsteren Zauberer treffen!" Dann kippte der Mann den restlichen Branntwein herunter und seufzte. "Folgt mir..."

Donnerstag, 27. August 2009

Feuer der Khôm

Nach Mehrwed hatte sich jegliches Grün aus der Landschaft getilgt und war zu Ocker und Gelbtönen gewandelt. Zwischen den Bergen, deren Namen Yawa nicht kannte, war die Karawane durch ein Tal gezogen. Dort hatte sich die sowieso schon vorherrschende Hitze schnell in einen Backofen verwandelt. Jede Meile, die man weiter nach Süden gelangte, war es trockener und trockener und schließlich hatte sich an eine Ebene aus Staub ein "Meer aus Sand" angeschlossen. Schon seit Tagen irrte die Karawane nun von Wasserloch zu Wasserloch. Die Gegend war tückisch und man konnte sich leicht verirren. Neben den Problemen täglich neues Wasser suchen zu müssen und der Gefahr der Nahrungsmittelknappheit zeigten sich auch die Bewohner der schier endlosen Wüste nicht immer Freundlich, wenn über 300 Reisende in ihre Stammesgebiete kamen.

Yawa hob den Kopf, als das Mädchen aufstöhnte. Das Kind hatte sich, wie einige andere auch, den Magen verdorben. Besonders die Kinder, die Alten und Schwachen hatten unter den Bedingungen zu leiden.

Seltsam, das ausgerechnet ich mich um das Kind kümmere. dachte die Amazone bei sich und musste lächeln. Vielleicht hat die Göttin mir das Kind in die Hände gegeben und ich soll sie aufziehen? Immerhin haben sie und ihr Zwillingsbruder die Eltern verloren.

Dann kam der Bruder des Mädchens endlich zurück und brachte das Wasser. Yawa funkelte ihn an und unterdrückte den Wunsch ihn für seine Trödelei zurechzuweisen. Erstens war er auch nur ein, wenn auch kleiner Mann, zweitens sah der Junge auch nicht sonderlich gesund aus. Tiefe Ringe unter seinen Augen zeugten von den Anstrengungen der letzten Tage. Vielleicht war er auch krank?

Er beugte sich über seine Schwester und flößte ihr etwas Wasser ein. Plötzlich hob er den Kopf, als sich Schritte näherten und drückte Yawa die Wasserschale in die Hand.
"Ich muss kurz Weg" sagte er und verschwand im Schatten zwischen den Lagerfeuern, bevor der Besucher Yawas Lager erreichte.

"Wie geht es ihr?" Rhiana beugte sich über das Mädchen.
"Ich weiss nicht. Besser, seit der verfl.. - ähm, der Druide ihr den Tee gebraut hat" antwortete Yawa und verzog unwillkürlich mürrisch den Mund, bevor ihr noch herausrutschte "Wenigstens etwas, was er zur Queste beiträgt".
"Naja, Du solltest nicht zu hart mit ihm ins Gericht gehen, Yawa, ich glaube er tut sein Bestes. Es ist für uns alle eine schwierige Sache hier in der Wüste. Für einen Druiden wohl am ehesten. Vielleicht ist er deshalb so komisch."
Yawas Blick wanderte ins Feuer.
"Wie auch immer es ist, ich spüre das etwas nicht stimmt... Was genau weiss ich nicht."
Rhiana klopfte ihr auf die Schulter "Wird schon wieder. Gute Nacht!"

Dann entschwand die Halbelfe in Richtung ihres Lagers mit Rhaluf, dem blonden Hühnen.
Ob sie sich ein Kind von ihm machen lassen wollte? Groß und stark, zudem ein guter Kämpfer, käme er durchaus dafür in Frage, ein guter Erzeuger zu werden. Andererseits wusste Yawa nicht genau nach welchen Maßstäben Rhiana ihre Wahl für einen Erzeuger wohl treffen würde. Wohl kaum nach ihren eigenen. Wenn nur dieses ständige Gestöhne und Gekicher nicht wäre! Irgendwie seltsam diese Leute. Wie es wohl wäre mit einem Mann zusammen durchs Leben zu gehen? Die meisten Menschen schienen dies außerhalb der Mauern einer Amazonenburg vorzuziehen. Nein, bestimmt keine Option für eine Tochter Rondras. Yawa schüttelte den Kopf. Das Umherziehen mit den Männern war ihr wohl zu Kopfe gestiegen. Morgen würde sie bei der Göttin um Verzeihung bitten.

Yawa zuckte zusammen und griff zum Schwert, während sie schon halb herumfuhr und dabei die Klinge schon ein Stück aus der Scheide zog.
Verflucht!
"E-e-entschuldige.." stotterte der Junge, der wieder zurückgekehrt war.
"Schon gut." Yawa runzelte die Stirn. Verdammte Männer! "Leg dich hin und schlaf. Das haben wir wohl alle nötig."