Samstag, 5. September 2009

Legenden Aldorweyn - Part 1

Claudius Avitianus war beauftragt, Tulamidien zu inspizieren und hatte zu diesem Zweck außerordentliche richterliche Vollmachten erhalten. Seine Grausamkeit, sein maßloser Zorn versetzten die Bewohner der Provinz Tulamidien in Furcht und Schrecken. Als er in die Stadt Khunchom einzog, folgten ihm zahlreiche Gefangene, die mit Ketten gefesselt waren und sehr elend aussahen. Sie waren unschuldig, doch der Richter war von falschen Zeugen belogen worden. Avitianus ließ für die Gefangenen Marterwerkzeuge bereitstellen. Er setzte die Bestrafung auf den folgenden Tag fest.

Davon hörte Aldorweyn, der noch in der gleichen Nacht zum Palast des Richters eilte. Dort schlief schon alles; die Tore waren fest verriegelt. Aldorweyn warf sich vor der Schwelle nieder, mit dem Gesicht zur Erde. Während er betete, weckte ein Engel Praios' den Richter und sagte zu ihm: „Wie kannst du schlafen, wenn ein Diener deines Gottes vor deiner Schwelle liegt?" Verwirrt sprang Avitianus aus dem Bett, rief seine Diener und erklärte ihnen zitternd, Aldorweyn warte vor der Tür, sie sollten ihn hereinbitten. Aber die Diener lachten über ihren Herrn und glaubten, er sich durch einen Traum täuschen lassen. Deshalb sahen sie nur flüchtig nach. „Es ist niemand da", sagten sie zu Avitianus. „In einer kalten und unfreundlichen Nacht wie dieser hält sich kein Mensch draußen auf."

Der Richter war beruhigt und fiel wieder in den Schlaf. Aber bald wurde er noch heftiger geweckt. Er wollte seine Diener ein zweites Mal hinausschicken. Als sie zögerten, ging er selbst bis zum äußersten Tor, wo er Aldorweyn traf. „Herr, warum hast du mir das angetan?" fragte er. Aldorweyn erzählte ihm, dass die Zeugen von der Dunkelheit verführt worden seien. Daraufhin ging er mit Claudius Avitianus in den Tempel und betete dort lange. Danach sprach Avitianus: „Ich kann keine Ruhe mehr finden. Geh rasch fort, denn ich habe genug gebüßt." Weil der Heilige noch immer wartete, fügte er hinzu: „Ich weiß, was du verlangst, und werde alles nach deinem Wunsch erfüllen."

Am nächsten Morgen rief Avitianus seine Schergen. Er befahl, den Gefangenen die Ketten abzunehmen. Dann verließ er die Stadt, in der Freude und Jubel herrschten.

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