Mittwoch, 25. März 2009

Tungdils Entscheidung

Die Bohlen krachten als Tungdil aufschlug. Die niederhöllische Kreatur hatte ihm ein Netz, genau auf den Mund geschossen. Er war wie von einem Schlag getroffen nach hinten geflogen und lag nun auf dem Boden. Zum Glück war er nicht Ohnmächtig geworden! Das Netz breitete sich über sein Gesicht aus. Er versuchte entsetzt seine Finger zwischen Gesicht und Netz zu bekommen – Vergebens. Mit Kraft kam man hier nicht weiter. Tungdil zog seinen Drachenzahn. Er schnitt in das Netz. Wollten die anderem ihm nicht helfen?

Nein! Sie lassen dich im Stich!

Wo kam die Stimme her? Das geht doch nicht! Der Schnitt ins Netz blieb wirkungslos, fast blieb die Klinge in den Fäden hängen. Angrosch Hilf! Krachen, Schlagen und Schreien dröhnten vom Kampf gegen die Kreatur herüber.

SIE werden nicht helfen! Auch dein Götze nicht!

Der Zwerg riß entsetzt die Augen auf. Über seinem Kopf seilte sich eine Spinne ab, sah ihm ins Gesicht. Sie schien zu lächeln, Geifer tropfte auf sein Gesicht. Durch dieses Gewürm würde er nicht sterben. Er bemerkte wie ihm die Luft wegblieb. Dunkle Sterne tanzten vor seinen Augen.

Lass MICH Dir helfen. Ich helfe Dir. Wir können Handeln. Dein Leben gegen ein anderes!

Tungdil bemerkte wie ihm schwindelte. Die Spinne kam näher. Rote Funken glommen in den zahllosen Augen der widerlichen Kreatur. Tausendfach spiegelte sich der Fackelschein wider.

Ich spüre wie Du kämpfst. Du bist stark. Lass es nicht so enden, Zwerg. Nicht jetzt! Und nicht hier.. auf See!


Die Stimme. Er spürte wie sie ihn umgarnte. Verlockend. Er wollte leben.
Andererseits. Nein – er war nicht der Richter über Leben und Tod. Schon gar nicht über das seiner Kampfgefährten. Auch wenn er sie noch nicht lange kannte. Den Packt mit der Spinne würde er niemals eingehen. Verkriech dich in die Hölle wo du her gekommen bist, du Vogelhappen! brummte er unter seiner unnatürlichen Maske. Mit letzter Kraft rauschte die Klinge seines Dolches durch die Luft und zerteilte die Spinne in der Mitte. Dann wurde ihm schwarz vor Augen…



… Als Tungdil die Augen wieder öffnete sah er in das Gesicht eines Mannes. Wo war die Mannschaft? Wo seine Freunde? Wo die Kreatur der Niederhölle. Er konnte wieder atmen, stellte er fest. Wozu hatte der Fremde ihm geholfen? Irgendwo hörte man noch Kampfeslärm… - Die säuselnde Stimme unterbrach seinen Gedankengang.

„Schau an, Kapitän Phileasson hat gleich zwei Wühlratten bei sich. Erstaunlich für eine Schiffsmannschaft.“ Säuselte der Robenträger. Er hatte lange, glänzend schwarze Haare, dunkele Augen und eine kräftige Statur. Spitzbübisch lächelte der Magier: „Legt ihn in Ketten bevor er wieder richtig zu sich kommt. Er guckt schon ganz bööööse – Und nichts ist nerviger als ein wütender Zwerg!“

Glucksend überließ der Magier den Zwerg seinen Leuten, die Tungdil schwere Eisenketten anlegten. Der Magier hingegen ging in Richtung des Lochs im Boden des Schiffes, von wo Licht eindrang. Plötzlich fing der Magier an zu gurgeln und krampfte. Dann spuckte er schwarzes Wasser aus. Fluchend ging er in die Knie. Beim Namenlosen! Was ging hier vor sich? Alle im Raum starrten zum Geschehen.

Der Fremde schien entsetzt zu sein und brabbelte wirres Zeug. Tungdil fiel auf, dass der Robenträger in wenigen Augenblicken um Jahrzehnte zu altern schien. Das schwarze glänzende Haar wurde Grau, das Gesicht wirkte nicht mehr lebendig, sondern eher eingefallen und grau. Nie würde er den Blick des Magiers vergessen, als dieser in die Ferne starrte und murmelte „… Ja, sie haben ihn… dafür müssen sie zahlen..“ Der Magier schluckte trocken und seine Stimme wurde bedrohlich, wie Tungdil es nie zuvor gehört hatte. „Helft mir auf! Sofort!“ befahl er den Männern. „Um den Höhlenscheißer kümmern wir uns später!“

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