Dienstag, 10. März 2009

Verdammnis. - Teil 11

Holz. Salziges Wasser, überdeckt von Modergeruch. Schweiß. Dann der Geruch von Erbrochenem und Pisse. Hidyon zuckte. Wo war er? Ein Stirnrunzeln, begleitet von heftigem Kopfschmerz. Ein Stöhnen, das seiner eigenen Stimme. Jeder Knochen im Leib tat ihm weh. Seine Hand wanderte Träge zum Gesicht. Irgendwo erklang eine Stimme, ganz weit weg. Dann rauschte es, als jemand einen Eimer kalten Wassers über ihn goß. Hidyon wurde schlagartig wach. Das Salzwasser brannte in seinen offenen Wunden. 
"Werd' wach Landratte!" fuhr ihn jemand an. Dann erntete Hidyon noch einen Tritt in die Seite. Er stöhnte auf. Eine Geste im Schatten ließ den Piraten der ihn geweckt hatte, zurückweichen. 
Hidyon hustete. Der Schmerz ließ ihn fast wieder ohnmächtig werden. Jedoch spürte er, trotz des Schmerzes die Präsenz des Wesens, das dem Piraten den Wink gegeben hatte, aufzuhören. 
Hidyon schlug die Augen auf und sah im Schatten eine Person stehen. Er zwinkerte Mehrmals, um den Schimmer auf seinen Augen weg zu bekommen und wischte sich den Dreck aus den Augen. 
Hidyons Gedanken wanderen zurück. Er hatte einen Schlag auf den Kopf bekommen. Das war das letzte woarn er sich erinnerte. Davor waren sie vor einem Piratenschiff geflohen, welches plötzlich am Horizont aufgetaucht war. Sie hatten sich verteidigen müssen, nachdem das Schiff sagenhaft schnell aufgeholt hatte. Trotz des mangelnden Windes hatte es unter vollen Segeln gestanden. Der Kampf hatte nicht lange gedauert, die Piraten waren erfahrene Kämpfer und die Matrosen der Nixe-von-Havena waren höchstens Kneipenschlägereien oder Messerstechereien gewohnt. So hatte man sich schnell ergeben, dennoch waren die Piraten außerst hart vorgegangen. 
Ein knallen riß Hidyon aus seinen Gedanken. Vor ihm landete ein Kopf! - Der des Kapitäns! Hidyon wich in einer Drehung zurück und saß dann auf dem Hintern, den Kopf zwischen den Beinen. Er starrte den Kopf seines verehrten Kapitäns an. Es sah aus als wäre er nicht abgeschlagen worde, sondern eher abgerissen. Jemand packte Hidyon am Kinn und riss seinen Kopf nach hinten. Ihm schoß der Geruch von Schweiß in die Nase, die den Pirat umfing. Der Pirat fixierte mit starrem Griff Hydions Blick auf den Schatten. 
Durch die Gitterabdeckung im Hauptdeck brach Licht in den Raum. Hidyon befand sich genau unter der Öffnung, also im Licht, und musste blinzeln um etwas zu erkennen. Vor ihm stand ein Mann in blauschwarzer Robe. Sein Gesicht war verborgen unter einem Kaputzenumhang. Hydion meinte kleine grünliche Kraken auf dem schwarzen Mantel wimmeln zu sehen, als der Schatten einen Schritt nach vorne machte und ins Licht trat. Die Kraken waren filigran in den Mantel eingestickt. 
Von dem Schatten wehte der Geruch fauliger Algen hinüber, als sie abwartend vor Hydion stehen blieb. Man sah nur das bleiche Kinn unter der Kaputze vorragen. Einige Stoppel schlohweißes Haar standen als Reste eines Barts vom Doppelkinn des Fremden ab. 
"Hydion Nebreas..." säuselte die überraschend helle Stimme: "der Sohn des Hafenmeisters von Al'Anfa, nicht wahr?"
Hydion schluckte und nickte Leicht. Es hatte keinen Sinn mehr, etwas zu leugnen. 
"Der einzzige Grund, warum ihr noch lebt, ist dassss ihr noch helfen chönnt.." zischelte der Mann "Eure Wahl - Ein ein versprocchen schhmerzzvoller Tohd.. .. ohderr dasssz Weiterlehben. Vielleichht sssogarr Reichhtum, den ihrr euch nicht zzu träumen gewahgt habt.. "
Vor Hydon landete ein Beutel mit kostbarem Geschmeide und vielen Goldenen Dublonen. Mehr als er je im Leben gesehen hatte. 
"Aberr.. die Herrrin verschpricht nicht nur Gold.. - chabt ihrr nicht immer davon Geträumt die Zauberkunsst zu beherrschenn??" 
Hydion blickte die Gestalt an. In ihm regte sich Widerstand. Er rang mit sich. Dieser Schwarzmagier, denn offensichtlich war der Mann einer, versprach viel, das was er immer erträumt hatte. Woher wusste der Mann das? Als Antwort fiel ein Buch zu Boden. Sein Tagebuch, welches sich immer in seiner Tasche befunden hatte, die er als Adjutant des Kapitäns immer bei sich getragen hatte. 
Ein gurgelndes Kichern entfuhr dem Magier. 
"Wie wäre esss, wenn ich Euch die Kunsst der Magie lehre? Vielleicht könntet ihrr ja dann ssoogar die Gunst der jungen Dame erlangen, deren Herzz ihr so begehrt, die Euch aberr verabscheut..." 
Hydion wurde wütend. Verfluchter Schwarzmagier! Sein Tagebuch gelesen...! 
"Ich ssehee.. ihr ringt mit Euch. Vergesst die Wut. Auch wenn Wut stark machht.. Hierr isst ssie nicht angebracht... Denkt vernünftig. Denkt an Eure Zukunft! Ihr habt doch selbsst geschrieben, dasss die Götter Euch nie geholfen haben. Ssie interesssieren Euch nicht. Eine wirklicheee.. - direkte Macht - hat mir hingegen gessaggt sie würde Euch gerne Helfenn.. Dass ist eine grosssee Ehre. Ssselbst ich mussste mir ihre Aufmerkssamkeit erarbeiten. Sssieeee siieehtt EUER Potential... " 
Sprach dieser Dämonenbuhle die Wahrheit? Hatte er wirklich die Götter verraten? Schon lange war er nicht mehr in einen Tempel gegangen, um den Göttern zu opfern. Er war verbittert gewesen. Rahja hatte er verflucht wegen seiner Angebeteten. Warum half sie ihm nicht ihr Herz zu erobern? Und sein Kapitän hatte ihn ebenfalls immer in seinen Ambitionen gebremst. Schon vor einem Jahr hätte er die Prüfung zum Kapitän ablegen können! Er wusste, dass er dazu fähig war. Er war der beste seiner Klasse. Dennoch hatte er Angst. Auch wenn er mit den Göttern haderte, warnten die Priester immer vor den "Dämonenbuhlen", man würde sein Seelenheil opfern, wenn man sich mit diesen Einließ. Sicher hatte der Fremde auch in seinem Tagebuch den Eintrag gelesen von dem Verrückten, der damals in Al'Anfa auf dem Markt etwas davon gepredigt hatte, es gäbe mehr als zwölf Götter, die Dunkelen, die von den Zwölfen unterdrückt würden. Natürlich war der Mann festgenommen und hingerichtet worden. Zurecht? Oder Mundtot gemacht? Hidyon hatte es auf seine Art mutig gefunden, sich so zu äußern und damit sein Todesurteil zu unterschreiben. Ein Märtyrer für seine Sache oder einfach ein Irrer, wie alle anderen gesagt hatten?
"Wie stellt ihr Euch das vor, Fremder? Wer seid ihr?" fragte er zögerlich. 
"Mein Name ist Tarlathin Agusosss. Ich bin Diener Darion Paliganss.. seinen Namen kennt ihr ja. Ich lehre Euch mein Wissssenn und danach entsscheidet ihr Euch, wem ihrr dienen wollt. Isssst dasss ein Angebot?"

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