Donnerstag, 26. März 2009

Der Beilunker Reiter

Die Kuppel des riesigen Tempels blieb hinter ihm. Sie leuchtete mattgolden gegen den noch grauen Himmel. Noch war niemand auf den Straßen, was Jorgus entgegen kam. Weniger Leute die im Weg herum standen. Der Hufschlag seines Pferdes hallte von den Wänden wieder. Seine Meldung war von 'höchster Dringlichkeit', hatte der Geweihte gesagt. DaVanya hieß der Illuminierte wohl. Die Gassen und Straßen von Gareth mit all ihren Sehenswürdigkeiten hatte Jorgus schnell hinter sich gelassen. Das Blei des Umschlages an seiner Seite zog den Beutel nach unten. Er hatte das Paket nur gesehen, als DaVanya es ihm überreicht hatte. In Blei eingeschlagen und mit einem Greifen versiegelt! Auf so Ideen kamen wirklich nur die Praiosdiener... Jorgus ließ das Stadttor hinter sich. Auch die Gassen der Vorstädte flogen vorbei, die meisten Besucher wollten in die Stadt hinein, nicht heraus.
'Sucht nach Hamar ibn Nassal in Khunchom' hatte daVanya ihm aufgetragen 'und übergebt ihm das Paket. Nur ihm! - Sein Vater ist Nassar, der Pferdehändler. Dieser ist dort wohl bekannt. Vielleicht findet ihr ihn dort!'
Eine vage Vermutung ließ Jorgus ahnen, das der Empfänger vermutlich genau nicht vor Ort war. So war es nämlich meistens!
Er gab seinem Fuchs die Sporen. Das stolze Tier wollte scheinbar zeigen was es konnte und schon Mittags hatte er Dattmark erreicht, den Ort seiner ersten kurzen Rast. Während ein neues Pferd besattelt wurde, hatte Jorgus kurz Zeit etwas zu sich zu nehmen.
"Sonderauftrag, hm?" grinste der Wirt der Niederlassung der Beilunker Reiter blöde "Det Pferd sieht ganz schön geschafft us."
Jorgus grinste den Wirt verschwörerisch an und kaute ein "kann sein..." zwischen den Schlücken raus. Der Wirt ging um den Tisch und goß ihm frischen Wein, der mit Wasser versetzt war, ein.
"So, so.. - sagst wohl nicht viel, hm?"
Jorgus schmatzte zur Bestätigung und warf einen Blick aus dem Fenster. Wo blieb der verdammte Knecht mit dem neuen Pferd?
"Schade." murmelte der Wirt.
"Hm?" meinte Jorgus und trank etwas aus dem Humpen.
Der Wirt antwortete erst nach einigen Augenblicken: "Na, Schade, das die Meldung nie ankommen wird..."

Mittwoch, 25. März 2009

Tungdils Entscheidung

Die Bohlen krachten als Tungdil aufschlug. Die niederhöllische Kreatur hatte ihm ein Netz, genau auf den Mund geschossen. Er war wie von einem Schlag getroffen nach hinten geflogen und lag nun auf dem Boden. Zum Glück war er nicht Ohnmächtig geworden! Das Netz breitete sich über sein Gesicht aus. Er versuchte entsetzt seine Finger zwischen Gesicht und Netz zu bekommen – Vergebens. Mit Kraft kam man hier nicht weiter. Tungdil zog seinen Drachenzahn. Er schnitt in das Netz. Wollten die anderem ihm nicht helfen?

Nein! Sie lassen dich im Stich!

Wo kam die Stimme her? Das geht doch nicht! Der Schnitt ins Netz blieb wirkungslos, fast blieb die Klinge in den Fäden hängen. Angrosch Hilf! Krachen, Schlagen und Schreien dröhnten vom Kampf gegen die Kreatur herüber.

SIE werden nicht helfen! Auch dein Götze nicht!

Der Zwerg riß entsetzt die Augen auf. Über seinem Kopf seilte sich eine Spinne ab, sah ihm ins Gesicht. Sie schien zu lächeln, Geifer tropfte auf sein Gesicht. Durch dieses Gewürm würde er nicht sterben. Er bemerkte wie ihm die Luft wegblieb. Dunkle Sterne tanzten vor seinen Augen.

Lass MICH Dir helfen. Ich helfe Dir. Wir können Handeln. Dein Leben gegen ein anderes!

Tungdil bemerkte wie ihm schwindelte. Die Spinne kam näher. Rote Funken glommen in den zahllosen Augen der widerlichen Kreatur. Tausendfach spiegelte sich der Fackelschein wider.

Ich spüre wie Du kämpfst. Du bist stark. Lass es nicht so enden, Zwerg. Nicht jetzt! Und nicht hier.. auf See!


Die Stimme. Er spürte wie sie ihn umgarnte. Verlockend. Er wollte leben.
Andererseits. Nein – er war nicht der Richter über Leben und Tod. Schon gar nicht über das seiner Kampfgefährten. Auch wenn er sie noch nicht lange kannte. Den Packt mit der Spinne würde er niemals eingehen. Verkriech dich in die Hölle wo du her gekommen bist, du Vogelhappen! brummte er unter seiner unnatürlichen Maske. Mit letzter Kraft rauschte die Klinge seines Dolches durch die Luft und zerteilte die Spinne in der Mitte. Dann wurde ihm schwarz vor Augen…



… Als Tungdil die Augen wieder öffnete sah er in das Gesicht eines Mannes. Wo war die Mannschaft? Wo seine Freunde? Wo die Kreatur der Niederhölle. Er konnte wieder atmen, stellte er fest. Wozu hatte der Fremde ihm geholfen? Irgendwo hörte man noch Kampfeslärm… - Die säuselnde Stimme unterbrach seinen Gedankengang.

„Schau an, Kapitän Phileasson hat gleich zwei Wühlratten bei sich. Erstaunlich für eine Schiffsmannschaft.“ Säuselte der Robenträger. Er hatte lange, glänzend schwarze Haare, dunkele Augen und eine kräftige Statur. Spitzbübisch lächelte der Magier: „Legt ihn in Ketten bevor er wieder richtig zu sich kommt. Er guckt schon ganz bööööse – Und nichts ist nerviger als ein wütender Zwerg!“

Glucksend überließ der Magier den Zwerg seinen Leuten, die Tungdil schwere Eisenketten anlegten. Der Magier hingegen ging in Richtung des Lochs im Boden des Schiffes, von wo Licht eindrang. Plötzlich fing der Magier an zu gurgeln und krampfte. Dann spuckte er schwarzes Wasser aus. Fluchend ging er in die Knie. Beim Namenlosen! Was ging hier vor sich? Alle im Raum starrten zum Geschehen.

Der Fremde schien entsetzt zu sein und brabbelte wirres Zeug. Tungdil fiel auf, dass der Robenträger in wenigen Augenblicken um Jahrzehnte zu altern schien. Das schwarze glänzende Haar wurde Grau, das Gesicht wirkte nicht mehr lebendig, sondern eher eingefallen und grau. Nie würde er den Blick des Magiers vergessen, als dieser in die Ferne starrte und murmelte „… Ja, sie haben ihn… dafür müssen sie zahlen..“ Der Magier schluckte trocken und seine Stimme wurde bedrohlich, wie Tungdil es nie zuvor gehört hatte. „Helft mir auf! Sofort!“ befahl er den Männern. „Um den Höhlenscheißer kümmern wir uns später!“

Seans Wacht

Sean strich sich das Haar aus dem Gesicht und hockte sich tief hinter die Brüstung des Schiffes um sich dann hinzulegen. Gespenstig still lag das Elfenschiff im Süden, überzogen mit vielen Schritt langen Spinnenfäden. Nicht einmal der Wind schien sich für das knochenbleiche Schiff zu interessieren, zu dem sich seine Gefährten langsam, in Erwartung großer Gefahr vortasteten. Sean spuckte das Stück salzige Dörrfleisch aus, auf dem er bis eben gekaut hatte. Der Appetit war ihm vergangen. Der Kapitän hatte seinem Skalden, dem Schwarzen und ihm befohlen, den Rückzug zu decken. Mürrisch sah sich der Söldner zu seinen Gefährten um. Ohm Follker blickte genauso sorgenvoll wie er zu dem Schiff wo sich der götterverfluchte Elfenkelch befinden sollte, der Moha hingegen starrte ihn, Sean, aus seinen perlweißen Augen an.
„Glotz nicht so blöd!“ entfuhr es Sean. Ynu wandte den Blick nach einem Moment ab und suchte dann die Umgebung nach den Anzeichen von Gefahr ab, wie es schien.
Spinner dachte Sean warum der Kapitän wohl so komische Gestalten neben sich duldete. Ein seltsam zusammengewürfelter Haufen.. noch dazu Tulamiden und dieser verfluchte Moha mit seinen Tätowierungen, der zudem ständig mit seinem Schwert sprach. Na ja, wenigstens hatte er versprochen ihn an gefundenen Schätzen zu beteiligen. Wenn er später berichten konnte wo er überall gewesen war – und mit wem – konnte er zudem sicher bei anderen Auftraggebern gutes Geld verlangen. Sean rückte ein Stück zur Seite um besser liegen zu können.
Es war immer noch extrem Still als die Gruppe im Bauch des Schiffes verschwand. Mochten Phex und Rondra ihnen beistehen!
„Ssst,… Hamoboho!“ zischte Ynu. Er meinte damit ihn. Es bedeutete soviel wie Mann-dessen-Finger-zuerst-fliegt.

„Was i…“ Sean verstummte als der den Moha sah, der seinen Finger auf den Mund legte. Jetzt sah er das Problem: Beorn! Der Konkurrent Phileassons trat mit seinen Männern zwischen zwei Schiffen nicht weit entfernt hindurch. Scheinbar hatte dieser Pfützenpirat sich in einem Schiff versteckt und so lange gewartet bis Phileasson die Drecksarbeit für ihn erledigte. Nur, wenn dem so war warum hatte er nicht die Nachhut überwältigt, er musste doch gesehen haben wie Ohm, Ynu und er sich an Bord der alten Thalukke versteckt hatten. Und wo war die verfluchte Magierin? Mit Schrecken kam ihm die Erkenntnis, - doch es war zu spät. Es war als ob sich die Praiosscheibe selbst vor seinem Auge entzündet hätte. Er griff vollkommen geblendet zu seinem Bogen, spannte und ließ den Pfeil los, in die Richtung aus der Schritte auf sie zukamen: Der Feind hatte sich von hinten an sie angeschlichen. Der Pfeil traf sein Ziel, Sean hörte einen Schmerzensschrei, dann stumpfes gurgeln. Firun sei Dank! Wenigstens einen Mitgenommen! Obwohl der verschwommene Blick sich wieder festigte, musste Sean nach seinem Köcher tasten und fand schnell auch einen Pfeil als sich ein Schatten auf ihn senkte.

„So nisch, Freundschän!“ presste eine wütende dunkele Stimme hervor. Seans Hand fuhr zum Schwertgurt. Dann sah er es vor sich: das Gesicht des Mannes der ihn töten würde, das letzte was er je sehen würde: ein riesiger Moha mit hässlichen Narben hatte sich vor ihm aufgebaut. Der Feil steckte ihm in der Schulter. Er schien es zu ignorieren. Der Fremde trat ihm auf seine Hand und brummte „Wird nisch ungezogen!“
Im Hintergrund lachte die fiese Magierin auf als Ynu sich unter heftigen Krämpfen wand und ihm Schaum vor den Mund trat. Ich hasse Magier! war Seans letzter Gedanke. Dann wurde es schwarz, als der schwere Schaft der Waffe des schwarzen Riesen auf seine Stirn krachte.

Mittwoch, 11. März 2009

Verdammnis. - Teil 12

Hork hängt sicher am rissigen Mauerwerk. Dann stellt er fest, dass das Dach nicht erreichbar ist ohne einen Sprung zu riskieren und sein Leben mal wieder aufs Spiel zu setzen. Doch er ist der Jäger, ihm bleibt nichts anderes übrig. Muss sein Ziel erreichen, sonst ist er selbst des Todes. Sein Herr vergibt nicht. Keiner seiner Herren. Nicht der diesseitige, nicht der Jenseitige des Schattens. Er springt und hängt an der Dachtraufe. Seine Muskeln spannen sich. Nur Dunkel unter sich, wie ein Maul - bereit, ihn zu verschlingen. Doch das geschieht nicht. Hork zieht sich aufs Dach, huscht sicheren Schrittes über den steilen Grat des Daches auf den First. Dann zieht er den Mantel um sich und wird zum Schatten. Ein Blick verrät, dass sein Ziel noch Wach ist. Hoch über der liegt das Gebäude. Er musste es über eine steile Klippe erklimmen, die Mauern sind stark bewacht. Das Risiko ist es wert, sein Ziel liegt so Nahe. Er denkt nicht an Vergangenes, hat ein Ziel vor Augen. Es brennt noch Licht im obersten Stockwerk des Hauptgebäudes. Der First endet am Hauptgebäude. Noch 20 Schritt bis zum Fenstersims. Dann zehn Schritt, fünf Schritt und ein Sprung. Hork hockt auf dem Fenstersims. Grazil springt er weiter zum nächsten Sims, wieder ein Sprung zum letzten Fenstersims, hinter dem kein Licht brennt. 
Das Kribbeln auf seiner Haut verrät ihm, das sich jemand nähert. Ein klacken am Fenster direkt neben ihm. Wache! 

Kein Wachmann. Magierin. Vom Dach ein Strick um ihren Hals, als sie sich herauslehnt um zu sehen wen sie gehört hat. Geschärfte Sinne durch Magie. Die Schlinge zieht sich schnell zu, sie hatkeine Chance, wird aus dem Fenster gerissen, hängt würgend an der Schlinge. Hork steht auf dem Dach und hält die zappelnde Frau. Seine Füße stehen sicher auf den feuchten Schieferschindeln. Der Jenseitige Herr hilft ihm. Endlich hört sie auf zu zappeln. Er lässt sie herab auf den Garten des Innenhofs. Das Seil löst sich von ihrem Hals und er zieht es hinauf. Der Diesseitige Herr hat ihm dieses Hilfsmittel gegeben. Der lautlose Jäger schwingt sich wieder auf den Sims. Ohne Wachmagierin wird es einfacher sein. Er macht einen Sprung zum beleuchteten Fenster. Auf dem Bett liegt die Frau. Sein Ziel! Sie schläft. Er spürt keine Gefahr in diesem Raum. 

Als er herantritt, wird sie nicht Wach. Er zögert nicht, sticht ihr in die Kehle. Es dauert nich lange. Er hinterlässt auf Wunsch des Diesseitigen Meisters eine Schriftrolle auf der Toten und schneidet ihr den Ringfinger ab. n verlässt er den Raum. Ein neues Ziel. Den Meister treffen. 

Dienstag, 10. März 2009

Verdammnis. - Teil 11

Holz. Salziges Wasser, überdeckt von Modergeruch. Schweiß. Dann der Geruch von Erbrochenem und Pisse. Hidyon zuckte. Wo war er? Ein Stirnrunzeln, begleitet von heftigem Kopfschmerz. Ein Stöhnen, das seiner eigenen Stimme. Jeder Knochen im Leib tat ihm weh. Seine Hand wanderte Träge zum Gesicht. Irgendwo erklang eine Stimme, ganz weit weg. Dann rauschte es, als jemand einen Eimer kalten Wassers über ihn goß. Hidyon wurde schlagartig wach. Das Salzwasser brannte in seinen offenen Wunden. 
"Werd' wach Landratte!" fuhr ihn jemand an. Dann erntete Hidyon noch einen Tritt in die Seite. Er stöhnte auf. Eine Geste im Schatten ließ den Piraten der ihn geweckt hatte, zurückweichen. 
Hidyon hustete. Der Schmerz ließ ihn fast wieder ohnmächtig werden. Jedoch spürte er, trotz des Schmerzes die Präsenz des Wesens, das dem Piraten den Wink gegeben hatte, aufzuhören. 
Hidyon schlug die Augen auf und sah im Schatten eine Person stehen. Er zwinkerte Mehrmals, um den Schimmer auf seinen Augen weg zu bekommen und wischte sich den Dreck aus den Augen. 
Hidyons Gedanken wanderen zurück. Er hatte einen Schlag auf den Kopf bekommen. Das war das letzte woarn er sich erinnerte. Davor waren sie vor einem Piratenschiff geflohen, welches plötzlich am Horizont aufgetaucht war. Sie hatten sich verteidigen müssen, nachdem das Schiff sagenhaft schnell aufgeholt hatte. Trotz des mangelnden Windes hatte es unter vollen Segeln gestanden. Der Kampf hatte nicht lange gedauert, die Piraten waren erfahrene Kämpfer und die Matrosen der Nixe-von-Havena waren höchstens Kneipenschlägereien oder Messerstechereien gewohnt. So hatte man sich schnell ergeben, dennoch waren die Piraten außerst hart vorgegangen. 
Ein knallen riß Hidyon aus seinen Gedanken. Vor ihm landete ein Kopf! - Der des Kapitäns! Hidyon wich in einer Drehung zurück und saß dann auf dem Hintern, den Kopf zwischen den Beinen. Er starrte den Kopf seines verehrten Kapitäns an. Es sah aus als wäre er nicht abgeschlagen worde, sondern eher abgerissen. Jemand packte Hidyon am Kinn und riss seinen Kopf nach hinten. Ihm schoß der Geruch von Schweiß in die Nase, die den Pirat umfing. Der Pirat fixierte mit starrem Griff Hydions Blick auf den Schatten. 
Durch die Gitterabdeckung im Hauptdeck brach Licht in den Raum. Hidyon befand sich genau unter der Öffnung, also im Licht, und musste blinzeln um etwas zu erkennen. Vor ihm stand ein Mann in blauschwarzer Robe. Sein Gesicht war verborgen unter einem Kaputzenumhang. Hydion meinte kleine grünliche Kraken auf dem schwarzen Mantel wimmeln zu sehen, als der Schatten einen Schritt nach vorne machte und ins Licht trat. Die Kraken waren filigran in den Mantel eingestickt. 
Von dem Schatten wehte der Geruch fauliger Algen hinüber, als sie abwartend vor Hydion stehen blieb. Man sah nur das bleiche Kinn unter der Kaputze vorragen. Einige Stoppel schlohweißes Haar standen als Reste eines Barts vom Doppelkinn des Fremden ab. 
"Hydion Nebreas..." säuselte die überraschend helle Stimme: "der Sohn des Hafenmeisters von Al'Anfa, nicht wahr?"
Hydion schluckte und nickte Leicht. Es hatte keinen Sinn mehr, etwas zu leugnen. 
"Der einzzige Grund, warum ihr noch lebt, ist dassss ihr noch helfen chönnt.." zischelte der Mann "Eure Wahl - Ein ein versprocchen schhmerzzvoller Tohd.. .. ohderr dasssz Weiterlehben. Vielleichht sssogarr Reichhtum, den ihrr euch nicht zzu träumen gewahgt habt.. "
Vor Hydon landete ein Beutel mit kostbarem Geschmeide und vielen Goldenen Dublonen. Mehr als er je im Leben gesehen hatte. 
"Aberr.. die Herrrin verschpricht nicht nur Gold.. - chabt ihrr nicht immer davon Geträumt die Zauberkunsst zu beherrschenn??" 
Hydion blickte die Gestalt an. In ihm regte sich Widerstand. Er rang mit sich. Dieser Schwarzmagier, denn offensichtlich war der Mann einer, versprach viel, das was er immer erträumt hatte. Woher wusste der Mann das? Als Antwort fiel ein Buch zu Boden. Sein Tagebuch, welches sich immer in seiner Tasche befunden hatte, die er als Adjutant des Kapitäns immer bei sich getragen hatte. 
Ein gurgelndes Kichern entfuhr dem Magier. 
"Wie wäre esss, wenn ich Euch die Kunsst der Magie lehre? Vielleicht könntet ihrr ja dann ssoogar die Gunst der jungen Dame erlangen, deren Herzz ihr so begehrt, die Euch aberr verabscheut..." 
Hydion wurde wütend. Verfluchter Schwarzmagier! Sein Tagebuch gelesen...! 
"Ich ssehee.. ihr ringt mit Euch. Vergesst die Wut. Auch wenn Wut stark machht.. Hierr isst ssie nicht angebracht... Denkt vernünftig. Denkt an Eure Zukunft! Ihr habt doch selbsst geschrieben, dasss die Götter Euch nie geholfen haben. Ssie interesssieren Euch nicht. Eine wirklicheee.. - direkte Macht - hat mir hingegen gessaggt sie würde Euch gerne Helfenn.. Dass ist eine grosssee Ehre. Ssselbst ich mussste mir ihre Aufmerkssamkeit erarbeiten. Sssieeee siieehtt EUER Potential... " 
Sprach dieser Dämonenbuhle die Wahrheit? Hatte er wirklich die Götter verraten? Schon lange war er nicht mehr in einen Tempel gegangen, um den Göttern zu opfern. Er war verbittert gewesen. Rahja hatte er verflucht wegen seiner Angebeteten. Warum half sie ihm nicht ihr Herz zu erobern? Und sein Kapitän hatte ihn ebenfalls immer in seinen Ambitionen gebremst. Schon vor einem Jahr hätte er die Prüfung zum Kapitän ablegen können! Er wusste, dass er dazu fähig war. Er war der beste seiner Klasse. Dennoch hatte er Angst. Auch wenn er mit den Göttern haderte, warnten die Priester immer vor den "Dämonenbuhlen", man würde sein Seelenheil opfern, wenn man sich mit diesen Einließ. Sicher hatte der Fremde auch in seinem Tagebuch den Eintrag gelesen von dem Verrückten, der damals in Al'Anfa auf dem Markt etwas davon gepredigt hatte, es gäbe mehr als zwölf Götter, die Dunkelen, die von den Zwölfen unterdrückt würden. Natürlich war der Mann festgenommen und hingerichtet worden. Zurecht? Oder Mundtot gemacht? Hidyon hatte es auf seine Art mutig gefunden, sich so zu äußern und damit sein Todesurteil zu unterschreiben. Ein Märtyrer für seine Sache oder einfach ein Irrer, wie alle anderen gesagt hatten?
"Wie stellt ihr Euch das vor, Fremder? Wer seid ihr?" fragte er zögerlich. 
"Mein Name ist Tarlathin Agusosss. Ich bin Diener Darion Paliganss.. seinen Namen kennt ihr ja. Ich lehre Euch mein Wissssenn und danach entsscheidet ihr Euch, wem ihrr dienen wollt. Isssst dasss ein Angebot?"

Sonntag, 8. März 2009

Verdammnis. - Teil 10

"Männer, wir haben uns die Zeit und den Ort nicht ausgesucht! Aber jetzt stehen wir hier! Und Rondra zeigt uns das sie auf unserer Seite ist. Die Wege der Götter sind undurchschaubar, jedoch könnte sie uns ein deutlicheres Zeichen senden als Blitzschlag und Donner? SIE streitet mit uns! RONDRA!" 
"RONDRA!" antworteten hunderte Kehlen: Die Bosparanische Legion stand wie ein Mann! Der Tribun schritt die Reihe ab und hob sein Schwert. 
"Prinz... seid ihr wirklich sicher? Ich empfehle immernoch; wir sollten warten bis das Entsatzheer des Horas..." 
"Schweigt Magier! Der Horas hat mir schon meine letzten Triumphe genommen" brachte der Tribun, Prinz Ayklos, den gebrechlichen Magier zum Schweigen und warf ihm einen zornigen Blick zu. Er hasste den Mann. Die Entscheidung musste jetzt getroffen werden, jetzt wo die Geschütze einen Riß in der Mauer gerissen hatten. Auch wenn es leicht regnete Blitze über den Himmel zuckten. 
"Aber die Zeichen ..." winselte der Magier. 
"Ich - habe - mich - entschieden!" brachte der Sohn des Horas abgehackt vor und brüllte dann "ANGRIFF!". Zum Zeichen für die Katapulte ruckte sein Schwert nach unten. Die schweren Geschosse hüpften, als die Steine abhoben und, als würde Satinav das Boot der Zeit langsamer fahren lassen, auf die Mauer zuflogen und mit lautem Krachen auf die Mauer stürzten.
Die Legion marschierte unter lautem Klappern mit den Waffen gegen die Schilde los. Schritt für Schritt dränge das erste Battalion mit dem Rambock auf das Tor zu. Die Pfeile der Verteidiger prasselten am undurchdringlichen Schildwall der Bosparaner ab. Nadelstiche auf den Schildkrötenpanzer. Der Prinz war zufrieden, beobachtete das Vordringen seiner Truppen. 
Etwa einen viertel Stundenlauf später rammte der Bock das erste mal gegen das Tor der Festung. 
"Seht ihr, Magus, die Verteidiger können nichts gegen die unbesiegbare XII Legion tun" dozierte der Prinz. "Ausgehungert wie sie sind, werden sie ein leichtes Opfer sein, zurück gerängt in ihre letzte Zuflucht. Danach wird ihr Reich dem Horas gehören" Er lächelte selbstzufrieden. 


Rumms! Der Rammbock war gegen das Tor gerammt.
"TERTIO! Stellung nehmen und - Ziehen!" brüllte der Centurio. Unter dem Rammbock, versehen mit Holzdach und bespannt mit dickem Leder, waren die Soldaten der ersten Kohorte geschützt vor Pfeilbeschuß. 
"SECUNDO! ZIEHT zu-rück!" befahl Centurio Roncas und seine Männer zogen den Rammbock nach hinten. Er selbst zog einen Riegel vom Fensterchen zur Seite und öffnete es. Durch das Fenster in dem fahrbaren Holzgestell gönnte er sich einen kurzen Blick aufs Tor, welches schon schwer unter dem Eisen-Widderkopf gelitten hatte. 
"Ihr habt es gleich, Männer! PRIMO!" Schon rauschte der Rammbock unerbittlich nach vorne und es dröhnte, als der Widderkopf auf das Tor traf. Holz splitterte, das Tor vibrierte, hielt aber noch. 
"Achtung! Tertio! Stellung ne.." setzte Roncas an, dann brachen die Niederhöllen los. Es regnete Flammen. Die Verteidiger hatten brennendes Pech auf das Dach des Wagens schütten lassen. Direkt vor Roncas brannte sich die Flüssigkeit durch die Decke, einem Legionär ins Gesicht. Dieser schrie auf, als sich Haut und Fleisch auf einmal lösten. Eine grausige Grimasse blieb zurück, als der Legionär zu Boden sank. 

"Devicus, schick Nerym vor." befahl der Prinz. 
"Herr?" der Magier zögerte. 
Ein Blick des Prinzen ließ seine Zweifel verstummen 
"Wie ihr befehlt.." schluckte der weißbärtige Mann seine Kritik herunter und fuhr mit der Hand zu dem Opasdiadem an seiner Stirn. Er flüsterte etwas. Kurz darauf schälte sich eine rote Figur aus der ersten "Schildkröte" hinter dem schwelenden Rammbock, aus dem Todesschreie gellten. 


Neryms Herz raste, als er für einen Augenblick den Schutz der II. Kohorte verließ. Ihm stieg sofort der Geruch von Feuer, verbranntem Fleisch und ätzendem Pech in die Nase. Gerüche die sich in den letzten Wochen bei ihm eingebrannt hatten. Innerlich verfluchte er den Prinzen dafür, sein, Neryms,  Leben so leichtfertig - und frühzeitig - einzusetzen. Zum wiederholten Male in den letzten Wochen! Zwei seiner Gefährten waren schon auf diese Weise in der Vergangenheit umgekommen. Zwei Leibwächter schützten seinen Körper vor Beschuss und schälten sich mit aus der Schildkröte. Zwei Herzschläge später sah er das Inferno von Angesicht zu Angesicht. Es Donnerte über ihm. Ob Rondra so einen Kampf wollte? Besonders ganz vorne am Kopf der Levthangehörnten Ramme hingen mehrere verkohlte Körper zwischen dem Rammengestell im Holz. Nerym schluckte. Er hasste diesen Krieg! Warum hatte er nur diesen Contract unterschrieben. Was waren die Geldmünzen seiner Ausbildung schon gegen die Greuel die er hier miterlebt hatte. Nur um seine Schulden schnell abzuarbeiten hatte er zugestimmt. Vermutlich wollte der Prinz, jetzt, am Ende des Krieges alles daran setzen diese Kosten einzusparen und ihn zu opfern. Einen Orden für seine Familie! Diesen Gefallen würde er der Horasbrut nicht tun. Dann sah er Roncas, wie die Leiche eines Legionärs zur Seite schaffte und stieg im gleichen Augenblick über den Balken des Holzgestells in das brennende Gebälk. 
"Männer" brüllte der Offizier und wurde von einem Husten unterbrochen "Ausgangsstellung!"
Er warf einen verzweifelten Blick zum Magier hinter sich und nickte. Sie waren Freunde geworden. Würden sie zusammen sterben?


"Was macht dieser Narr!" Der Prinz fasste wütend an seinen Feldherrenstab.  "Wenn unser Plan schief geht, mache ich euch persönlich dafür Verantwortlich, Hofmagier!" 
"Er wird nicht scheitern, Herr" presste der Alte Magier hervor. Zum ersten Mal war etwas eine Gefühlsregung in seinen Worten zu hören. Verachtung? Der Prätorianer hinter neben dem Feldherrenzelt warf einen Blick auf den Magister Magnus um festzustellen, ob dieser Dummheiten im Sinn hatte. Natürlich nicht. Der Hofmagier hatte sein Leben lang im Palast der Horas überlebt, er wusste wie er sich zu verhalten hatte. Auch wenn diese Gefühlsregung des Magiers gewagt war, der Prinz hatte es scheinbar überhört, viel zu versessen vom Kampfgeschehen. Der Prinz bleckte die Zähne. Vielleicht hatte er auch die Verachtung des Magiers gehört und es gefiehl ihm sich ein wenig mit ihm zu Messen?



"Primo!" kam der Befehl des Centurios ziemlich erschöpft hervor. Der Levthanskopf donnerte gegen die Wand aus Holz. 
Endlcih hatte sich Nerym nach vorne gekämpft und war über den sterbenden Legionär gestiegen, dessen Position an der Ramme nun der Centurio einnahm.
"Achtung! Tertio! Stellung..." ein weiteres Husten unterbrach den Centurio in seiner Befehlsgebung. Die Soldaten arbeiteten dennoch im gewohnten Takt weiter. 
Nerym fasste an den Opal. 
"Magister, ..." murmelte er, mehr für sich selbst, und spürte die Bestätigung des Älteren, seines Meisters "Wir sind bereit."
Dann ging der Magier tief in sich, verdrängte die brennende Welt um sich. Vergaß den Gestank, die Schreie, die Erschütterungen,  tastete nach dem tiefen beruhigenden klaren See. Der See war seine Möglichkeit, sich zu konzentrieren. Die schönste Zeit in seinem Leben hatte er an einem See verbracht. Die Quelle seiner Kraft. 
Dann fühlte er die Kraft in sich aufsteigen, kanalisierte es in seinen eingstudierten Formeln und dann brach die Kraft aus seiner Hand und traf auf das Tor. Dort, wo er das Tor betrachtet hatte, schien es matt zu werden. Jegliche Kraft wich aus dem Holz, es wurde grau und schimmelig. 
"PRIMO!" une es krachte. - Der Centurio lachte grimmig auf, als der Rammbock das Tor durchschlug. 
"DURCHBRUCH! Brüllte er! Noch einen Schlag! Danach Ramme frei!"



"Na endlich." entfuhr es dem Prinz fast gelangweilt. "Mein Pferd! - Hofmagus, ihr auch?" 
Mit einem grinsen blickte er zum Greisen Hofmagier. Natürlich würde dieser nicht die Kraft haben ihn zu begleiten. 
"Na gut, dann wartet hier." säuselte der Feldherr und setzte den Helm auf. 
"Natürlich Herr, die Ehre ist Euer." antwortete der Hofmagier, wieder zur alten Gefühlslosigkeit zurückfindend. 
Gerne hätte der Prätorianer in den Gedanken des Magiers gelesen als dieser zurückblieb und der Prinz und seine Garde aufsaß. 



"RAMME FREIGEBEN!" brüllte der Centurio und seine Männer schoben die Ramme aus dem Weg, als die II. Kohorte vorrückte. Geschrei und RONDRA-Rufe paarten sich zu den Angriffsposaunen. Ein Sturm brach los. Die Legion rückte vor! Der Centurio drückte den Magier kurz an sich, auch wenn dafür eigentlich keinen Platz war, zu dieser Zeit an diesem Ort. Dann verließ er das rauchende Gefährt und schütze den Magier mit seinem Schild gegen Pfeile. Dieser blickte erschöpft, wie sie alle. Nerym hatte sich zu einem passabelen Kämpfer entwickelt in den letzten Wochen.  Sie hatten die Technik entwickelt, die Tore zu knacken. 

Dann riß sie der Strom der Soldaten mit. Ein Stoßgebet nach Alveran sendend, es möge kein neuer Feuerstrom vom Torhaus regnen, durchquerten sie dieses.  Das schwarze Pech vermischte sich, noch brennend, mit Wasserpfützen vom Regen und dem Blut der Kämpfenden. Die wahre Schlacht hatte begonnen. Die Tulamida hielten sich wacker gegen die Soldaten Bosparans. Nerym und Roncus hatten Schutz in einem Torbogen gefunden und sahen wie die Soldaten die Krieger des sogenannten Schwarzen Sultans immer weiter zurückdrängten. Rondra hatte kein Einsehen mit ihrem Kampf. Immer heftiger schüttete es vom Himmel. Doch dann geschah es...


Der Prinz trat durch das Haupttor, geschützt von seiner Garde. Die Soldaten mit den schwarzen Harnischen, versehen mit dem roten Mantikor, flankierten den Mann in der goldenen Rüstung. Sein Weißer Mantel trank das Blut des Bodens. Seine Soldaten jubelten ihrem Herrscher zu. Sie liebten ihren Feldherren. Ein Pfeil wurde von Geisterhand vom Prinzen abgelenkt. Einer der Magier senkte die Hand. Der Zauber würde den Prinzen gegen den heimtückischen Beschuß schützen. Der Magier zog sich wieder zurück, auf jedes Zeichen eines Feindes achtend. Er war die große Hoffnung des Prinzen, sein zukünftiger Hofmagier. Der Hofmagier des nächsten Horas!

Gerade rückte der Troß des Prinzen bis zur Mitte des Innenhofs vor, da ließ ein underisches Brüllen jene erstarren, die nicht gerade in Kämpfe verwickelt waren. Heister aber grausam und mächtig und überwältigend dröhnte es über den Platz und ließ alle auf dem Hof zusammenschrecken. Dann sahen die Krieger es - Ein Monstrum schälte sich aus dem Tor auf der obersten Terasse der Verteidiger. Die Kreatur hatte Bocksfüße. Ein Stierkopf krönte den riesigen, muskelbepackten Körper der sechs Schritt großen Kreatur. Es hielt in jeder seiner vier Arme eine andere Waffe. Links einen blutbeschmierten Morgenstern. Es sah so aus, als ob dieser schon blutige Ernte unter den Köpfen der Verteidiger gefunden hatte. Gerade im Moment Rammte die unheilige Kreatur die Kugel in den Rücken eines Bogenschüten der von oben auf die Angreifer geschossen hatte und riß dabei die Brüstung mit fort, hinter der der Unwissende Schütze sich versteckt hatte. In der nächsten Hand zuckte eine Peitsche schlangengleich in die Brust eines Verteidigers, welcher unter niederhöllischen Qualen zu Boden ging. Sofort entzündete sich die Wunde und wurde zu einem grünen, matschigen Fleck auf der Brust des Soldaten. 
In der dritten Hand hielt die Kreatur ein riesiges Beil, dessen Schaft aus einem giganitischen Knochen bestehn zu schien. Ein Totenkopf auf dem Stiel schien schmerzerfüllt aufzuschreien, als der Stierkopf mit seinen blutunterlaufenden Augen auf seine Waffe starrte und dann das Blut vom Beil leckte. Die Zunge erinnerte an ein Tentakel und grünlicher Geifer tropfte aus dem Maul zu Boden, wo er zischend liegen blieb. Die vierte Waffe war ein riesiges Schwert. Auf einer Seite scharf wie ein Babiermesser und auf der anderen gezackt wie eine Säge zerteilte es mit einem unwilligen Blick den Kopf eines Soldaten des Feindes mit einem Hieb. 
Die Kreatur brüllte erneut niederhöllisch auf und überdröhnte damit das Donnern des Himmels. Er reckte den Brustkorb empor und streckte alle vier Waffen zum Himmel. Die Kreatur machte zwei Schritte nach vorne und zum Vorschein kam ein unnatürlich großes, erigiertes Glied. Die Kreatur war voll in ihrem Element - Sie geilte sich am Kampf auf. Vollkommen schien der Blutrausch zu sein, unendlich ihre Mordlust. 
Dann senkte sich der Blick auf die Prätorianer und den Prinzen. Blutrote, gelbe Augen in denen ein wildes Feuer brannte, starrten auf den Hof hinab. 
"DAS DU MICH GERUFEN HAST UM DIESEN WURM UND SEINE LÄCHERLICHEN SCHÄRGEN ZU VERNICHTEN WIRST DU BEREUEN. DANACH BIST DU DRAN, MAGUS! UND DANN DER REST!" dröhnte die Stimme über den Platz. 
Dann setzte die Kreatur zum Sprung an und machte einen Satz in den Hof. Donnernd kamen die Hufe auf, bevor auch nur einer der Leibgarde reagiert hatte. Der erste Prätorianer der sich aus der Erstarrung reißen könnte, war ein junger blonder Mann. Er starrte die Kreatur mit aufgerissenen Augen an. Einen Moment später stürmte er mit einem lauten 
"Niemals! Für den Horas!" nach vorne auf die Kreatur. "Für RON..." weiter kam sein Anruf der Göttin nicht, da biß ihm die Peitsche die Kehle aus dem Hals. Er fiel wie ein Sack Mehl zusammen. 
Ein horaslicher Magier sammelte den Mut nach vorne zu treten und spreitzte die Hand. Vor ihm glomm eine Wand aus magischer Kraft auf. Die Kreatur brüllte wütend etwas auf einer fremden Sprache und ein Feuerschlag schlug aus ihrem Hals. Wenige Augenblicke später prasselten die Hiebe auf die Wand ein. Man konnte den Eindruck haben, dass der Schatten der Kreatur immer erst etwas später reagierte. Das Schild erzitterte, als die Waffen des Dämons auf es prallten. 
"Euer Majestät, ihr müsst.." brüllte der Magier an seinen Herrscher gewand nach Hinten. Dann verstummte er erschreckt, als der Schild, den er mit all seiner Macht erschaffen hatte aufblitzte und wie ein verlöschender Stern verging. Der Magier schaffte es nicht mehr, sich zum Dämon zu wenden. Er wurde von der Peitsche am Fuß erfasst, die ihm bis auf den Knochen schnitt, und zurückgezogen unter den Dämon. Dieser setzte einen Huf auf den Kopf des Magiers. Dieser brüllte entsetzt auf. So viel Panik hatte nie einer der Soldaten auf dem Hof in einem Schrei liegen hören. Dann zerbarst der Kopf wie eine reife Melone unter dem Huf des Dämons. 
"Ups" gurgelte die Stimme des Wesens gehässig, gleichzeitig begleitet von einem grollenden Kichern. Nun entfaltete die niederhöllische Kreatur ihr volles, schreckliches Potenzial. Die vier Waffen Kreisten und wirbelten im Hof und jeden Augenblick starben Legionäre. Jeder Hieb schien ein Toter zu sein. Der Prinz schrie entsetzt auf, als die Kreatur sich zu ihm durch arbeitete. 
"Für Dich habe ich mir etwas besonders ausgedacht!" höhnte der Dämon mit dem Blick auf den Prinzen gerichtet unb bleckte die Zähne. In diesem Moment zeriss er einen Legionär in der Luft. Die Wirbelsäule hing grotesk aus dem Oberkörper des Toten, das Blut besudelte den Blutsäufer vollkommen, dann machte er einen weiteren Satz nach vorne. 
"Verteidigt Euren Horasprinzen!" kreischte der Feldherr entsetzt auf und wirklich, die Prätorianer, seine Leibgarde, formierte sich zum Schutz, obwohl sie wussten das es kein Entkommen gab. 

Nerym wandte seinen Blick zu seinem Freund. Dieser starrte immernoch auf die Kreatur. Unsägliches Entsetzen spiegelte sich in seinem Gesicht.
"...mögen die Götter uns beistehen.. mögen die Götter uns beistehen.." murmelte der Centurio immer wieder. 
"Roncus! Komm zu Sinnen! Wir müssen Kämpfen oder Fliehen!" 
Der Magier schlug seinem Freund ins Gesicht. Der Geschlagene blickte kurz zum Magier. Dann wieder zurück zum Gemetzel, in dem sich der Dämon suhlte. 
"Ich .. kann nicht ... fliehen.. so ein Frevel!" Roncus rann eine weitere Träne über das Gesicht. Nerym nickte. Es gab ohnehin kein Entkommen. Beide drehten sich herum, um gegen das Böse zu kämpfen. Dieser Gegner - und die die ihn gerufen hatten - mussten sterben! 


Der Prinz stolperte zurück zum Tor, floh, wie viele Soldaten auch, gemeinsam vor dem unbesiegbaren Feind. In Tor stehend sah er eine kleine Gestalt regungslos vor dem Feldherrenzelt stehen: Der Hofmagier! 
Hätte er bloß auf den Rat des verfluchten Alten gehört.. Dann spürte er den heißen stinkenden Atem des Wesens hinter sich und drehte sich zitternd um. Er bemerkte wie er sich benässte. Dann sah er die rot glühenden Augen seines Gegners... 



Donnerstag, 5. März 2009

Verdammnis. - Teil 9

Das Gebrüll des jungen Thorwalers war schon lange zu hören gewesen, als die Türe aufflog und Herr Firun einen eisig kalten Luftstoß mit in die Hütte bließ.

Arngrim, ein Thinskar (=Leibwache d. Hetleute), hatte den Auftrag gehabt auf den Sohn seines Hetmannes Trollwulf der Drachenschild-Ottajasko zu achten. Geir, sein Schützling, und seine Freunde waren in Thorwal unterwegs gewesen. Die Jungs hatten sich prächtig amüsiert und auf dem Heimweg war das Unglück passiert: Auf der spiegelglatten Straße hatten die Jungs ihren Spaß gehabt und hatten sich mit Schneebällen beworfen. Dann hatte Geir, als Arngrim nicht aufgepasst hatte, gewagt, auf einen Stapel Kisten zu klettern um seine Freunde von oben mit Schneebällen einzudecken. Arngrim wollte ihn gerade herunterholen, aber da war es schon zu spät gewesen: Das Glück hatte den Jungen verlassen, als der Stapel ins Wanken geraten war. Geir hatte noch versucht auf den Beinen aufzukommen, hatte aber nicht mit der eiskalten Straße gerechnet. Es hatte ein lautes Knacken gegeben, als der Junge ausgerutscht und aufgeschlagen war. Der Junge hatte seitdem nur noch geschrien und brüllte dauernd, das sein Knie ihm so weh täte. Wäre er bloß Ohnmächtig geworden! Arngrim hatte die Lage erkannt, die Situation verlangte nach einem Fachkundigen Läknir (=[Wund-]Arzt).

"Renea!" brüllte Arngrim in den Raum, sah die Alte aber nicht. "Renea komm raus ich brauche deine Hilfe!". Der Thinskar fegte den Tisch frei und legte mit Hilfe der Freunde Geirs den Jungen dort ab.
Verfluchtes Pech! schalt er sein Schicksal.
"Renea! Komm schon ich weiss das Du da bist!" Der alte Recke machte einen Schritt auf die Schlafecke der Alten neben dem Kamin zu und zog die dicke Wolldecke zur Seite, die den Schlafbereich vor der Kälte schützte. "Runolf, mach die Türe zu, Eldgrimm Du machst Feuer!" befahl er den Freunden Geirs.
"Was bei Swafnir machst Du da!" zischte die Stimme der alten Frau. Sie hatte sich aus ihrem Deckenlager erhoben und blickte dem Hühnen herausfordernd ins Gesicht. "Wen bringst Du da zu mir?"
Der Thorwaler schluckte. Sie war dürr geworden. Dürr und alt. Lange lag der Tag zurück an dem sie sich kennen gelernt hatten. Bestimmt vierzig Winter. Auch wenn sie jetzt eine alte Frau war leuchteten ihre Augen noch im alten Feuer. Augen, die er damals geliebt hatte. Augen die er gehasst hatte.
"Renea" er stockte kurz und versuchte ein Lächeln "ich bitte Dich. Er ist gestürzt. Sein Knie ist.. er hat es sich verdreht. Ich weiss nicht wo ich sonst hingehen soll. Bitte! Er ist mein Schützling. Ich weiß es ist lange her. Wir haben beide Fehler gemaht. Tu es für den Jungen. Helf ihm, ich weiß nicht wo ich sonst hin gehen soll! Er ist der beste Spieler von Orkan Thorwal.. ich ... er soll nicht durch einen Fehler von mir zum Krüppel werden.."
Erst dann bemerkte Arngrim dass er die Frau an den Schultern gepackt hatte. Sie blickte ihm tief in die Augen. Er musste an die Liebesnächte mit der sicher zwanzig Jahre älteren Frau im Sommer vor vierzig Jahren denken. Er war jung gewesen und hatte viel von ihr gelernt. Dann war er auf Fahrt gegangen und sie hatten sich aus den Augen verloren. Sie hatte versucht ihn wieder zu sehen. Auch wenn es ein Abenteuer gewesen war mit ihr, hatte sie immer ein seltsames Gefühl gehabt, wenn sie sich getroffen hatten. Auf der Straße. In einer Halla zu verschiedenen Feiern. Immer hatte er das Gefühl gehabt, ihm hätte etwas gefehlt ohne sie. Selbst als er verheiratet gewesen war, war dies so geblieben.
Er schüttelte die Gedanken ab und ließ die Frau los, die kurz zu dem Jungen am Tisch blickte, der von seinen Freunden umsorgt wurde, so gut es ging. Ihr Blick traf ihn wieder.
"Geh mir aus dem Weg" sagte sie kurz und gefühlslos und gab ihm einen Klaps auf sein Gemächt, so daß er schmerzerfüllt zusammenzuckt und zur Seite stolperte.
Sie zog ein Messer aus ihrem Gewand und schnitt dem Jungen die Hose auf. Die Jungs um den Tisch und Arngim starrten auf das blau-rot schimmernde Knie.
"Bei Swafnir" entfuhr es Runolf und schlug eine Hand vor den Mund.
Geir biß sich tapfer auf die Zähne und stöhnte als die Frau sein Bein anfasste.
"Muss ick sterben, Läknir?" brachte Geir ermattet vor und riß dann entsetzt brüllend den Mund auf. Er zuckte hoch und schnell packten seine Freunde zu. Renea hatte an seinem Fuß gezogen und mit der anderen Hand das Knie gedrückt.
Dann sackte er zusammen.
"Er ist ohnmächtig" stotterte Eldgrimm.
"Gut. Ihr verlasst jetzt mein Zuhause. Kommt morgen wieder." sagte Renea zu den Männern "Und Du, Thinskari wirst mir helfen, diesen Jungen zu heilen. Setz Wasser auf."

Geir bekam Wickel mit Kräutern. Er bekam alles nur wie im Traum mit. Das freundliche Gesicht der alten Frau beugte sich über ihn.
"Ist es jetzt besser?" flüsterte sie.
"Aye" stöhnte Geir.
"Gut. Schlaf jetzt, damit das Knie heilt. Ich gebe Dir etwas, was Dir dabei hilft. Gegen die Schmerzen! Das Knie braucht Ruhe. Du willst ja wieder Laufen können wie ein Orkan. Thinskar sagte, Du wärst einer der besten Spieler, hm?"
Geir lächelte. Er fühlte sich zu schwach zu antworten, trank aber mutig das bittere Gebräu aus, welches ihm die Frau unter die Nase hielt.
"Schlaf jetzt,.. und träum was schönes." sagte sie und tätschelte zärtlich seine Stirn. Doch Geir war schon eingeschlafen.

Als er aufwachte stand die Alte an der Herdstelle. Sie hatte ihm den Rücken zugewand und trug immernoch ihren Mantel. Doch sie hatte die Kaputze übergezogen.
Geir schluckte. Sein Hals war trocken.
"Läk..." brachte er krächtsend hervor. "Wo ist Angrimm? Kommt mein Vater?"
Du bist wach. Das ist gut. Dein Freund hat Dich im Stich gelassen. Es gibt .. Neuigkeiten für Dich. Dein Knie betreffend. Es wird schwierig, es zu heilen.
Die Stimme der Heilerin sprach mal schnell mal zischelte sie langsam, als ob sie keine Ruhe finden könne...
"Wa.. was ist mit meinem Knie? Ist es zu retten? Bitte Läknir, hilf mir. Ich will kein Krüppel sein! Bitte"
Natürlich. Du willst laufen. Stürmisch wie ein Orkan. Du willst doch ein guter Läufer bleiben? Die Stimme kicherte. Nun, wie gesagt. Das wird wohl nichts mehr. Mit 17 Wintern schon ein humpelnder Krüppel...
"Bitte, Fru, sei nicht so gemein zu mir. Ich habe schon die Riten der Männlichkeit hinter mir! Ich bin erwachsen und will leben.. Ich will nicht dazu verdammt sein hier in Thorwal bleiben zu müssen..."
Tja, daran geht wohl kein Weg vorbei. Es tur mir so leid für dich.
Geir meinte Hohn in der Stimme zu hören und riß die Augen auf, als er sah wie kurz ein silberner Schimmer über die Decke tanzte. Ganz wie der Glanz vom Blatt einer Säge oder eines Beils... Hatte die Frau mit den freundlichen Augen vor ihm das Bein abzunehmen?
"Fru Läknir, ick bitte dich. Kann ick denn nichts tun?"
Nun.. vielleicht schon. Aber dazu wärst Du mir einen großen Gefallen schuldig. Es wird Dir nicht gefallen was ich von Dir verlange. Irgendwann später verlange! ... Aber wenn Du zustimmst. Ja, dann könnte ich Dich retten. Außerdem ist es - verboten, könnte man sagen. Wieder ein hastiges Kichern. Es ist Zauber im Spiel. Die Darken Alfen müssen helfen. Willst Du das?
Geir schauderte. Alfen? Es gab viele Geister. Gute wie Schlechte. Konnte man ihre Hilfe anflehen? Und Darke Alfen waren sicher keine guten Geister. Jedoch, was sollte er tun? Er hatte so viele Träume. Orkan Thorwal, seine Mannschaft. Und er wollte noch auf See fahren, für Thorwal kämpfen, Abenteuer erleben. - Und irgendwann seinem Vater als Hetmann folgen. Wie sollte er das mit einem verkrüppelten Bein je schaffen? Das Risiko musste man eingehen, wenn sie denn helfen konnten, diese Alfen. Trotzem zögerte Geir, er spürte etwas grundfalsches in diesem Angebot. War dies wirklich eine Läknir? Oder vielleicht eine Hexe?
Wenn Du zögerst, ziehen die Sterne vorbei zischte die Stimme. Entscheid Dich! Rasch! Die mantelumhüllte Gestalt vor dem Feuer drehte leicht den Kopf vom Feuer weg, als ob sie die Antwort Geirs fordere.
Geir rang mit sich. Seine Hand wanderte zu seinem Glücksbringer, der Gürtelschnalle mit dem Wal Swafnirs.
Lass das Du kleiner Narr! Er kann Dir nicht helfen. Thorwaler entscheiden selbst was richtig und falsch ist. Ich brauche eine Antwort. Jetzt! - Antworte! Dann wird es vielleicht sogar besser als vorher...
"Ja... gut.. ich .. -ich will das Du mir hilfst" Besser als vorher?
Jaah, stöhnte die Gestalt, besser. Willst Du der beste Läufer werden? Schneller als die anderen?
"Ja, Läknir!" sagte Geir hastig.
Die Gestalt reckte den Kopf erleichtert in die Höhe. Ihr entfuhr nach einer längeren Stille ein erleichtertes Stöhnen, das bei Geir eine Gänsehaut erzeugte. Kühle stieg in ihm auf und legte sich wie eine Hand um sein Herz.
Gut. Dann haben wir eine Vereinbarung. Irgendwann musst Du mir einen Gefallen tun. Und behalt unser kleines Geheimnis für Dich. Sonst werden die Alfen ..böööse!
Wieder drehte sich die Gestalt vom Feuer weg, seitlich zu seiner Position. Geir hatte dein Eindruck, er hätte bei der Gestalt für einen kurzen Augenblick ein Funkeln anstatt Augen unter der Kaputze gesehen. Dann überkam ihn eine schwere Müdigkeit, während die Gestalt auf ihn zukam. Hinter dem Schatten loderte die Feuerstelle auf, so das man nur Schwärze erkannte. Und zwei unerbittliche Augen, die hecktisch hin und her zuckten. Bevor die Gestalt zum Tisch gehuscht war, auf dem Geir lag, war er schon eingeschlafen.

"Junge, werd wach verdammt" hörte Geir Arngrims Stimme. Dann öffnete er die Augen. An seinem Tisch standen Arngrim und Renea. Beide blickten ihn hoffnungsvoll an. Die Augen der älteren Frau waren die selben, die ihn gestern in den Schlaf gewiegt hatten. Ruhig und warm.
"Aye, Arngrim, ich bin wach" lächelte Geir.
Er horchte in sich. Das einzige was von dem gestrigen Schmerz übrig geblieben war, war das Gefühl, als ob sich etwas im Knie drehe. Sicherlich nachwirkungen vom Sturz. Renea wickelte den Verband ab und erstarrte.
"Bei den Göttern" entfuhr es ihr.
Das Knie war zwar noch gerötet und aufgerissen, aber die Tinktur hatte scheinbar enorme Wirkung gezeigt. Auch zu probieren, es zu bewegen ging ohne Mühe und scheinbar schmerzlos.
"Spürst Du etwas, Junge?" fragte die Heilerin.
"Nein, Fru, ihr habt ganze Arbeit erledigt. Danke für Eure Hilfe!"
"Ich habe nur Wickel gemacht. Ich wollte das die Schwellung zurückgeht. Aber dies...!"
Arngim blickte hoffnungsvoll und klopfte Renea, die völlig erstaunt neben dem Tisch stand, auf die Schulter
"Ganze Arbeit! Danke!" Er drückte ihr einen kurzen Kuss auf die Wange "Du bist halt wirklich die Beste!"
Sie warf dem Thorwaler einen süßlichen Blick zu, kam aber nicht zu einer Antwort, denn auch Geir umarmte die ältere Frau und setzte sich auf.
"Danke, Läknir." sagte er. Von draußen drang Lärm in die Stube, man hörte Männer die Straße zum Haus herunterkommen.
"Mein Vater und meine Freunde!" Der Junge sprang auf und drückte die Heilerin noch einmal fest an sich. Danach lief er zur Tür, offensichtlich ohne Schmerzen zu haben.
Der Thorwaler sah zu seiner ehemaligen Freundin herab.
"Wie hast Du das bloß hinbekommen?" fragte er sie
"Ich war das nicht.. Ich meine. .. Ich weiß es nicht.. Es ist.. unglaublich.. Einfach seltsam.." antwortete sie, dem Jungen hinterherblickend.
"Und was hat der Junge Dir eben noch ins Ohr geflüstert?" flaxte der Thorwaler.
Die Frau blickte Arngrim völlig ratlos an: "Er sagte... 'Ich werde unser kleines Geheimnis für mich behalten.'"

Mittwoch, 4. März 2009

Phileasson - Die Tote See

Wo sich das Meer Schiffe nimmt,
ohne sie zu verschlingen,
wo drei alte Freunde leben,
ohne einander zu trauen,
dort hat der Kelch des Fenvarien seinen Glanz verloren.
Bringt das Kleinod nach Tie'Shianna,
und ihr erhaltet den zweiten Schlüssel zur Erkenntnis in den Händen.

Die donnernde Stimme hörte sich an wie die Brandung, die sich an der Klippe brach. Sie verebbte, nachdem die Geweihte gesprochen hatte und bewusstlos im Sand zusammen sank. Eine weitere Prophezeiung! Von Kodnas Han erfuhren wir später, welcher Ort gemeint sein könnte. Wo das Meer die Schiffe nimmt. Natürlich! Auch ich hatte von diesem Ort schon einmal gehört. Die Tote See. Ein riesiges Tangfeld, ein Unheiliger Ort im Perlenmeer. Jedes Schiff verschlingend, welches sich in ihm verfing. Ein Ort, der nur die wenigsten wieder frei ließ. Ein Ort an dem Hranga regierte... - Und dahin sollte unsere Reise führen?...

...Wir hatten also den ersten Tag auf dem wankenden grünen, stinkenden Tangfeld hinter uns gebracht. Es erstreckte sich meilenweit vor uns und wir kamen nur langsam voran. Abends errichteten wir unser Lager auf einem der stabil wirkenderen Schiffe namens "Efferdtreu". Nichts war von der Mannschaft übrig, nicht einmal ein Logbuch. Was wohl mit ihnen geschehen war? Ich bat die Travia-Geweihte einen Segen zu sprechen um die Nacht ruhig und ohne Störung hinter uns zu bringen. Sie vollführte ihr Gebet ohne die Mannschaft zu informieren, damit keine Unruhe ausbrach, ob einer Gefahr die vielleicht an diesem Ort lauere. Obwohl sie dies tat, sahen die Wachmänner immer wieder nachts geisterhaftes Leuchten und kleine Lichtpunkte über dem Tang. Wir beschlossen, dem nicht nachzugehen. Laila behauptete es seien die Seelen toter Schiffsleute, die uns ins Verderben locken wollten. ...

... Die letzte Kreatur starb. Laut kreischend vollführte sie eine Drehung und klatschte in den Tang, der direkt seine 'Arbeit' aufnahm und begann, sie langsam und unaufhaltsam zu verschlingen. Da tauchte über uns in diesem Inferno ein Mann - offenbar Magier - mit seinen "Lederschwingen", wie er sie nannte, auf und beschwor uns, ihm zu vertrauen. Er sagte, es seien noch mehr der unheiligen Kreaturen im Anmarsch und er würde uns in Sicherheit bringen. Was blieb uns übrig? Nach kurzer Auseinandersetzung trugen uns seine Kreaturen davon. Zu unserem Glück konnten die Kreaturen nicht weiter als fünf Schritt in die Luft steigen, wir waren wohl zu schwer. Die Lederschwingen flogen uns auf eine abseits gelegene bornländische Schivone namens "Donnersturm". Der Mann stellte sich als Vespertilio vor. Natürlich hatten wir einige Fragen...