Freitag, 17. Oktober 2008

Rhaluf und Rhiana

Raluf schlug Hitze entgegen, als er das Zelt betrat. Die Kombination aus Hütte und Zelt war als Sauna konstruiert. Gerade hatte jemand einen Aufguß aus Kräutersud auf die heißen Steine in der Mitte gemacht und dichte Dampfschwaden verhüllte den kleinen Raum. Der Thorwaler schluckte wehmütig das Heimweh hinunter, das kurz in ihm aufstieg – Saunen gibt es in Thorwal häufig – und suchte sich einen freien Platz, den er neben Rhiana fand. Die attraktive Halbelfe hatte in Ralufs Augen alles, was eine Frau brauchte, wenn das elfische Blut nicht wäre… da wusste man ja nie genau. Auch hatte er ja schon erlebt, wie sie mit Gegnern umging. Den Schwarzelf hatte sie nahezu ausgeweidet. Andererseits gab es in Thorwal auch Menschen, die mit der Raserei Swafnirs gesegnet waren… Nur hatte eine halbe Elfe wohl kaum etwas mit dem Blutrausch von Swafnir gesegneter Menschen zu tun, erst recht nicht, weil Rhiana aus dem Schlangenkönigreich der Horas stammte.. oder doch? Schließlich hatten sie die Suche nach ihrer Herkunft, wie sie einmal erzählt hatte, nach Thorwal geführt. Vermutlich könnte er jedoch Avancen ihrerseits wohl kaum wiederstehen, wenn sie ihm welche machen würde… Gegen ein Stelldichein hatte Thorwaler nie etwas, denn es war es kalt im Norden und man musste sich gegenseitig wärmen. Raluf schüttelte den Gedanken ab. Wenn es so kommen sollte, würde es halt, wenn nicht auch gut… Doch; obwohl er den Gedanken abschüttelte, fand sein Blick wieder den Rücken der Halbelfe… und konnte zum ersten Mal die Tätowierung gänzlich sehen, die Rhiana eingestochen worden war. Dort sah man einen Firuns- oder Schneepanther im Angriffssprung auf den Betrachter zuspringen. Um den Panther herum waren Flammen abgebildet, die zu allen Seiten davonstoben und an den Flammenspitzen seltsame Windungen, die aussahen, als ob sie Schriftzeichen bildeten. Fast hatte Raluf das Gefühl, das gesamte Bild würde sich plötzlich langsam drehen, sich bewegen … er wischte sich den Schweiß aus den Augen. Dumme Einbildung! Vielleicht war der Schneepanther auch auf der Flucht vor einem verzehrenden Feuer und musste sich den Weg freikämpfen...? Was auch immer es bedeutete, ein angreifender Schneepanther passte gut zu Rhiana: Neben seiner Angriffslustigkeit und Kampfeskunst war dieses Tier doch grazil und gewandt.. und - schön. Konnten Elfen sich nicht auch in Tiere verwandeln? Zumindest berichteten einige Sagas Ohm Follkers davon…

Schmunzelnd erhaschte der Thorwaler in diesem Moment einen Blick auf die Brust Rhianas, als diese Kräutersud auf die heißen Steine goss. Wenn jetzt kein anderer hier wäre… Plötzlich ruckte der Kopf der Halbelfe herum. Ihre Augen verengten sich und für einen Augenblick hatte der Thorwaler den Eindruck, als wäre er das Opfer des Tieres, welches in Rhiana schlummerte…. Als hätte sie in seine Seele geblickt und seine Gedanken gelesen, zog Rhiana ihr Handtuch hoch und setzte ein hönisch-schelmisches Lächeln auf. Ihre Blicke ruhten jedoch mahnend auf dem Thorwaler, bis dieser an seinem Körper hinab wanderte und die Halbelfe schamlos zwischen seine Beine blickte - und ihr Mundwinkel spöttisch zuckte! Er hatte wahrlich nichts zu verstecken, was dachte die Frau, wenn sie ihn so verhöhnte! Raluf spürte, wie ihm noch mehr Röte ins Gesicht stieg. Zum Glück fiel das wohl niemandem auf, bei der Hitze im Raum. Er musste etwas sagen,… Rhiana blickte ihm nach diesem Augenblick, der ihm jedoch wie eine Ewigkeit vorkam, endlich wieder ins Gesicht, während sie sich elegant zurücklehnte und dem Thorwaler ins Gesicht sah.

Seine Stimme fand nicht sofort den sonst sehr sicheren Ton, eher war sie in den ersten Worten ein heiseres Krächzen: „Rhiana.. eine …schöne Tätowierung …hast du da“ er schluckte die Kröte im Hals runter „bei uns Zuhause, in Thorwal, bekommt man Hautbilder für Sachen, die man vollbracht hat … und um besondere Verbundenheit zu etwas zu zeigen… Warum trägst Du dieses Bild?... Und was sind das für seltsame Flammen?“


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[blauer Text von S. H. als Antwort]
Rhiana räkelte sich als die Dampfschwaden des Aufgusses den Raum erfüllten. Nach all den Strapazen die sie mit ihren Gefährten in den letzten Wochen durchgemacht hatte, hatte es in Frigorn erstmals wieder die Möglichkeit gegeben ein ordentliches Bad zu nehmen. Und diese nivesische Sauna war genau das Richtige um sich endlich mal wieder ein wenig zu entspannen und die Kälte des winterlichen Yetilandes aus den Knochen zu verdrängen. Endlich würde sie diese warme aber unvorteilhafte Winterkleidung ablegen können und etwas anziehen dass ihre Figur besser zur Geltung brächte.
Sie wollte die Sauna genießen bevor die Gruppe ihre Reise fortsetzte, denn wer würde schon wissen wann sie das nächste Mal Gelegenheit bekäme sich derart zu entspannen.
Rhiana war nicht allein in der Sauna, doch das machte ihr nichts aus. Sie verstand auch nicht wieso Yawa und Laila den Besuch der Sauna abgelehnt hatten nachdem klar wurde das sie dort nicht alleine sein würden. Der letzte der das Zelt betreten hatte und damit einen Großteil der Dampfschwaden entweichen ließ war Raluf, der einen freien Platz neben Rhiana fand.

Rhiana beugte sich nach vorn um einen neuen Aufguss zu machen. Als sie sich wieder zurücklehnen wollte bemerkte sie Raluf, der schmunzelnd auf ihre entblößte Brust starrte.
Nicht dass sie ein Problem damit hatte auf diese Weise beobachtet zu werden, doch hatte sie in den letzten Wochen von Shaya gelernt, dass es nicht besonders schicklich sei allzu freizügig zu sein. So entschied sie ihre Blöße mit dem Handtuch zu verdecken und Raluf mit einem mahnenden Blick zu strafen wie es sich gehörte.
Als Rhiana den Thorwaler anblickte, blieb ihr Blick zwischen seinen Beinen hängen und sie musste schmunzeln - scheinbar hatte Raluf kein Verlangen danach es Shaya recht zu machen. Rhiana bemerkte das ihr Blick dazu geführt hatte das dem Thorwaler die Röte ins Gesicht gefahren war und so lehnte sie sich entspannt zurück und blickte ihm wieder ins Gesicht. Warum war ihm diese Sache so peinlich? Nachdem was Rhiana gesehen hatte gab es dafür keinen Grund und für einen kurzen Augenblick überlegte sie, ob sie vielleicht später „nähere“ Bekanntschaft mit Raluf schließen sollte.
Es wäre sicherlich nicht das erste Mal, dass Rhiana sich den Freuden Rahjas hingab, doch bei einem Gefährten sah die Sache immer etwas anders aus. Wenn sie in der Vergangenheit mit einem Mann das Lager geteilt hatte, dann meist aus reinem Vergnügen oder um sich von der harten Wirklichkeit abzulenken – Mit Liebe hatte das meist wenig zu tun.
Gegenüber einem Gefährten kam es Rhiana - ob der fehlenden wahren Gefühle – unehrlich vor und sie rügte sich für ihren aus niederen Instinkten, von Levthan gesandten Gedanken.
Etwas anderes wäre es, wenn er sie fragte - Dann würde sie ihm einen Wunsch erfüllen können und so den Geboten der Rahja folgen…
Als Raluf das Wort ergriff, wurde Rhiana jäh aus ihren Gedanken gerissen. Scheinbar wollte der Thorwaler die peinliche Situation beenden indem er das „Gespräch“ auf ihre Tätowierung lenkte. Warum ausgerechnet musste er dieses Thema wählen? Er fragte nach dem Ursprung und dem Sinn der Tätowierung, eine Frage auf die Rhiana selber keine Antwort geben konnte. Sie hatte diese Tätowierung solang sie sich erinnern konnte und auf scheinbar magische Weise war sie mit Rhiana „gewachsen“. Sie wusste dass dieses Hautbild ein wichtiger Puzzlestein zum Rätsel ihrer Herkunft war, doch ihre Bedeutung hatte sie bisher nicht erkennen können. “ Das ist lieb von dir Raluf, den Meisten scheint sie ehr weniger zu gefallen…“


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Rhiana wirkte kurz etwas verstört, als Raluf die Frage nach dem Hautbild stellte. War es ihr unangenehm? Fast hätte man meinen können, sie wäre sauer... Vielleicht war sie böse wegen seines Blickes,... -- Frauen!
Er hatte schon viel von Frauen aus dem Reich der Schlange gehört, hier und da hatten sich thorwalische Krieger sogar Frauen von dort geraubt. Natürlich gewöhnten diese sich schließlich an das Leben in Thorwal und wurden meist glücklich... wenn sie den Geist Thorwals erst aufgesogen hatten. Die anderen durften nach einem Jahr und einem Tag wieder gehen, wenn sie den Mann nicht akzeptierten, waren sie frei. Geist. - Dieses Wort führte ihn wieder zurück in die Gegenwart, wieder kurz auf das Hautbild schielend, das sich unter Rhianas Bewegungen seltsam zu bewegen schien. In Thorwal hatte er einmal die Geschichte gehört, das einige sich auf die Kunst verstanden Schutzgeister und Runen der Kraft in die Haut zu binden, vielleicht erklärte das die seltsame Form der Flammenspitzen, die aussahen wie fremdartige Runen. Den Gedanken das etwas so hübsches wie Rhiana vielleicht bösartige Runen eingestochen haben könnte, schüttelte er schnell aber.
"Ach, warum das denn, das sieht doch toll aus!" polterte er Rhiana ins Wort, und setzte, ob des ungewollten Kompliments, etwas verlegen nach "..finde ich". Ob er etwas zu überschwenglich reagiert hatte? Zumindest schien es Rhiana nicht zu stören, das er sie unterbrochen hatte und sein Mund sprudelte, ehe es ihm wirklich bewusst wurde, aus was er kurz davor gedacht hatte. Bei dem Wort Geist zuckte Rhiana unmerklich zusammen. - "Ich wollte dir keine Angst machen.. ist sicher nur ein ..." er grinste gewinnend "tolles Hautbild!"

Seine Mutter hatte immer gesagt "Raluf, immer erst denken und dann reden!" - Wieder mal hatte sich der Thorwaler nicht daran gehalten... Seis' drum, war ja nicht schlimmes gewesen, dachte er. Trotzden blinzelte Rhiana ihn auf mysteriöse Weise an und seufzte kurz, ihre Beine schützend an sich ziehend.
Eigor war, während der Thorwaler erzählt hatte, herein gekommen und hatte mit seinem überaus behaarten Körper in der Ecke Platz gesucht. Er blinzelte zu den Gesprächsführenden hinüber und murmelte sich etwas von "Geister" und "Unglück" in den Bart. Mehr hatte der Thorwaler zumindest nicht verstanden. Sicher hatte der Zwerg wieder eines seiner "Literatur-Zitate" losgelassen, mit der er der Mannschaft seit Wochen auf den Geist ging. Raluf warf dem 'ANGROSCHIM- nicht Zwerg!', wie dieser es immer betonte, einen strafenden Blick zu. Was Literatur war, vermochte Raluf nur zu ahnen. - Davon hatte er keine Ahnung. Von Geschichten schon... und so erzählte er Rhiana auch, was es mit Schneetigern auf sich hatte und warum das Hautbild deshalb so gut zu ihr passte. Natürlich ließ er die unangenehmen Stellen weg, an das mit ihrem Blutrausch musste er ja nicht gerade erinnern. Vielleicht später einmal, wenn sie sich besser kennengelernt hatten. Komisch, dachte er, auf der Reise von Thorwal bis hier hin blieb kaum Zeit dazu. Man war wohl zu beschäftigt gewesen, zu überleben und die seltsamen Vorkommnisse zu verdauen... unwillkürlich schüttelte er sich...



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