Freitag, 17. Oktober 2008

Eigor Eisenbeiß - Sorys

Er stemmte den Arm auf auf das Axtblatt und schaute das Tal hinunter. Aus dem Nebel ragten nur die Holzburgen auf ihren Erhöhungen, wo die Nordleute ihre Versammlungen abhielten. Primitive Hütten in seinen Augen, obwohl die Schnitzereien wenigstens etwas Handwerkskunst an die Dinger brachten. Ansonsten fehlte es den Thorwalern eindeutig an einem: Steingebäuden! Ja, das hatte er schon auf seinem Marsch festgestellt. Hätten sie es mit einem Kampf zwischen seinem und ihrem Volk zu tun, hätten die Holzhütten ihnen wahrscheinlich nicht viel entgegenzusetzen.

Er erwischte sich dabei, wie er schon wieder gedanklich in Kriegstaktik abwich; wo wann wie die Stadt - theoretisch - am besten anzugreifen wäre, die Stadt, die da teilweise aus dem Nebel ragte: THORWAL!
Endlich hatte er das Ziel vor Augen. Sein Rücken schmerzte vom schweren Rucksack und die Schuhe waren fast durchgelaufen. Die letzten Wochen hatte er immer nur kleine Etappen zurückgelegt, es war hier kalt geworden. Aber ein Mann aus den Bergen kannte sich mit Schnee aus. Besonders wenn es ein Angroschim war.

Er wurde nicht umsonst Eisenbeiß genannt. In der Stadt dort, hatte man erzählt, suchte man nach Handwerkern und Waffenschmieden.
Er zog tief den Rotz ein und spuckte aus. PAH!
Einen Mann seiner Erfahrung würden nur Narren abweisen!
Stolz warf er seine selbstgeschmiedete Meisterarbeit, seinen Lindwurmschläger, wieder über die Schulter und stapfte weiter durch den knöcheltiefen Schnee.

Das Buch, was er über Thorwal gelesen hatte, war teuer gewesen. Trotzdem schienen diese Menschen lustige gesellen zu sein und der Art der Angroschim an nächsten zu sein. Auch der Thorwaler, der von seiner Heimat berichtet hatte, war sehr überzeugend - und trinkfest - gewesen. Als er von seiner Heimatstadt erzählt hatte, stand ihm eine kleine Träne im Auge. Und auch der Schnaps namens Premer Feuer, den er danach ausgeschenkt hatte, war gut gewesen. Letztendlich hatte das seine Entscheidung beeinflusst. Dort konnte man Geld verdienen und einen guten Feierabend haben.

Grimmig lächelnd (für einen Zwerg...) dachte Eisenbeiß an den bevorstehenden Abend und freute sich auf einen Krug Bier und ein, zwei, drei....Premer.

Es verging eine Weile, in der der Angroschim gradlinig auf sein Ziel zuging. Schließlich, als er schon längst vom Nebel umgeben war, hörte er eine Stimme. Jemand rief um Hilfe!

Der Angroschim lauschte. Da war es wieder. Er änderte die Richtung wieder, .. horchte. Da lang! Immer eiliger wurden seine Schritte. Der Angroschim war zwar durch seinen Rucksack etwas behindert, aber schließlich erreichte er die Stelle des... Unglücks. Himmel Arsch und Zwirn! entfuhr es ihm: Ein Wagen war in einen Bewässerungsgraben gefahren und hatte den Fahrer einen jungen Mann eingeklemmt.

Mittlerweile war sein Rufen zu seinem wimmernden Keuchen geworden. Er flehte um Hilfe. Scheinbar drückte ihm der Wagen immer mehr die Luft ab. Eigor fluchte derb auf Rogolan (der Autor verzichtet aus Gründen der Pietät Elfen gegenüber, dies hier wiederzugeben) und ließ sein Gepäck fallen. Er kämpfte sich unter dem Wagen hindurch zu dem Verunglückten.

Er war noch bei Bewusstsein. Gut so! Der Angroschim rüttelte den bartlosen Jüngling wach. "Junge, wenn ich Dir helfen soll, musst Du folgendes tun..."
Nach seiner Erklärung nickte der Jüngling trübe. Ihm lief ein Blutrinnsal aus der Nase und sein Blick war glasig. Verdammt.
"Wenn ich Jetzt sage, versuchst Du da weg zu kommen!" Erschöpft nickte der Jüngling. Eisenbeiß stellte sich fest hin, als würde er sich mit der Erde verbinden wollen, und stemmte sich mit aller Kraft gegen den Wagen.
"JETZT!" zischte er durch die zusammengebissenen Zähne; der Junge rollte sich träge langsam zur Seite, Momente die dem Angroschim wie eine Ewigkeit vorkamen.

Knarrend und polternd ließ er den Karren fallen, als der Junge in Sicherheit war. Der Angroschim knurrte, ihm taten alle Muskeln weh. Er blickte sich um. Einen Schritt vom Wagen entfernt lag der Jüngling blass am Boden und blickte vor Kälte und Erschöpfung zitternd in die Luft.
Eigor Eisenbeiß machte ein paar Schritte auf ihn zu. Wenn er sich beeilte Hilfe zu suchen, konnte der Junge es schaffen. Eigor warf einen Blick zu seinem Gepäck, dann wieder zum Jungen. Er warf den Rucksack hinter eine Hecke. Seufzend hob er den Bartlosen auf seine Schultern. Mochte Angrosh helfen!
- Und seine Sachen vor Diebstahl bewahren...


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"VERFLUCHT DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN" brüllte der Krieger "REIN DA!"
Dann riß er auch schon am Arm der jungen Frau, die ihm hinterherstolperte und auf den Knien in dem winzigen Raum landete und aufheulte.
"Ich habe gesagt ihr sollt tun, was ich sage, wenn so etwas passiert!"
raunzte er die junge Frau an und zuckte dann heftig zusammen als etwas heftig über seinen Helm striff: "Huch!!!" entfuhr es ihm und er drehte sich schnell in Richtung seiner Gegner um. Ein Pfeil war an seinem Helm entlanggezogen und hatte sich in der Türe versenkt. "Verdammte Bastarde" spuckte er aus, fuhr aber wieder zum Mädchen herum "Ihr bleibt hier und wartet bis ich wiederkomme.. MUKSMÄUSCHENSTILL" Dann war er auch schon brüllend zur Türe herausgestürzt die hinter ihm zuschlug.
"Jetzt werde ich Euch zeigen, was einem blüht, wenn man einen Sohn Angroschs ärgert!" hörte man ihn noch brüllen bevor auch schon Klingen aufeinanderschlugen.
Die junge Frau tastete nach dem zweiten Lebewesen im Raum, ihrem kleinen Bruder, der wimmernd in der Ecke lag. Beide umarmten sich schweigend, sie spürte wie der Junge zitterte. Trotzdem blieben sie still und erst jetzt bemerkte sie, dass sie sich wahrscheinlich durch den Sturz beide Knie aufgeschlagen hatte. Der Schmerz breite sich heiß und brennend aus. Auch sie begann zu Schluchtzen.
"Nimm das Du Sohn einer Hündin!" dröhnte es von vor der Türe und man hörte keinen Augenblick später ein entsetztes Brüllen.
Krachen unterbrach das Jaulen: "AUA, Verdammter Ork, Du!!! Das bekommst du zurück!" Lautes Krachen.
In ihrem Versteck wiegte die junge Frau den Kopf ihres Bruders. "Wird alles wieder Gut" ...
Wenige Augenblicke später flog die Tür auf und es platze einer der Feinde herein. Die Beiden kreischten entsetzt auf. Doch der Mann landete auf dem Rücken und bewegte kaum noch, dann erschien die Siluette des Zwerges" Euer Wohlgeboren, macht ihm den Gar aus, ich habe hier noch zu tun!" Er schob ihr die Waffe hinüber, die der Angreifer eben noch in der Hand gehalten haben musste. Dann wurdes es wieder dunkel und kalt. Draußen krachte es. „Dich schick ich zurück zu deinem blutsaufenden Gott“ polterte der Zwerg. Der Junge weinte erbärmlich und seine Schwester versuchte ihn zu beruhigen.
"Sei still, still... " Sie presste ihm den Finger auf den Mundund schob den Bruder, jetzt immerhin leiser schluchzend, von sich.
"Tut wenn es ernst wird, das was ich sage, das ist alles was ich an Bedingungen verlange" hatte der Zwerg gesagt, als er angestellt worden war.
Jetzt musste sie tun, was er gesagt hatte. Um ihr Leben - und das von ihrem Bruder - zu retten. Sie krabbelte über den Boden in Richtung der Waffe. Zitternd ertastete sie das eiskalte Blatt und fand schließlich den Griff. Durch den Türschlitz brach nur wenig Licht.
Ihr Götter.. ich kann das nicht...
Sie zitterte am ganzen Leib. Plötzlich: Ein Rascheln, ein Stöhnen. Der Söldner wurde wach. Dann erhob er sich und fluchte auf seiner fremdartigen Sprache..
Die Frau sah, dass der Krieger sich, als hätte er nur ein Nickerchen gehalten, den Ks opf rieb und sich umblickte... Und wie sein Blick an ihr haften blieb.. "Du willst doch keinen Wehrlosen erschlagen Mädchen..." kam es aus seinem Mund. Wieso konnte er sie so gut sehen?? Das Mädchen erhob sich auf die Knie. Brennender Schmerz. Sie ignorierte ihn, fasste die Waffe und hielt sie vor sich, wie den Speer einer bosparanischen Phalanx.
Die schwarze Gestalt krabbelte auf sie zu, fast wie eine Spinne. Sie roch seinen Schweiß, das Blut, den Tod...
"Zurück oder ich steche zu" kam es ihr entsetzlich unsicher über die Lippen. Der ruchlose Söldner krabbelte langsam weiter, dann schoss er plötzlich zur Seite
„Nein!“ brüllte sie, als er nach dem Fuß ihres Bruders packte und heftig daran zog. Im Affekt hieb sie blindlings nach vorne, um ihren Bruder zu schützen.
Der Fremde brüllte auf wie ein abgestochenes Schwein, und das Mädchen konnte im Dunklen sehen wie dem Fremden der Armstumpf zu Boden fiel. Übelkeit überkam sie.. es war wie im Rausch.. Zittern.. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.



„… wollte dich anfassen, hm? ... Aber gut hast Du das gemacht!“ Sie wurde wach, ihre Augenlider zitterten. Licht blendete sie. Jemand streichelte sanft behütend über ihren Kopf.
„Wo bin ich…“ hüstelte sie; ihre Zunge war staubtrocken.
„Ah, werdet ihr doch noch wach, Edele Dame“ die bärtige Person, der Zwerg, wie die junge Frau erkannte, zwinkerte ihr kurz zu, zog die Hand rasch von ihrem Kopf zurück und lobte sie: „Das habt ihr gut gemacht, eine ziemliche Sauerei zwar, aber wirklich gut!“...


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