Freitag, 17. Oktober 2008

Verdammnis. - Teil 4

Der Mann hinkte. Immer wieder gab sein Bein nach, als wäre es aus Pudding. Mit seinem Stab wäre er schneller voran gekommen, diesen hatte er jedoch benötigt um die Türe zu verbarrikadieren, auf die jetzt gnadenlos Schläge hernieder gingen. Die Türe wurde nicht mehr lange halten, genau wie sein Leben nicht mehr lange andauern würde, würden die Verfolger ihn erwischen.
Pochend schlug sein Herz, als er Floh. Sein Arm streifte einen Topf und ging zu Boden. Er eilte die Treppe hinab, die sich hinter dem Schrank mit Integrenzien befand, er durchquerte seinen Keller und versteckte sich in einer Kammer. Hinter sich schloss er die Türe und kniete sich hin.

"Rondra mit uns!" Der Geweihte führte die kleine Truppe an. Die Tür zersplitterte schließlich unter den Hieben der Waffen. Ein Stab, der die Türe versperrt hatte.
"Licht!" befahl der Geweihte und schon reichte ihm sein Zögling die Fackel nach vorne und befahl: "Sucht ihn! Er kann nicht entkommen sein! Und habt Obacht und rechnet mit allem! Die Zwölfe mit uns!"
Schon schwärmten zwei Krieger aus nach Links durch die Küche und Schlafgemach, während der Geweihte mit zwei weiteren Gehilfen und seinem Zögling nach Vorne durch brach. Beide Trupps trafen sich in einem Labor. Viele Pflanzen waren dort aufgebaut. Der bärtige Magus musste hier entlang gekommen sein, auf dem Boden lag eine heruntergefallene Pflanze. Der Geweihte beschien sie mit seiner Fackel.
Die grünbraune Pflanze hatte ein muschelartiges Maul, aus deren 'Zähnen' kleine Maden krabbelten. Angewiedert zertrat der Geweihte das zwölfgötterfrevlerische Ding.
"Dort entlang!" entschied er und deutete in Richtung der Treppe, die in die Dunkelheit führte. Er küsste das Symbol seiner Göttin auf seinem Rondrakamm und ging vor.
Unten angekommen empfing die Gruppe ein dunkler Stollen mit einer Türe am Ende. Schwarze Wurzeln hingen von der Decke herab. Der Geweihte schritt voran.

Die Türe öffnete flog durch einen Tritt auf. Die Kontrahenten waren nur noch wenige Schritt voneinander getrennt. Der Verruchte lag vor seinen Füßen. Ein langer schmutziger Bart rahmte sein Gesicht ein. Eine Seite des Gesichts war verbrannt, das Auge bildete nur noch eine Höhle. Dieser Alchemist hatte wohl zu lange herumexperimentiert und ihm war einer seiner übelen Experimente um die Ohren geflogen...

"Steh auf bevor Du vor Retons Urteil gestellt wirst! Deine Tage auf Dere sind gezählt." sprach der Geweihte. Die gebrechliche Kreatur am Boden rutschte vor den Schritten des Geweihten zurück bis sie an die Wand gepresst wurde.
"Aber ihr versteht das alles Falsch..." versuchte die bärtige Kreatur zu erklären..
"Euerer Worte haben wir genug gehört!" herrschte ihn der Geweihte an. "Wir suchen schon lange nach Dir und jetzt wirst Du deinen Richtspruch erfahren. Sprich dein letztes Gebet!"
"Aber, aber mein Herr.. noch sind wir nicht am Ende.." meinte der Bärtige "Asfaloth!!" Entsetzt stockte der Geweihte - dem verdorbenen Druiden jedoch stohl sich ein bitterböses Lächeln aufs Gesicht und faulige Zähne wurden sichtbar. Als zudem ein unheimliches Licht in seiner Augenhöhle aufglomm, riß sich der Geweihte aus seinem Schock und hob seinen Rondrakamm um den Frevler zu richten... wurde jedoch plötzlich am Arm festgehalten. Erschreckt blickte er nach oben, wo eine dern vieleschwarzen Wurzeln sich um seinen Arm geschlossen hatte.
"Tötet diesen Ketzer! Schnell!" brüllte er noch, hörte aber gleichzeitig wie seine Begleiter im Flur voller Panik aufschrien. Die faulig schwarzen Wurzeln wirbelten hervor und schlossen sich um die Arme, Beine und Hälse seiner Begleiter und hoben diese nach Oben. Wie Tentakel brachten sie blutige Ernte unter den Trupp.
"Ja, Herrin, nimm sie als Opfer und Blutzoll..." kicherte der Druide und rappelte sich Mühsam auf die Beine, wobei sein Knie öfters unter ihm einbrach.
Dann blickte er die Reihe zappelnder Körper entlang und wandte sich an den Geweihten.
"Ich soll Euch fragen ob ihr leben wollt.." hauchte der Bärtige dem zappelnden Geweihten ins Gesicht.
"..dra" konnte dieser jedoch nur noch hervorbringen, bevor ihm die Luft aus ging.
"Scheinbar nicht." gluckste der Bärtige und strich sich einige kleine, weiße Maden aus dem Bart und griff nach einem Holzscheid zur Stütze.

Der Rondrianer merkte nicht mehr wie ihm eine der Wurzeln durchs Ohr ins Gehirn und dann durchs Auge platzte.

Verdammnis. - Teil 3

Teil 3 - Überleben.

"Meister Carsius! So beeilt Euch doch! Rasch!" rief der Wachmann der Prinzengarde. Der Hofmedicus lief, gefolgt von seinem Schüler Arcon den prächtigen Flur hinab auf die Türe zu. Er schwitzte unter der Hitze der Nacht. Am vergoldeten Tor bahnte ihm die Wache, die ihn geholt hatte den Weg durch eine Traube Gaffer. Im Palast von Bosparan war zu jeder Tageszeit Leben. Wenn etwas in den Hoheitlichen Gemächern passierte, sprach sich das innerhalb von Minuten herum. Das Vorzimmer war schon voll mit Höflingen, einige Priester beteten. Carsius schluckte und trat schließlich an den Wachen vorbei, die das Zimmer der Kronprinzessin gegen allzu neugierige Blicke schützten. Ein Zimmer weiter lag die kindliche Prinzessin im Bett, umringt von ihrer Mutter, dem Hofmagier, dem Hofkaplan und zwei Ministern sowie ihrer Amme. Carsius machte sich sofort ans Werk. Er wusste was ihn bei Versagen erwartete, also kämpfte er um das Leben der Prinzessin - um sein Leben. Er bat die Kaiserin, alle aus dem Raum zu schicken um Ruhe zu haben. Nur sie, die alte Amme der Prinzessin und sein eigener Schüler durften bleiben. Es stand nicht gut um die Prinzessin. Es hatte sie ein Fieber erfasst. Hätte man ihn bloß früher gefunden. Die Amme stammelte dauernd etwas vor sich hin, sie habe einen Fehler gemacht. Sollte sie zum Namenlosen gehen, jetzt stand nicht nur eine Dynastie, sondern auch sein Leben auf dem Spiel, an dem er doch so hing. Alles Betteln nützte nichts mehr, nun mussten Taten sprechen. In den nächsten Stunden kämpfte er um das Leben der Prinzessin. Er war immer der beste gewesen in seinem Fach. Der beste Medicus des Reiches! Er kämpfte Stundenlang um das Leben der Prinzessin, aber es änderte sich kaum etwas. Ein Fluch war nicht am Werk, bestätigte der Hofmagus. Ebensowenig konnte ein herbeigeeilter Perainegeweihter nicht mehr tun als er selbst. Wenigstens stand dieser nicht im Weg, wie es die Kaiserin tat. "So tut doch etwas" - Alles Betteln half nichts, es mussten Taten sprechen. Als es schließlich Mittag wurde, hörte man vom Flur ein beständiges Raunen. Mittlerweile musste halb Bosparan an der Türe zu den Gemächern stehen. Seine Helfer lieferten im Akkord neue Tücher und brachten Integrenzien aus seinem Labor. Keine der Tinkturen hatte angeschlagen. Gerade als Niemand im Raum war, stockte der Atem der zukünftigen Kaiserin und setzte aus.. Nein! NEIN! Sein Herz schlug Carsius zum Kopf. Sie darf nicht sterben! Ihr Götter! Das ist ungerecht!
Der Blick der Prinzessin wurde stumpf. Sie reagierte nicht mehr auf seine Versuche, sie zu wecken.
Ich kann sie heilen, Carsius. hörte er eine angenehme Frauenstimme sagen.
"Was? Wer bist Du?" entfuhr es dem Medicus.
"Das weißt Du. Stell Dich nicht dumm. Die Götter werden Dir nicht helfen. Sie sind ungerecht, handeln nur nach Willkür. "
"Ich habe alles in meiner Macht stehende getan..."
".. hast Du nicht. Du weißt das es noch einen Weg gibt. Ich werde sie retten: Du musst nur meinen Namen sagen und sie wird leben."
Carsius schauderte. "Ja,.. lass sie leben, Belzhorash!"
Er bemerkte nicht wie hinter ihm im goldenen Käfig die zwei Anarienvögel tot zu Boden fielen.
Er bemerkte, wie die Prinzessin Hela ihre Augen öffnete und ihn mit ihrem hübschen Gesicht anlächelte.
"Was habt ihr gesagt, Medicus?"

Verdammnis. - Teil 2

Teil 2 - Wissen

Wie oft hatte man es ihr an der Akademie eingebläut. Man solle immer sehr vorsichtig mit Wissen umgehen. Man solle, um sein Seelenheil nicht zu gefährden von gewissen Schriften die Finger lassen, sie in die Obhut einer Akademie geben wo sie weggeschlossen werden konnten. Sahira saß vor dem schwarzen Folianten und kaute auf ihren Fingern. Hätte sie einen Spiegel vor sich gehabt, wäre sie wahrscheinlich vor sich selbst zurückgeschreckt, so irre war ihr Blick auf das Buch gerichtet.

Sie hatte das Buch auf einer Reise gefunden, es hatte in einem Schutzkreis gelegen. Die Neugier überwältigte sie fast. Es ging zwar etwas unheimliches von dem Buch aus, ganz klar. Dennoch fühlte sie sich auf fast süßliche Weise davon angezogen. Es war als höre sie eine ferne Musik, die ihr eines Versprach: Wenn Du mich liest, verspreche ich dir eines: Wissen. Wissen ist Macht. Hör nicht auf den Unsinn den Dir die Lehrmeister eingeprügelt haben.

Die Magierin fühlte wie ihr eigener Kiefer auf ihrem Fingergelenk zu mahlen schien, während sie mit dem Gedanken hadere einen Blick hinein zu werfen, hier in ihrer Bibliothek, in der sie die Fenster wohlweißlich zugezogen hatte. Das Kerzenlicht schien ihr einen Streich zu spielen, ließen das Buch gefährlich aussehen, als hätte es ein eigenes Leben.
Natürlich wusste sie ob der Gefahr, dennoch hatte sie genug Erfahrung im Umgang mit Kreaturen aus den anderen Sphären erlangt um bisher gut damit umgehen zu können. Dennoch, das Buch war EINZIGARTIG, nie hatte sie von einem solchen Werk gehört. Sie hatte seit Tagen nicht schlafen können, bei dem Gedanken endlich Ruhe zu haben um es sich genauer anzusehen. Gab es überhaupt noch einen Weg zurück? Natürlich durfte man sich nicht erwischen lassen - Verbotenes Wissen. Aber das Buch versprach zu viel. Wer hatte ihr schon etwas zu verbieten. Sie würde damit vernünftig umgehen. Damit zurecht kommen.

Ihre Hand wanderte über den Rücken des mit Fratzen verziehrten Buchs. Sie spürte wie sie Schwächer wurde, das Siegel zerbrechen wollte, welches den Verschluß des Buches sicherte. Öffne mich. Erfahre mich. Unsicher blickte sie sich um. Hatte sie einen Hauch im Nacken gespürt? Sie fröstelte. Unsinn, benimm Dich nicht wie ein abergläubischer Bauer. Sie konnte nicht anders. Das Buch durfte keinem anderen in die Hände fallen. Will ich es riskieren? Ja.

Verdammnis.

Teil 1 - Rache

Garit Walroder wurde es heiß und kalt zugleich als der Frieden seiner kleinen und gemütlich warmen Amtsstube durch einen lauten Knall zerissen wurde. In der Türe standen zwei mürrisch drein blickende Gardisten die keinen Moment zögerten und ihn mit den Schwertern in der Hand auf ihn zukamen um ihn festzunehmen. Ihnen folgte, begleitet von einem kalten Windhauch vom Flur, auf dem Fuße Richterin Maline Opskurjeff. Sofort wusste Walroder, das man ihn verraten hatte. Er hatte sich hier und da etwas dazu verdient, Genehmigungen erteilt, die es verschiedenen Händlern ermöglicht hatte, ohne Kontrolle über die Grenze der Stadt zu gelangen. Ihm war nichts anderes übriggeblieben. Die teueren Medikamente für seine schwer kranke Tochter, die Spenden an den Tempel der Peraine um sie behandeln zu lassen, aber auch die luxoriöse Lebensweise die ihm; und besonders seiner jungen neuen Frau; ans Herz gewachsen war und dazu noch Schulden für das Haus, von denen er jedoch Dank dieser Zuwendungen schon einiges abgetragen hatte. All das war ohne die gelegentlichen Zuverdienste in Vallusa kaum möglich. In einer Stadt in der man sogar Trinkwasser teuer erkaufen musste! In einigen Wochen wäre er vielleicht befördert worden, dann wären diese "Geschäfte" gar nicht mehr nötig gewesen. Ja, jemand musste ihn verraten haben, vielleicht ein Konkurrent für das Amt im Ratshaus. Kein Wunder das er die ihm vollkommen unsympathische Richterin in letzter Zeit so oft gesehen hatte. Und dann hatte sie auch noch so freundlich getan.. verfluchtes Weibsbild!

All diese Gedanken schossen ihm durch den Kopf als sich die Richterin sich, flankiert von den Gardisten, triumphierend vor ihm aufbaute. Walroder bemerkte das er zusammengesunken war und rappelte sich auf. Sollte er den Unschuldigen mimen? Wie er die Frau haßte, dafür das sie alle seine Träume zerstörte.

"Was hat das zu bedeuten, Euer Gnaden?" herrschte er die Richterin, vielleicht etwas zu herablassend, ob seiner Lage an.
"Versuchen Sie bitte nicht, sich herauszureden Walroder. Alle Beweise gegen sie liegen auf dem Tisch, noch dazu gibt es einen Zeugen der sie bei ihren Geschäften gesehen hat. Tragen sie es wie ein Mann"
Pah, natürlich musste dieses Weib das männliche ansprechen, umgab sie sich doch nur mit jungen Weibsbildern, wie er vor kurzem gehört hatte. Wahrscheinlich hatte sie sich deshalb so hinter seine kleine Zuverdienste geklemmt, weil sie Eifersüchtig auf ihn war wegen seiner jungen, hübschen Frau. Ihr dreckiges Grinsen verriet ihr Triumphgefühl.
"Meine Herren, nehmen sie Herrn Walroder in ihre Obhut"
Als Garit Walroder laut protestierte und fluchend mit Händen und Füßen um sich schlug, bekam er einen Schlag auf den Kopf und wurde Ohnmächtig.

Er wusste nicht wie lange er ohnmächtig gewesen war. Seine Zelle war kalt und feuchtigkeit sickerte durch die Wand. Ihm dröhnte der Schädel. Nur durch ein winziges Loch in der Türe wurde Licht in die Kammer geworfen. Er rief nach einer Wache. Einige Stunden, bis ihm die Stimme versagte. Niemand war gekommen und ihn überwältigte das Gefühl der Verzweiflung.

Alles Heulen und Zähneknirschen half nichts. Er wusste nicht wie lange er sich Gedanken gemacht hatte, nicht nur um sich, sondern auch um seine Familie. Er schreckte hoch. Hatte er gerade geschrien oder war es einer der anderen Gefangenen gewesen die vielleicht neben ihm in ihren Löchern saßen? Schaben krabbelten unter der Türe durch. Kurz darauf blendete ihn ein Lichtschein. Ein Schatten mit brennend weißem Auge. Es rasselte als der Schatten einen Schritt auf ihn zumachte.
"Das is här, der Walroder." rasselte die Stimme des Kerkermeisters, gefolgt von einem kurzen kläglichen Husten. Zwei weitere Schatten, wie er kurz darauf erkannte, Wachleute, schoben sich in die winzige Kammer, hoben ihn hoch und zogen ihn auf die Beine, die unter ihm nachgaben. Er bemerkte das er auf einem Auge nichts sehen konnte. Blind! Oder konnte er es nur nicht öffnen? Seine Hand fuhr über verkrustetes Blut im Gesicht, folgen des Schlages?
Mit einem Stoß in den Rücken wurde er zum gehen aufgefordert "Los, beweg Dich"
Walroder stolperte los, nein, er würde sich keine Blöße vor Gericht geben. Der Kerkermeister griemte ihn gehässig an und wünschte ihm viel Glück.

Kinder? Kleine Mädchen? Nein! Niemals hatte er etwas mit Menschenhandel zu tun gehabt! Bei allem war es um Kisten mit Waffen gegangen, in solchen Kisten, wie er sie gesehen hatte konnte man doch keine Kinder transportieren! Walroder starrte die Richterin an. Das Urteil war schon gefällt, schien ihm. Der Pöbel im Saal wütete, man verfluchte ihn. - Kinder zu verkaufen! Geschenke der Götter! Niemals hätte er so etwas getan. Trotzdem lag es ihm wie Blei auf der Zunge. Die Taten die ihm vorgeworfen wurden zugeben? Was hatte er damit zu tun? Er war doch nur ein kleiner Beamter! Seine Familie.. was würde aus ihm und seiner Familie werden? Er starrte die Richterin verzweifelt an. Dann wanderte sein Blick zu den Herren des Stadtrates, die ihn angewiedert anstarrten. Vor einigen Tagen hatte er noch mit ihnen im Ratskeller getrunken. Pläne geschmiedet... Alles kam ihm vor wie ein schlechter Traum.
Zuerst die Verhaftung, einige Tage im Kerker und nun dieser Schauprozess! Natürlich hatte man ihm Gelegenheit gegeben, sich zu waschen und halbwegs saubere, jedoch zu große, Kleidung anzuziehen.. Trotzdem musste er wie eine Vogelscheuche wirken. Dauernd rutschte ihm seine Hose und er musste sie festhalten. All seine Verteidigung war sinnlos gewesen, die Richterin hatte sehr sorgsam gearbeitet und Beweise hervorgekramt. "An den Galgen mit ihm" brüllten einige im Saal. "Aufs Schafott". Bei den Ratsherren sah er vereinzelt Nicken.
Dann fiel irgendwann der Richterspruch und für Walroder und seine kleine Familie brach die Welt zusammen.



"Ihr Götter seid doch Gnädig. Ich wusste doch nichts davon. Rettet wenigstens meine Familie" Walroder zitterte. Angst, Wut, Verzweiflung - Hass. Vor Kälte wurden ihm die Glieder steif, während er vor der Türe kniete und betete. Vor einem Mond war das Urteil von Richterin Gnadenlos gefallen. Sein Traum vom Leben war wie eine Laugenblase zerplatzt. Wieder schüttelte ihn ein Weinkrampf.
Sein Leben lang sollte er im Zuchthaus verbringen. Die Richterin hatte noch "Gnade" gezeigt ihn nicht aufs Schafott führen lassen - wegen früherer Verdienste in der Verwaltung. Er wusste nicht wie oft er sie schon Verflucht hatte, voller Hohn waren ihre Worte gewesen. Er hasste sie. Doch an jenem Tag sollte eine Abwechslung für den mittlerweile abgemagerten Mann kommen. Er wusste nicht, wie spät es war. Ohne Fenster waren die Tagesläufe nicht zu zählen gewesen. Walroder hatte zudem festgestellt, das sie nicht regelmäßig ihren Brei bekamen, sondern die Wache sich willkürlich verhielt. Mal gab es einen Tag garnichts, mal war der Brei kalt oder es waren nur halbe Portionen.
Jedoch hörte er plötzlich Schlüssel im Schloß und die Türe öffnete sich. Im Rahmen stand der Kerkermeister und grinste ihn über seine Lampe hinweg an.

"Besuch" raspelte seine Stimme und er kicherte.
Seine Frau erschien mit einem flackerndem Lämpchen.
"Beeilt Euch" säuselte der Alte frivol und warf einen lüsternen Blick auf Tralinde Walroder, bevor er das Paar alleinließ.

Der Bericht seiner Frau traf ihn wie ein Donnerschlag. Das Haus war beschlagnahmt worden und sie wohnten jetzt in einem Frauenhaus. Der Tochter ging es immer schlechter, da sie keine Medikamente mehr erhoffen konnte, vielleicht würde sie nicht einmal mehr diese Woche überleben. Außerdem spucke man sie an und, wenn es nicht anders ginge, müsse sie in eine andere Stadt gehen. Hier in Vallusa jedenfalls habe sie nichts mehr vom Leben zu erwarten und sie solle ihm verzeihen, wenn sie ginge. Sie sei am Ende, sagte sie, geschlagen, beleidigt und bespuckt habe man sie. Vielleicht wäre es sinnvoll mit allem, was sie habe, zu gehen und er solle sie verstehen. Selbst der Besuch hier im Kerker hätte sie ein Vermögen gekostet, gemessen an dem was sie noch habe. Als der Kerkermeister die Türe wieder öffnete, saß Walroder gelähmt da und konnte nur noch sagen "... Du kannst ja nichts dafür." bevor die Türe ins Schloß fiel und seine Welt ins Dunkel hüllte. Das letzte was er gesehen hatte war seine weinende Frau. Oder war da ein befreites Lächeln auf ihren Lippen gewesen...?

Walroder schreckte auf. An das Tippeln der Rattenpfoten und die Schaben hatte er sich gewöhnt, die Dunkelheit und Verzweiflung machte ihm mehr zu schaffen. Jeden Tag betete er zu den Göttern, sie hörten ihn nicht. Nein, sie hören Dich nicht. Er blickte zur Decke, wo das Licht der Öllampe gegenüber immer ein flackerndes Schattenspiel erzeugte. Er humpelte auf seinen wunden Füßen zum Fensterchen in der Türe. Nichts zu sehen. Seine Finger glitten um die zwei Eisenstäbe und er seufzte. Schwarzer Dreck überall auf seinen Armen und unter den langen Fingernägeln. Vom Luxus eines Barbiers hatte er schon längst aufgehört zu träumen. Mittlerweile träumte er nur noch davon wie er seine Finger in den Hals der Richterin bohrte...


Er schrie um Hilfe. Doch sein Brüllen ging unter, genau wie das der anderen Gefangenen. Seit einigen Tagen hatten kaum etwas zu trinken bekommen. Der Alte gab keine Antwort und schlug ihnen nur auf die Finger wenn er welche am Fensterchen treffen konnte. Dumm genug die Türe zu öffnen war er nicht, obwohl die Gefangenen dem Buckligen sicher nicht viel Kraft entgegenzusetzen hatten. Er lachte sie nur aus wiederholte die Worte die er seit Tagen wiederholte "Es gibt nur Wasser und Brot". Der Hunger schien Walroder noch intensiver Träumen zu lassen, von seinem vorherigen Leben. Und so wuchs seine Wut und sein Wunsch nach Rache von Tag zu Tag.

Wiedermal wurde Walroder wach. Neben dem stöhnen aus einigen Nachbarzellen hörte er nichts. Wie immer, wenn er wach wurde, kroch er zur Tür und zog sich an den Gitterstäben hoch. Dann sah er das einzige Licht, was ihm im Leben noch geblieben war: Die kleine Öllampe gegenüber seiner Türe. Was noch Glück war, wenn man die anderen Zellen betrachtete die den Flur hinab lagen, wo garkein Licht hin gelangte. Glück, was für ein Gedanke. Glück! Glück wäre zu sterben. Seine Finger krampften sich um die Gitterstäbe und er weinte. Es liefen keine Tränen mehr, das einzige was aus seinem trockenen Hals herauskam war ein bitteres Krächtzen. Nichteinmal brülllen vor Wut konnte er.
"Finger Weg von den Stäbeh sach ich!" hörte er die Stimme des Alten Bastards aus der Dunkelheit und spürte schon den Schmerz durch seinen Arm jagen als dieser ihm mit einem Stock auf die Finger schlug.
Walroder wusste nicht warum er trotzdem an ihnen festhielt, wie am letzten Stück Hoffnung.
"Oh-hoho, mutig" höhnte der Alte. Schemenhaft tauchte seine Finstere Gestalt im Halblicht auf. "Da scheint wer richtig... SAUER zu sein" Er kicherte. "Haben die Götter dein Armseliges Gewinsel immernoch nicht erhört?"
Walroder zwinkerte und versuchte ins Gesicht des Alten zu blicken. Dessen Augen schienen zu Glühen, vor lauter Lust ihn zu verhöhnen. Plötzlich schob dieser seine Blendlaterne auf und Walroder schrie, nein krächtzte, auf als ihn der Lichtstrahl völlig unvorbereitet traf.
Er versuchte eine Hand gegen das Licht zu heben.
"ICH HABE DICH ETWAS GEFRAGT" die Stimme des alten war nicht mehr das gewohnte rasseln, sondern wurde jetzt begleitet von einem sonoren Brummen. Wie eine kalte Hand legte sich Angst um Walroders Herz. Träumte er?
"ANTWORTE!"
Gegen das Licht der Blendlaterne konnte Walroder nichts erkennen.
"Aber.. ich weiss garnicht.."
"HABEN DEINE GÖTTER DEIN ARM-SEELIGES GEWINSEL IMMERNOCH NICHT ERHÖRT?"
"Woher .. wer bist Du.. woher weisst Du"
"MEIN MEISTERHAT DICH GEHÖRT DU WINSELNDER WURM! ER KANN DIR DEINEN WUNSCH NACH RACHE ERFÜLLEN. ER VERLANGT DAFÜR NICHT VIEL. ER GIBT DIR DAS WERKZEUG DAZU DEINE RACHE ZU ERFÜLLEN. DU DARFST DICH SELBST RÄCHEN UND DU BRINGST IHM IHR HERZ ZUM DANK. ALLES KANN WIE VORHER WERDEN. SAG SEINEN NAMEN WENN ER DIR HELFEN SOLL: Blakharaz."

Walroder wusste wessen Herz: Das der Richterin. In diesem Moment erstarb der letzte Funke Hoffnung auf Gerechtigkeit durch die Götter, die ihm nie geholfen hatten. Weder vor Gericht, noch durch Peraine an seiner Tochter noch sonst wo.... Nun lebte er für die Rache. Der, der zu ihm sprach hatte Recht. Walroder musste nichts sagen, er willigte zu. Flüsterte den Namen. Alles konnte werden wie vorher. Besser. Eine Hand wäscht die andere...
Die Laterne wurde zugeschoben und im selben Augenblick war die Schemenhafte Gestalt des Wächters im dunkelen Gang verschwunden.... die kleine Öllampe verlosch. Stille kehrte ein. Selbst das Stöhnen der Kranken im Gang waren verstummt.
Dann hörte man Schritte. Der schlurfende Kerkermeister kam mit seiner an Walroders Türe.
Walroder schauderte als sich schabend der Schlüssel ins Schloß von seiner Kerkertüre schob. Der Alte blendte ihm mit der Laterne ins Gesicht.
"Glotz nicht so blöd, los hinten an die Wand!" knurrte er und Walroder sah einen Dolch in der Linken des Mannes aufblitzen. "Und keine Sperenzken!" Der Wachmann stellte seine Lampe ab und klopfte zur Bestätigung seiner Worte auf seinen Schlagstock, der am Gürtel baumelte.
War der Alte gekommen um ihn umzubringen?? Walroder wich vor dem Stahl zurück an die Wand der Zelle.
"Gebs zu, Deine Frau hat Dir sicher was da gelassen, hm?... Ausziehen!" Walroder schluckte. Keine Rettung?
"Aber ich .. sie hat mir nichts da gelassen!"
"Verkauf mich nicht für Dumm, Söhnchen..." die rechte, freie Hand wanderte zum Schlagstock. Er rupfte ihn heraus und dann machte der Alte einen Schritt nach Vorne, um Walroder einen Schlag zu verpassen. Jedoch trat er dabei auf die Schale mit Haferbrei und mit lauten Krach landete er in der Zelle. Dabei fiel auch die Lampe um und ihr Öl ergoß sich auf das feuchte Stroh in der Zelle. Trotzdem entzündete es sich schnell. Der Alte regte sich nicht. Als Walroder ihn umdrehte, sah er was passiert war. Er war in sein Messer gefallen und hatte sich aufgespießt. Nur ganz leicht atmete er noch. Walroder zog das Messer aus der Brust seines Peinigers und spuckte auf dessen Körper. Dann zog er die Schlüssel vom Schloß und ließ die Zelle hinter sich, in der sich langsam das Feuer ausbreitete. Die Hilfeschreie seiner Mitinsassen interessierten ihn nicht. Nur er war zu Unrecht dort gelandet. Außerdem würde bestimmt jemand nach ihm suchen, wenn man in seiner Zelle keine Leiche fand, der Wärter aber scheinbar abgehauen war.
Er lächelte. Der Weg seines neuen Herren, die Sache zu lösen waren wirklich beeindruckend - jetzt musste er nur noch die Richterin finden. Ihr das Herz herauszuschneiden und seinem Meister zu bringen war dann Nebensache. So schwer war dieser Handel also nicht zu erfüllen...

Rahimas Sicht der Dinge...

„Der Rechtschaffene begrüßt den täglichen Sonnenaufgang und dankt dem Götterfürsten.
Der Rechtschaffene spricht nichts als die lautere Wahrheit.
Der Rechtschaffene ehrt die Geweihten und besonders die Hüter, und müht sich, ihren Anweisungen stets schnell und gründlich Folge zu leisten.
Der Rechtschaffene besucht die heilige Andacht am Morgen, am Mittag und am Abend.
Der Rechtschaffene hält sich fern von allem Laster; Unzucht, Spiel und Vergnügen sind ihm ein besonderes Gräuel.
Der Rechtschaffene verabscheut den Frevel Madas in all seinen Auswirkungen, verderbte Zauberwirker zeigt er sogleich bei den nächsten Geweihten an.
Der Rechtschaffene liest nichts als die Heiligen Schriften.
Der Rechtschaffene arbeitet hart und ehrt die Zwölfe mit all seinen Taten.
Der Rechtschaffene schweigt während der Mahlzeiten und gedenkt der strahlenden Größe des Götterfürsten.
Der Rechtschaffene … „
Mit dieser elend langen Litanei von Empfehlungen, wie sich „der Rechtschaffene“ zu verhalten hat, quälte Bruder Ucurius am ersten Morgen im Kloster unsere noch müden Ohren. Mir war ohnehin schon schlecht, und dann „der Rechtschaffene, der Rechtschaffene“ … was machte der alte Mann überhaupt in meinem Zimmer?
Zuerst dachte ich ja, diese Selbstgeißelung, ein freud- und gefühlsloses Leben leben zu müssen, beträfen nur die Praioten selbst. Doch weit gefehlt! Allem Anschein nach erwarten die Hüter auch von uns, ihren merkwürdigen Regeln Folge zu leisten. Ha, hier sehe ich Konflikte heraufziehen wie in loderndem Zorn herbeigerufene Gewitterwolken! So „rechtschaffen“ bin ich nun wieder nicht, dass ich auch nur eine einzige ihrer Regeln befolgen würde!
Auch Hamar murrte etwas über Phex und Rahja als er seinen Dreitagebart abrasierte und dabei den Schlaf aus den Augen wischte. Während uns Bruder Ucurius in die Esshalle trieb und mit den Worten „der Herr Praios ist zwar gütig, aber auch streng“ ermahnte, den Morgengottesdienst kein weiteres Mal zu verpassen.

Bei dem kargen Brot, dass wir und die Mönche dort anstelle eines richtigen Frühstücks einnahmen, wollte ich dann wenigstens mit meinen Freunden schwatzen. Doch die Blicke der verknöcherten Hüter riefen mir schnell ins Gedächtnis, dass „der Rechtschaffene während der Mahlzeiten nicht spricht“. Zu allem Überfluss wurde dann noch lautstark irgendetwas vorgelesen, scheinbar in Bosparano – ich konnte kein Wort verstehen. Mein Vorschlag, die Vorlesung, wenn sie sich schon nicht gänzlich vermeiden ließe, wenigstens in einer verständlichen Sprache abzuhalten, rief nur noch weiteres Entsetzen bei den Geweihten hervor. „Das kommt unter keinen Umständen in Frage, und jetzt solltest Du schweigen“, war ihre wohlbegründete Erklärung, warum Praios Bosparano lieber als Garethi (von Tulamidi ganz zu schweigen) spricht.
Übermüdet, hungrig und bereits jetzt einigermaßen entsetzt über das „Leben“ auf Arras de Mott versammelten wir uns danach in der Brauerei. Ich schlug vor, Boronfried solle den Hütern mal ins Gedächtnis rufen, dass der Schlaf Boron heilig sei und deshalb nicht zu barbarischen Zeiten unterbrochen werden dürfe, doch er hielt das für keine gute Idee. Wenigstens Searanja und ich waren uns einig, dass das Magieverbot im Kloster eher lose auszulegen sei und es eigentlich (wie meistens) nur darauf ankommen würde, sich halt nicht erwischen zu lassen.
Anschließend trafen wir uns mit Hüter Bormund, der uns erzählen sollte, was hier überhaupt vorgefallen war – Schließlich sind wir nicht hier, um uns in das Regelkorsett der Mönche zwängen zu lassen, sondern um dem Feind der Schöpfung entgegenzutreten, dessen finsteres Wirken wir hier vermuten. Der alte Hüter Bormund erwies sich als einigermaßen auskunftsfreudig, und nachdem ich meine nackten Schultern unter Balihoer Tuch versteckt hatte, war er auch in der Lage, vollständige Sätze zu sprechen und mich anzusehen, ohne in Schweiß auszubrechen. Er erzählte uns dann von einem merkwürdigen Vorfall bei den Bauarbeiten am Hauptturm: Ein Dachdecker, der ganz oben auf dem Gerüst gearbeitet hatte, war plötzlich panisch herumgesprungen und dann schreiend nach unten gestürzt, wo Sumus fester Leib seinem Leben ein Ende bereitete. Dabei war er nicht als besonders schreckhaft bekannt gewesen, und ein sichtliches Anzeichen für sein Erschrecken hatte es auch nicht gegeben … es gibt also wirklich etwas zu tun für uns…



Was könnte der Bethanier hier nur wollen? Alles, was mir dazu einfällt, ist die Bibliothek, die voll von “geheimen und verbotenem Wissen” sein soll. Überflüssig, zu erwähnen, dass der Zutritt zu dieser Bibliothek für uns “verboten” ist. Doch ein Blick zu Seranja herüber genügt für die Verständigung zur Gezeichneten: Wir müssen erfahren, was sich in dieser Bibliothek verbirgt! Als Ucurius gerade einen mahnenden Ton anschlägt und die Männer über das Übel des Spiels aufklärt, lupfte Seranja kurz ihre Augenklappe an und glitzerte mich über den Rücken des Hüters rot an - schon waren wir uns einig: Geheimes und verbotenes Wissen ist hier sicherlich nicht optimal aufgehoben … Vielleicht beachten die Rechtschaffenen jede kleinliche Klosterregel, sprechen nichts als die reine Wahrheit, halten Abstand von Zauberei und bewirken nichts im Kampf gegen den Wiedergeborenen. Doch die Gezeichneten tun, was immer sie tun müssen, sagen, was immer sie sagen müssen, und nutzen jeden Zauber und jeden Trick, der ihnen zur Verfügung steht, um gegen den dunklen Einfluss Borbarads anzukämpfen, mit oder ohne Klosterregel! Wenn das nicht im Sinne der wahren Götter ist, weiß ich auch nicht weiter.
Diese wundersame Verständigung zwischen uns ist schon überraschend, hat mich Seranja doch eigentlich immer skeptisch betrachtet. Obwohl wir beide uns so unterschiedlich entwickeln, sind wir uns doch manchmal viel leichter einig als mit den anderen. Es wird Zeit, dass wir alle Ernst machen im Kampf gegen den Wiedergeborenen! Dann werden auch diese elenden Streitereien aufhören, ob wir diese oder jene Grenze überschreiten sollten oder nicht – Scheinbar lässt man beim Empfangen eines Zeichnes einiges Zaudern hinter sich...

Trotz der sich deutlich anbahnenden Notwendigkeit, auf ein Neues Licht in das Dunkel finsterer Machenschaften zu bringen, konnte ich nicht umhin, die bleierne Müdigkeit in mir zu bemerken. So entschied ich für mich, dass, bevor es los geht, wir erstmal den Schlaf nachholen, der heute Morgen so jäh unterbrochen wurde.




Seranja, ich stimme Dir insofern zu, als dass sowohl die Orakelsprüche als auch die Prophezeihungen mit Hinweisen schließen, die weder sehr detailliert noch sehr erbaulich sind. Wie bereits mehrfach betont, bedeutet das meiner Meinung nach aber nur, dass wir – Phex steh uns bei! - in diesem Kampf mehr bemühen müssen als jemals zuvor.

Auch völlig richtig ist, dass Er nur durch Magie zurückkehren konnte und auch nur so zu einem neuen Körper gelangt ist, wie auch sonst? Es behauptet hier ja niemand, dass Magie nur sogenanntes „Gutes“ bewirkt. Nein, natürlich nicht. Aber genauso wenig ist abzustreiten, dass Magie auch nicht nur sogenanntes „Böses“ bewirkt - Oder wärsst Du lieber an den Hieben der Orks zugrunde gegangen, Thorulf?

Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Wir alle leben nur noch, weil uns schon oft Magie das Leben gerettet hat - ohne sie wären wir schon alle längst zu Staub zerfallen und wieder Teil von Sumus Leib geworden. Ist das nicht Grund genug, diese Sternenkraft als gute Freundin anzusehen?
Und wem das nicht reicht (und wer außer den Bannstrahlern sollte das schon sein?), der sollte sich an die Geschichte erinnern: Wie ist Borbarad in seinem letzten Leben besiegt worden? Sicher, es gab Kämpfe, und Erz und Feuer wurden auf beiden Seiten der Mauern der Schwarzen Feste in hohen Ehren gehalten. Doch als es Ernst wurde, und es dem finsteren Erzmagier selbst an den Kragen ging, gab es kein anderes Mittel als die geballte Kraft Madas, um Ihn zu verbannen - Ohne Zauberei hätte er ohne Probleme fliehen und andernorts wieder Anhänger um sich scharen können.

Was schließlich die Zeichen angeht, stimmt es schon, dass wir noch nicht genug über sie wissen. Doch den Orkalsprüchen von Fasar zu Folge vermitteln sie ihren Trägern wichtiges Wissen: Das Wissen um Seinen Namen, Seine Gestalt, Seine Macht, Seine List, Seinen Frevel, Seinen Plan … und um Seine Zeit! Und „Seine Zeit“, das wird die Zeit sein, zu der er dem Dreizehngehörten gegenübertreten muss, um sich für seine Frevel zu verantworten …
Es ist deshalb ganz klar, dass die Zeichen unser Licht und Wegweiser sein sollten in diesen Zeiten – vertraut ihnen, und wir werden schlußendlich siegen!

Boronfried

Nach den Erlebnissen in Weiden.....

Die schrecklichen Ereignisse im Weidener Land sind kaum vergangen, doch Seranja, Trägerin des Almadinen Auges und Erste Gezeichnete, drängt die Gefährten zur Eile. Recht ist es so, denn die Gefahr, die über dem Seelenheil so vieler Geschöpfe der Zwölfe schwebt, scheint übergroß. Bruder Boronfried, der schweigsame Golgarit der Runde, macht sich – ohne viele Worte zu verlieren – am 30. Boron nach kurzer Andacht auf den Weg zum Kloster Krähenwacht, dem derzeitigen Sitz des Golgariten-Ordens an den Ufern des Großen Flusses im Südkosch. Eine weite Reise, die er dennoch in kürzester Zeit hinter sich bringen möchte.
Sein Weg führt ihn und seine Gefährten zunächst die Reichsstraße von Baliho hinab bis nach Gareth. Die trutzigen Mauern von Wehrheim, dem stählernen Herz des Reiches, erreicht Bruder Boronfried schon am fünften Tag seines Rittes, übernachtet hier jedoch nur kurz, um nach drei weiteren Tagen in Gareth anzukommen. Dort lässt er sein erschöpftes Reittier, das er einst in liebevollem Gedenken an seinen alten Esel Geron nannte, zurück, um mit einen frischen Gaul Garrensand im Kosch in wenigen Tagen erreichen zu können. Am 12. Hesinde trifft er bei einsetzendem Schneefall schließlich in Ferdok ein, wo man ihm rät, die weitere Reise auf dem Großen Fluss fortzuführen. Die Flussgaleere „Stolz von Albenhus“ bringt ihn dann auch in zwei Tagen zum Ziel seiner Reise.

Kloster Garrensand selbst ist an der Mündung des Flüsschens Unwyn in den Großen Fluss gelegen. Dort findet sich in den Stromschnellen der Heilige Rabenstein, ein mächtiger Fels in der Unwyn-Mündung unweit des südlichen Ufers. Zu seinem Fuße erstreckt sich das alte Gemäuer des Klosters, das viele Jahrhunderte schon Sitz von Boron-Geweihten ist. Bruder Boronfried wird in den düsteren Hallen des dortigen Tempels von Lucardus von Kémet, Großmeister des Ordens, empfangen. Ihm berichtet er treulich, was sich in den Weidener Landen zugetragen hat.
„Bruder, Dein Bericht ist wahrhaft beunruhigend. Auch wenn ich noch nicht wirklich glauben mag, dass es tatsächlich Borbarad sein soll, der auf Deres Scheibe zurückgekehrt sein soll. Beunruhigend sind die Geschehnisse aber in jedem Fall. Ich selbst werde höchstpersönlich nach Punin aufbrechen und dem Raben getreulich Bericht erstatten. Recht habt Ihr, dass auch die anderen Kirchen unterrichtet werden müssen. Ich werde Weiteres veranlassen. Ruht Euch eine Zeit lang in Garrensand aus. Dann kehre zurück zu Deinen neuen Gefährten. In meinem Auftrag werden Boten ins Alte Reich aubrechen, um die dort befindlichen Kirchen des Efferd in Bethana, der Hesinde in Kuslik und der Rahja in Belhanka zu informieren.“

10 Rondra auf Arras de Mott (Rhianas Diebstahl)

Hüter Bormund ächtzte und streckte seinen Rücken. Er dachte Götterverfluchte Rückenschmerzen, bat dann aber sofort um Entschuldigung. Praios vergib mir diesen Fluch. Einem Hüter stand es nicht an zu Fluchen wie der Pöbel. Die Wächter über verbotenes Wissen mussten vorbildlich sein. Ja, und das waren sie. Auch wenn er lieber bei der Inquisition wäre, Praios hatte durch seinen höchsten Diener, den Boten des Lichts, entschieden, dass er nach Arras de Mott geschickt werden sollte. Eine wichtige Aufgabe, der er sich voller Inbrunst gewidmet hatte und nun den Posten des Scriptenmeisters innehatte. Eine der wichtigsten Aufgaben auf dem burgähnlichen Kloster. Hier war, obwohl noch nicht lange wieder eröffnet, schon wieder viel - oft verbotenes- Wissen archiviert. Der Orden hatte eine wichtige Aufgabe, die der Reinheit. Der Reinheit der Gedanken und des Glaubens. Von Praios selbst befohlen! Nicola de Mott, der Nachfahre des Heiligen Arras de Mott und Leiter des Klosters war ein weiser Mann und hatte sofort, als der schwarzpelzige Ork sich zurückgezogen hatte, den Boten des Lichts aufgesucht und gebeten, das Kloster wieder eröffnen zu dürfen. Danach hatten sie die Arbeit begonnen und schon viel geschafft. Jedoch war es vor einiger Zeit zu mysteriösen Unfällen und Sabotageakten gekommen, die den Aufbau behinderten. Nie hätte Bormund an den Worten Nicola de Motts zweifeln wollen, aber warum hatte der Hohe Hüter diese seltsame Gruppe Abenteurer bestellt um das Kloster zu schützen. Sicher hatte Efferdan, dieser Narr, ihm diesen Gedanken eingepflanzt. Man hätte sofort erfahrene Praioten holen sollen anstatt diese Gruppe Herumtreiber anzustellen. Was hatte es gebracht? Es war schlimmer geworden als Vorher! Selbst eine Magierin war bei der Gruppe; noch dazu nichtmals eine der Weißen Gilde, sondern eine Graue aus dem wilden Andergast, wo - so hörte man - noch Druiden in einigen Dörfern als Priestern ihre Ketzerischen Worte verbreiteten. Ihn schüttelte es. Noch dazu kam ein Weidener Adelssproß, der wohl vor seiner Aufgabe davongelaufen war, die er hätte Zuhause erfüllen sollen und ein - Praios bewahre - Tulamide! Natürlich schwor dieser ein Anhänger der Zwölfe zu sein, trotzdem stammte er aus dem lüsternen Khunchom, einem Ort wo Praios genauso verehrt wurde wie Rashtullah oder die Götter Maraskans! Man nannte dies dort Offenheit, Bormund nannte es Frevel! Aber irgendwann würden die Menschen die die Zwölfe nicht verehrten schon erkennen, wie falsch sie lagen. Bormund hatte der Gruppe die Regeln des Klosters eingeprägt, würden sie nicht daran halten, wären sie schneller verschwunden, als sie "Auf Wiedersehen" sagen könnten. Er tippte seine Feder in die Tinte um seinen Bericht fortzusetzen. Auf andere Gedanken kommen. Halt - was war das gewesen... hatte er da in der Stille schleichende Schritte gehört? Bormund drehte sich um und lauschte. Das einzige Geräusch war sein raschelndes Gewand gewesen. Er runzelte die Stirn.
Einbildung. Hier konnte niemand hinein.
Er wandte sich wieder an sein Werk. Plötzlich dröhnte ein Knall, gefolgt von einem mächtigen Donner. Er hatte die Tinte verschüttet vor Schreck. "Bei Praios" zischte er und stürzte zum Fenster. FEUER! Im Hof! Die Magierin hatte einen Zauber explodieren lassen! Fünf Gestalten - Orks? - brüllten und schrien vor Schmerz, rannten brennend durcheinander.

Ein Angriff?? Magie auf dem Praioshof! Er wandte sich um und lief zur Treppe.

Unbemerkt schälte sich hinter ihm ein Schatten zwischen zwei Bücherregalen aus der Dunkelheit. Der Schatten lächelte.
Eine passende und gelungene Ablenkung....

Nicht jugendfrei...

In den Straßen Havenas wurde getanzt, gelacht und gefeiert. Überall waren Menschen unterwegs und begingen die letzten Tage des Rahja. Eine Gruppe Betrunkener torkelte an dem Paar vorbei, welches sich abseits von der Masse in einen kleinen Garten gestohlen hatte. Elandro, der Frauenschwarm des Viertels, wollte es endlich wissen. Schon lange hatte er versucht, Rhianne für sich zu gewinnen und heute sollte es klappen! Der junge Mann hatte schon einige Freundinnen gehabt, aber bisher hatte er nur bei Rhianne noch keinen Erfolg gehabt. Das Mädchen war einfach viel zu naiv und unerfahren, so das sie keine seiner Anspielungen verstanden hatte, oder sie war wirklich zu keusch um ihn verstehen zu können.

Elandro seufzte innerlich. Jetzt gingen sie schon eine geschlagene Stunde durch den Garten und er hatte immernoch nichts erreicht. Er würde der Kleinen schon zeigen, was sie bis jetzt verpasst hatte... Er hatte schon einige Pärchen im Garten umherstreifen sehn aber Rhianne schien blind zu sein dafür... Mürrisch blickte er zu den oppulenten Kuppeln des Rahja-Tempels, hinter deren Fenster Licht tanzte und knirschte mit den Zähnen, die schöne Göttin möge ihm eine Eingebung schicken. Vielleicht hätte er dorthin gehn sollen...

Nach einiger Zeit bat das Mädchen ihn, sie nach Hause zu bringen. Nach Hause! zürnte Elandro
Natürlich, gerne doch. Er lieferte sie ab, natürlich nur von bravem Wangenküsschen und einem liebevollen Blick belohnt.. Ja, eigentlich liebte er sie - wirklich. Aber wieso musste diese Frau so Traviaverflucht brav sein...
und das im besten Alter. Die Tatsache, dass ihr Onkel, der Mann, der sie aufzog, auch noch im Praiostempel ein Geweihter war. Dies war der ganzen verzwickten Lage vermutlich nicht zuträglich, sondern machte es schlimmer... machte es aber für Elandro unweigerlich noch interessanter, das Mädchen zu erobern.

Frustriert über den mahnenden Blick des Hausangestellten der die Tür geöffnet hatte, verließ Elandro die Straße am Praiostempel und bog in eine kleine Gasse ein. Fast wäre er über die Gestalt gestolpert, die sich im tiefen Dunkel der Gasse versteckt hatte. Dieses Blonde Haar, die zierliche Gestalt, die Figur, das Kleid .. er konnte es schwer erkennen -
"Rhianne?" stolperte seine Stimme.. "Aber ich habe dich doch..."
"Schon gut, Elandro," hauchte ihre Stimme katzengleich "komm zu mir!" Rhianne zog ihn an sich, er spürte sie sanft über seine Schulter streicheln "Aber Rhianne.. Du..."
Weiter kam Elandro nicht, sie drückte ihm ihre Fingerspitze auf den Mund
"Pschht," surrte sie "ich weiss, ... aber mein Onkel darf davon nichts wissen. Er lässt mich beobachten, aber jetzt glaubt er ich wäre auf meinem Zimmer" Ein kurzes Lächeln.
Elandro stöhnte auf, als sie ihn an sich zog und ihre Hände begierig erste Knöpfe an seinem Hemd öffneten.
"Du willst es doch" raunte sie und liebkoste seinen Hals "jetzt zeig mir, was Du mir in den letzten Tagen zeigen wolltest".
Seine Gedanken rasten, er konnte sie zwar nicht sehen, weil es so dunkel war, aber in seinem Kopf hämmerte es, alle seine Wünsche würden sich erfüllen... Seine Hand tastete nach ihren Brüsten und er drückte sie ungestühm an die Wand der Gasse, während Rhianne die Kordel seiner Hose aufzog und ihre Hand glitt in den Schlitz - Elandro stöhnte auf und ...
"Nein, das geht nicht" er stolperte zurück und landete in der Gasse auf dem Hintern. Ihm war heiß und kalt "Rhianne... Das kann doch nicht..." Warum machte er das? War es nicht alles, was er wollte? - Sie besitzen?
Er blickte auf die Gestalt vor ihm, die sich katzenartig auf ihn zubewegte. Ihr war das Kleid abgefallen, sie war Splitternackt und zeigte alles wovon er geträumt hatte.
"Du willst mich doch nicht ablehnen?" surrte die Stimme Rhiannes. Die Dunkelheit der Gasse war fast komplett, nur schemenhaft war ihr perfekter Körper zu erkennen.
"Rhianne, du sagtest doch, Du wolltes Dir sicher sein, wenn..."
"Was meinst Du warum ich hier bin" unterbrach sie ihn und war in einer schnellen Bewegung zu ihm gehuscht und hatte sich über ihn gekniet. "Jetzt stell dich nicht so an und besorgs mir" ihre Stimme überschlug sich fast.
Konnte das sein Mädchen sein?
"Tu es und ich mache Dir noch ganz andere Freuden.." sie setzte sich auf ihn und beugte ihren Kopf hinunter an sein Ohr - ihre Körper waren fast eins, er brauchte nur noch eins zu tun... Jeder Teil von ihm wollte sich mit ihr vereinigen, wäre da nicht etwas tief in ihm gewesen, etwas das Nein schrie. "...wenn Du es sagst kannst Du jede Frau haben, die Du haben willst" schnurrte Rhianne. Ja, das wollte er...oder?
Ihre Zunge leckte über seinen Hals und hinterließ einen feuchten Film. Elandro blickte kurz zur Seite und stöhnte lustvoll auf. Plötzlich sah er ES. Er wollte schreien aber seine Lungen schnürten sich zu: Ein Eimer mit Fischresten war wahrscheinlich von Katzen umgestoßen worden und in seine Richtung ausgekippt. Für einen Augenblick sah er im Auge eines der riesigen Tunfischköpfe ihre Figur im Spiegelbild, als das Madamal für einen Augenblick am Himmel auftauchte.

Eine KREATUR hatte sich über ihn gebeugt.. im Madamal war sie von purpurschwarzer Haut, vollkommen Nackt und perfekt, aber in kränklichem grün schimmerten ihre Haare auf und ihre langen Fingernägel ritzten kleine Wunden in seine Haut. Die Kreatur hockte mehr über ihm, als das sie sich an ihn schmiegte - obwohl er selbiges im Augenblick noch spürte - und wartete auf perverse Art wie ein Tier darauf, das er sie sich nahm. Von ihrer Haut sonderte sich Schleim ab der schwer nach Moschus stank. Jetzt erkannte er, dass dieses Wesen nur kranke Geilheit verlangte.
"... immer und immer wieder" keuchte ihre Stimme und beendete den Satz. Diesmal hatte sie etwas rauhes, knurrendes, nichts mehr von Rhianna. Das war nicht Rhianna!
"NEIN!" brüllte er und stieß die Kreatur von sich, die aber erstaunlich schnell wieder auf die Beine kam.

"Verdammter Narr" fauchte das Wesen. Im selben Augenblick fiel das Licht des Madamals wieder in die Gasse und er sah ihre grünen Reptilienaugen schimmern. Auch in ihrem Kopf hörte er ihre Stimme: "du hättest alles haben können. Aber entkommen tust Du mir so einfach nicht. Ich kann Dich auch gegen Deinen Willen nehmen! Werde mein Diener und setze meinen Samen in die Frauen, denen Du immer nachsiehst. Ich helfe Dir sie alle zu haben.." Ihre lange, purpurne Zunge glitt über ihre wollüstigen Lippen. "Deine Zeit ist gekommen" kicherte das Wesen und machte einen Schritt auf Elandro zu. "Küss mich und ..."
Elandro zitterte, erst jetzt wurde ihm bewusst wie sehr es in der Gasse nach Fischresten stank. Gerade als das finstere Wesen ihn packte und zu sich zog, trat ein Schatten in den Durchgang-
"Herr Praios! Dein ist das Licht und die Wahrheit und die Strafe. Möge der Verblendete geblendet werden und bleiben! Weiche, Du Kreatur der Finsternis! Es sei!" donnerte die Gestalt
Elandro sah nichts mehr, außer einem Gleißenden Lichtstrahl des Himmels. Kurz darauf spürte er noch, wie jemand ihn anhob und forttrug. Danach versank er in Ohmacht....

Verbotenes Wissen

s war kalt und am Himmel stand, halb verborgen hinter dunklen, zerfetzten Wolken, die volle Mada und warf ein geisterhaftes Licht aufs Land. Am Himmel wirkten die Sterne wie Spiegel der Lichter der Stadt. Schemenhaft schälten sich die Rauchsäulen der Kamine Gareths in den Himmel, bevor sie sich irgendwann in nichts auflösten. Die Katzenfamilie hatte sich unter einem Haufen Gerümpel ein gemütliches Nest gebaut, dessen Friede jedoch allzu jäh schlagartig gestört wurde. Der Mensch zerstörte ihr Heim mit einem Schlag, riss den Haufen auseinander, aus dem die Katzen fauchend und jaulend erschreckt auseinanderstoben.
"Timon Du Narr," fauchte eine Stimme wütend, "wir sollten doch Leise sein!"
Wütend funkelnd, blickte der Angesprochene nach Hinten und knurrte im selben Ton zurück
"Wie bitte sollen wir hier vorbei kommen, wenn das hier im Weg steht?" meinte er zynisch und trat durch den neu geschaffenen Pfad zwischen dem Unrat. "Jetzt komm, wir müssen weiter, sonst entwischt er uns wirklich noch!"

Die zwei Soldaten kamen schließlich an den Hintereingang, den sie bewachen sollten, während von der Straße schon die schweren Schritte von Gerüsteten näherten.

Einige Minuten später hörten die zwei Gardisten durch die Gasse den Befehl zur Erstürmung des Hauses. Wenige Augenblicke später, schoß jemand aus der Hintertür hinaus und lief Timon und Phedex, seinem Kameraden in die Arme. Die beiden hatten keine Mühe das schmächtige Männlein zu überwältigen und machten zerrten ihn durch die Gasse auf die Straße.

"Bitte," wimmerte das Männlein "ich bin unschuldig... ich habe nichts getan!" als es vor den Hauptmann geschleift wurde.
Dieser lächelte nur höhnisch und gab den Befehl, ihn in Ketten zu legen.
"Der Baron wird sich deiner persönlich Annehmen du elender Ketzer!"
Das war das letzte was der Mann mitbekam, er wurde bewusstlos.



Als er die Augen wieder öffnete, befand er sich in Ketten. Der Raum war mit Kohlenbecken beheizt und gut beleuchtet. Vor ihm saßen an einem Tisch zwei Männer und eine Frau in weißem Gewand - eine Geweihte des Praios. Einer der Männer hatte einen Schnauzbart und war wohl der Schreiber, der andere war ein hagerer Mann, Mitte fünfzig mit stechendem Blick, rechts von ihm stand ein Gehstock mit Goldknauf. Der Mann selbst war auf einen Stuhl gefesselt, wie er erst dann bemerkte.

Der Mann hatte diesem Mann noch nie Gegenübergestanden, aber wusste sofort das er der Baron war: Dexter Nemrod, der Leiter der KGIA!
Gorgan Eschheim durchfuhr es wie ein Blitz, natürlich wusste er, warum er hergebracht worden war. Seine Gedanken rasten: wie sollte er aus der Lage herauskommen, wie hatten sie ihn gefunden, hatten sie die Bücher gefunden?

Er versuchte sich zu sammeln.
"Gorgan Eschheim, ihr seid Angeklagt, Schriften zu besitzen und zu verbreiten, die wider die weltliche Ordnung und entgegen der zwölfgöttlichen Lehren stehen."
Gorgan versuchte aufzubegehren, aber bevor er das konnte, hob der Sprecher, der Baron die Hand.

"Spart Euch diese Mühe!" sein Gegenüber zeigte ein mitleidiges Lächeln und nickte in Richtung eines Dieners, der eine Kiste herbeibrachte in der verschiedene Bücher herbeibrachte. Die Geweihte sah Gorgan während der gesamten Zeit finster an, während dieser im Stuhl zusammen sank.
Der Baron zählte einige Werke auf - scheinbar hatten die Leute jedes Versteck im Haus gefunden. Er war verammt...

"Ihr wisst, was Euch für den Besitz dieser Bücher und deren Verbreitung erwartet." beendete der Baron die Aufzählung. "Die Bücher werden in ein sicheres Archiv gebracht - nun werdet ihr uns beantworten, was wir wissen wollen..."

Kleine Sünden bestrafen die Zwölfe Sofort!

- Gewidmet P.W.-


Felipe seufzte. Heute war einfach nicht sein Tag. Warum muss so etwas immer mir passieren. Zwölfeverfluchter Mist!!! Der Sproß einer Familie Handwerker hatte sich entgegen aller Erwartungen seiner Lehrmeister -anfangs war er faul gewesen; zugegeben- durchgesetzt und befand sich nun im letzten Jahr seiner Ausbildung. Trotzdem schrieb man ihm -und er sich selbst nicht zuletzt auch selbst- einen gewissen Grad an Trollpatschigkeit zu. Nun, wie hätte es anders kommen können: Der Scholar hatte an diesen Aufzeichnungen in den letzten Wochen gearbeitet und ihm war nachdem er den letzten Punkt der Seite geschrieben hatte das Tintenfässchen über die Seite gelaufen. Alles versaut! Er knurrte verbittert...

Wütend zerknüllte er die Seite und schlug in seinem Zorn mit der Faust gegen die Wand "BEI DEN NIEDERH...." Er wollte fluchen - kam aber nicht weiter. Tat das weh! Ein heftiger Schmerz durchzuckte seine Rechte und erst als er hinsah, bemerkte er einen durchaus unförmigen Hubbel unter der Haut. Sein eigener Jähzorn hatte ihn dazu gebracht, sich selbst die Hand zu brechen. Auch das noch! Felipe malmte mit den Zähnen.

Seine Dummheit verfluchend stand er auf und trat dabei auf das am Boden liegende Tintenfässchen, das unter seinem Gewicht dann doch entschied, knirschend zu Bruch zu gehen.
Jetzt durchzuckte ihn auch noch jäh ein Schmerz im Fuß, scheinbar hatte sich eine Scherbe durch die dünnen Ledersohlen gebohrt. Er jaulte laut und sprang auf das andere Bein... Wieviel Unglück kann man haben? dachte Felipe und stolperte im selben Augenblick zur Seite, schlug mit dem Ellbogen auf die Tischplatte auf dem sein letztes Experiment aufgebaut war und riss selbiges durch den heftigen Ruck um.
Tongefäße, Glasröhrchen, Mörser und verschiedenste Flüssigkeiten und Behälter zerbarsten in atemberaubendem Krachen auf dem Boden, Felipe mittendrin. Wie ein begossener Pudel und mit schmerzverzerrtem Gesicht lag er am Boden. Zwei Wochen Arbeit umsonst... er schloß die Augen um seinem Zorn wieder Herr zu werden. Wenn der Meister das sehen würde... Und was die Apperatur kosten würde. Kurz danach stellte er fest, das er nackt war. Die magische Tinktur, die Knoten und somit auch Fäden auflösen konnte, hatte also gewirkt. - Felipe seufzte. Heute war einfach nicht sein Tag.

Sturm auf Arras de Mott

Die Praiosscheibe warf schon ihre Strahlen am Horizont hinter dem Bergkamm voraus. Das Tal lag noch im Schatten und überall sah man Feuer brennen, an denen sich die Schwarzpelze, die Orks, zusammenkauerten. Hauptmann Praiofold stand mit dem Hohen Hüter und Lehrmeister, Seine Ehrwürden Nicola de Mott auf den Zinnen, beide Gesichter waren ernst und verschlossen. Der Hohe Lehrmeister wusste das das Kloster nicht länger standhalten konnte. Mochte Praios Strafe über dieses Götzengläubige Gezücht kommen.

Der Hauptmann blickte zu dem Mitte fünfzigjährigen Mönch in sein strenges Gesicht. Priofold hatte schon bei seiner ersten Begegnung mit dem Hohen Lehrmeister vor einigen Jahren den Glauben des Nachfahren des Heiligen Arras de Mott spüren können, aber seitdem die Orks das Kloster belagerten, spürte er mehr denn je wie der Götterfürst durch seinen Diener wirkte. Nicht nur durch den Einsatz der Wachen und Mönche hatte sich das Kloster längere Zeit halten können, Praiofold war der Überzeugung, auch Praios selbst hatte das Kloster aufrecht gehalten bei den vielen Anstürmen der Orks.

Der Lehrmeister schien aus seinen Gedanken gerissen zu werden.
"Hauptmann, es ist an der Zeit." gab er ihm den Befehl zum ausführen des Plans, den der Rat des Klosters in der letzten Nacht beschlossen hatte. Er wusste nicht, ob der hohe Lehrmeister mit der Entscheidung zufrieden war.. man hatte Beschlossen, ihn mit zwei anderen Mönchen auf einem Geheimen Weg aus dem Kloster zu bringen und damit auch das heilige Buch der Offenbarung der Sonne in Sicherheit zu bringen. Praiofold glaubte, der Hohe Lehrmeister rang mit sich das Kloster und seine Mönche hinter sich zu lassen - und damit auch in seiner Aufgabe zu Versagen, das Archiv und die Artefakte zu bewahren. All das, was die Mönche des Ordens über die Jahrhunderte sicher verwahrt hatten würde vernichtet oder gestohlen werden. - Nein, es musste Praios' Wille sein und die Orks konnten mit Sicherheit nichts mit den Schriften anfangen, sie gierten nach dem Gold der Altäre. Es hatte viele Beredungskünste gebraucht, bis man dem Hohen Lehrmeister überzeugt hatte, das er und das Buch in Sicherheit gebracht werden mussten, auch wenn es das Opfer des Klosters und seiner Bewohner bedeuten würde. - Aber selbst dieser Gedanke war hinfällig, die Orks würden das Kloster so oder so in den nächsten Stunden erobern.

Nicola de Mott wurde mit den zwei anderen Mönchen zur Geheimtür gebracht. Er segnete beim Abschied die Anwesenden.
"Schau auf dieses Kloster, Götterfürst, und richte die, die sich an Dir Schuldig machen. Und schau besonders auf diese Deine Diener, die dir so treu sind!" Er reichte Praiofold die Huld und blickte ihm ernst ins Gesicht "Der Götterfürst segne Euch" waren seine Worte, bevor der Hohe Lehrmeister durch die Türe glitt und mit den zwei Mönchen und dem Buch in der Dunkelheit verschwand.

Praiofold verschloß die Türe und trat einige Zeit später wieder auf den Innenhof des Klosters. Überall auf den Wehrgängen und am Tor standen Mönche und auch einige, wenige Sonnenlegionäre. In jedem Gesicht stand Ernsthaftigkeit geschrieben, vom Jungen bis zum Alten. Alle wussten, es würde ihnen keine Gnade durch die Schwarzpelze gewährt werdern. Sie würden trotzdem jeden Schritt Boden teuer verkaufen. Das war ihr Schicksal. Ihr Opfer.

Der Hauptmann zog sein Schwert und grüßte die Aufgehende Sonne. Danach küsste er das Symbol der Sonne auf dem Knauf und betete ... bis er die Schläge der Ramme am Tor hörte. Rondra Hilf - Praios zur Ehre!

Brunn Bauken

Brunn Bauken stützte seinen Kopf schwer auf sein Schreibpult. Seit Anfang Ingerimm hatte sich einiges geändert, denn an diesem Tag hatte der Allmächtige Praios ihm eine Vision gesandt. Er hatte ein Greifenei gesehen, dem eine Eidechse entschlüpft war, die sich wiederrum in eine schwarze Schlange verwandelt hatte und dann ihre Eltern aufgefressen hatte. All dies schien sich in der Vision auf dem Naira Kubuch abzuspielen, dem höchsten Gipfel der Roten Sichel… - und damit in seiner Kirchenprovinz: Weiden.
Als er seinen Mitbruder Amanda Laconda da Vanya, den hohen Inquisitor um einen Ratschlag gebeten hatte, hatte er damit ins Schwarze getroffen: Kurz zuvor hatte ein Magier in Perricum behauptet, ein mächtiger Magier würde geboren werden und mit einer roten und einer schwarzen Sichel alle Feinde niederstrecken. Der Magier war nach seiner Vision nicht mehr ganz bei Verstand gewesen und wurde in der Akademie zu Perricum behandelt, soweit Brunn Bauken es wusste. Trotzdem hatten diese Visionen den hohen Inquisitor veranlasst das Konvent der Praioskirche nach Weiden zu verlegen um auch dieser Sache nachzugehen. Es wies alles darauf hin, das etwas geschehen würde – die Frage war nur was. Das der Tempel in Anderath ausgeraubt wurde passte später nur allzugut ins Bild…
Später, beim Konvent selbst, waren allerlei hohe und wichtige Herrschaften angereist: Neben Da Vanya und seinem Gefolge aus Ragath waren Abgesandte von Weißmagischen Magierschulen aus Gareth und Perricum vor Ort, sowie der Ordensmarschall der Bannstrahler, Ucurian Jago und andere, kirchliche Persönlichkeiten. Das Konvent hatte seinen Verlauf genommen aber schließlich waren einige Abenteurer mit einer Traviageweihten aufgetaucht, die Just davon sprachen, das eine Tsa-Geweihte in Dragenfeld eine göttliche Vision als Hilferuf ausgesandt hätte. Auch war Delian von Wiedbrück, ein Mitarbeiter der KGIA, mit seiner Gruppe unterwegs in die Sicheln um einen Magier namens Koroban zu finden, der sich dort versteckt haben sollte. Wenn das kein Hinweis auf seine Vision war… Ucurian hätte fast eine Eskorte aus Bannstrahler mit der Traviageweihten geschickt, dann aber war er aber vom Inquisitor zum Gipfel des Naira Kubuch geschickt worden um den Visionen nachzugehen.
Als beide Expeditionen später zurückkehrten, hatte sich der hohe Inquisitor nach Salthel begeben und dort in Burg Aarkopf Quartier bezogen, weil mittlerweile erschreckende Gerüchte aus den Baronien Ingerimms Steg und Uhdenwald eingetroffen waren. Die „Helden von Dragenfeld“ hatten wohl einen mächtigen Schwarzmagier bekämpft, wie auch Delian von Wiedbrück bestätigen konnte, und die dortige Gefahr konnte vorerst gebannt werden. Trotzdem war die Gegend durch dämonisches Wirken auf lange Zeit aufs Unglaublichste verseucht und man sperrte das gesamte Gebiet ab. Als Ucurian Jago schließlich auch zurückkehrte, berichtete er ebenfalls von eine wahrlich alptraumhaften Expedition, die fast im Debakel geendet hätte. - Fünf Todesopfer waren unter den ehrenwerten Bannstrahlern zu beklagen. Ucurian forderte, als er den Bericht der Leute aus Dragenfeld gelesen hatte, sie zu verbrennen. Er sah in dem Bericht Wiedersprüche und Häresie, der Inquisitor wies ihn jedoch aufs schärfste zurecht. Natürlich übertrieb Ucurian, obwohl er in manchen Sachen auch Recht behalten mochte. ..
Unter der Bitte, Stillschweigen zu bewahren, wurden die Gefährten von Dragenfeld entlassen und die Dragenfelder Wildnis in den nächsten Monden intensiv untersucht. Seitdem waren immer Geweihte und Magier dort um Wache zu halten und zu forschen. Als wäre dies nicht schon genug gewesen für den Balihoer Tempel, und hätte somit Brunn Baukens obersten Aufsicht bedurft, kam noch die alltägliche Arbeit in Weiden hinzu. Eine echte Belastung für die Kräfte der Praioskirche in diesen Krisengeschüttelten Zeiten – Und es sollte nicht das letzte Mal sein, dass er diese … Helden gesehen haben sollte.
Brunn Bauken trat von seinem Pult zum Fenster und sah hinaus ins Schneetreiben des Tsa-Mondes. Seit Rondra hatten sich seltsame Tode in Weiden gehäuft. Zuerst hatte man diesem Treiben keine Unauffälligkeit zuordnen können, später jedoch erfuhr man, dass auch auffällig viele Leute spurlos verschwunden waren. Der Herzog, ein praktischer Mann, beauftragte kurzerhand – natürlich ohne ihn vorher zu befragen – dieselben Helden, die schon in Dragenfeld die Sache geklärt hatten. Als diese den Hochgeweihten dann später aufsuchten, waren sie schon zu sehr im Geschehen verankert, als dass Bauken eigene Leute beauftragen hätte können – hätte er noch welche frei halten können. Auch hatten sie schon einige Erfolge vorzuweisen und Bauken hatte mit der Sache in Dragenfeld, der Kirchenspaltung und dem alltäglichen Geschehen wahrlich genug zu tun. So hörte er ihre Worte an und die Leute – eine wahrlich seltsame Sammlung an Gestalten – erklärten ihm, es gäbe wohl eine Vampirplage in seiner winterlichen Kirchenprovinz! Der Hochgeweihte hatte den Helden geholfen, selbige zu bekämpfen, Unterstützung zugesagt und war sogar selbst mehrmals ausgeritten um die Sache zu untersuchen. Als die Plage scheinbar bekämpft war, waren die Helden zu ihm gekommen und hatten einen hanebüchenen Bericht abgegeben, der darin gipfelte der Dämonenmeister Borbarad wandle wieder auf Erden und eine mächtige elfische Schwarzmagierin stecke hinter der ganzen Sache!
Noch heute musste der Hochgeweihte wütend schnauben, wenn er daran dachte, was für eine Geschichte diese Helden aufgetischt hatten. Es mochte sein, das diese Leute wieder Teil eines schwarzmagischen Rituals geworden waren, aber Borbarad wieder da? Vielleicht hatte das Erlebte sie zu sehr verwirrt. Ketzerischer Unsinn. Und dann hatte dieser dreiste Tulamide auch noch auf Praios und die Zwölfe geschworen, das es stimmte, was sie sagten… Die wirre Geschichte gipfelte in den Ausführungen der Magierin, die zugegeben hatte grenzwertige Magierituale eingesetzt zu haben. Es kam heraus, dass sie sich selbst Rat bei einer Hexe geholt hatten! Hätten sie sich nicht so um Weiden verdient gemacht, hätte er sie einsperren lassen und intensiv befragt. Andererseits, wer würde so dumm sein, ihn anzulügen und auf Praios einen falschen Eid zu schwören ohne die gerechte Strafe zu erwarten… Sein Gefühl sagte ihm, dass irgendetwas an der Sache stimmte. Trotzdem würde er Rat beim hohen Inquisitor einholen… Wie auch immer die Sache ausgehen würde: Praios würde ihnen den Weg weisen und die Ketzer bestrafen, wenn sie welche waren… - Und Er, der Hochgeweihte von Baliho, war nicht umsonst bekannt als der Ketzerrichter von Baliho. Vielleicht lag in seinem Schnauben aber auch ein Hauch Ärger über sich selbst wegen seiner mangelnden Entscheidungskraft in diesem Fall. Vor einigen Jahren wäre ihm das nicht passiert, die Leute mit Zweifeln an ihrer Aufrichtigkeit und Richtigkeit ihrer Aussagen und besonderes der Sorge um die Reinheit ihrer Seelen einfach… laufen zu lassen. Er machte sich auf den Weg in seine private Kapelle um diesen Gedanken des Zweifels auszubrennen. Fehler konnte er sich nicht leisten – und wenn man welche machte, musste man sie bereinigen. Möglichst schnell.

Vorgeschichte der Helden



Brief von Xaver an seinen Vater.


Zitat:

Ehrenwerter Vater,

Es ist nun schon eine ganze Weile her, dass ich mein geliebtes Weiden, das letzte Mal gesehen und so wie es momentan aussieht muss ich wohl auch noch eine längere Zeit auf den Anblick unseres stolzen Herzogentums und seiner Länderein verzichten. Zuletzt hatte ich geschrieben, dass wir auf dem Weg nach Punin waren und auf der Reise keine größeren Unannehmlichkeiten hatten. Pantaleon wollte seine Opfergabe bringen und ich hatte den Männern eine Woche Ruhe in der Stadt versprochen. Es sei gesagt, dass Punin eine riesige Stadt mit allerlei Tumulten ist, ganz wie du es mir früher beschrieben hast. Das Leben hier führt seinen ganz eigenen Rhythmus. Es scheint auch, als wäre Punin Anziehungspunkt für halb Aventurien. Der erste Tag hier verlief recht ereignislos. Wir kamen in die Stadt und bezogen unsere Unterkunft in einer kleinen Wirtschaft an einer der völlig Überfüllten Hauptstraßen. Am Abend saßen die Männer und ich in einer gemütlichen und fröhlichen Runde zusammen. Ein wenig später als gewohnt gingen wie dann auch schlafen, schließlich konnte wir uns es leisten, da wir eine Woche Ruhepause haben. Doch in der Nacht weckte mich ein lauter, nicht zu überhörender Hilfeschrei. Mit Rondra als mein Schild lief ich Richtung dieses Hilfeschreis. Doch ich schien zu spät zu kommen. In dem Raum, aus dem der Hilfeschrei kam, standen schon drei Personen und das Opfer, von dem der Hilfeschrei kam. Über das Opfer war eine Frau gebeugt. Die beiden anderen, ein Tulamide und ein Krieger, versicherten mir, dass weder sie noch die Frau, die dem Opfer helfe, mit dem Mordversuch etwas zu tun haben. Ich musste ihnen glauben, den einen wirklichen Beweis konnte ich nicht gegen sie vorbringen. Sie sagten, dass eine andere Person den Mord versucht hätte und dann aus dem Fenster gesprungen sei. Allerdings war es aus dem Fenster gut 6 Fuß bis auf den Boden. Das Opfer war übrigens fast ganz in schwarz gekleidet und machte einen mysteriösen Eindruck. Nach längerer Zeit des Wartens, schien es dem Opfer wieder besser zu gehen, es schlief.
Ich wandte mich schließlich von der seltsamen Truppe ab und benachrichtigte den Wirt, der wiederum die Stadtwache alarmierte, die
auch schon früh am Morgen erschien. Vor unserer täglichen Rondraandacht berichtete ich der Truppe über diesen Vorfall und wir beteten gemeinsam für das Opfer bei Rondra. Am Vormittag ging ich erneut in den Raum, in dem das Opfer ruhte. Die anderen drei, die sich scheinbar schon kannten, waren auch wieder da. Ich erfuhr, dass sowohl
die Frau, als auch das Opfer, magische Fähigkeiten besitzen. Doch meine Intuition sagte mir, dass beide keine Hexen sind, aber dennoch hexerische Fähigkeiten besitzen. Also vertraute ich der Frau. Zur Auflösung dieses Falles blieb mir auch gewisser Maßen kaum etwas anderes übrig. Auch die andere Person schien mir etwas merkwürdig. Er wies sich als Krieger aus, ohne dabei größere Waffen oder ein Pferd zu besitzen. Einzig der Tulamide, auch wenn man mit seiner Art und Herkunft so seine Schwierigkeiten hat, scheint ein Mann mit Ehre uns Stolz zu sein.
Im Weitern erfuhren wir, dass das Opfer eine Sache von großer Gefährlichkeit mit sich führte und sich deshalb vor Verfolgern schützen musste. Es handelte sich um ein gefährliches Buch. Das Opfer, das immer noch schwer entkräftet war, bat uns dieses Buch nach Havena in Sicherheit zu bringen. Natürlich stimmten die Männer zu, auch bei dieser Mission, in der es um die Sicherheit der zwölf Götter ging, mitzuhelfen.

Rondra zu Ehren
Xaver




Tagebuch von Karan aus Fasar

Zitat:

[...] Endlich in Havena angekommen, erfuhr ich, dass weder Abu(brecht; a.d.R.) an unserem Treffpunkt war, noch eine Nachricht gesendet hatte. Ich machte mir sorgen, hoffte aber er würde kurz nach mir eintreffen. Bisher war mir Feqz auch hold gewesen und ich konnte alle Verfolger scheinbar abhängen. Also quartierte ich mich ein und hoffte auf Abu's baldige Ankunft. [...]

[...] warte ich nun schon seit Tagen auf Abu oder eine Nachricht von ihm. Der Schlüssel liegt schwer auf meiner Brust; morgen werde ich ihn - wie besprochen - Archon Megalon übergeben.[...]

[...] Wie verbittert bin ich! Nachdem ich erfahren habe, dass Archon wohl bei einem Feuer umgekommen ist und Abu nicht aufgetaucht habe, muss ich glauben unsere Mission ist gescheitert. Feqz sei mir gnädig. Was soll ich nur tun? Wohin mit dem Schlüssel? Was ist mit meinem Freund Abu geschehen... Das Buch scheint verflucht zu sein, alle die damit zu tun haben, gehen den Weg Borons. [...]

[...] Es gibt Hoffnung! Welch schändliches Bild muss ich abgegeben haben, als ich gestern meinen Rettern begegnet bin. Ich hatte des Nachts in meinem Frust den Freuden des Weines all zu arg zugesprochen, als ich heute morgen einigen tapferen Männern und Frauen begegnet sind. Fünf sind es an der Zahl. Sie berichteten mir, sie seien von Abu geschickt worden, um das Buch zu Archon zu bringen; da ihm selbst von einem Meuchler schwere Wunden beigebracht wurden. Abu liegt laut Aussage der Magierin in Punin wohlbehütet in der Akademie und erholt sich von seinen Verletzungen. Seine Helfer haben es unter einigen Umständen wirklich geschafft, den Häschern zu entkommen!
Wir entschlossen, das Buch zu Abu zurückzubringen und eventuell an der hohen Akademie in Punin abzugeben. Obwohl mir dies eigentlich ein Dorn im Auge ist, wäre es besser als es unseren Verfolgern zu überlassen. Seranja, das ist die Magiern, hat versprochen mit ihrem Meister Arik zu reden, wenn Abubrecht dem zustimmt. Neben der Magierin Seranja ist da noch Hamar, ein Blutsbruder aus Khunchom, ein Ritter aus Weiden namens Xaver und sein Knecht Cuno, sowie ein Mann namens Darian, der sich immer im Hintergrund hält. Diese seltsame Gruppe wird mit mir nach Punin aufbrechen und mir helfen das Buch zu beschützen. [...]

[...] Hatten auf der Straße von Vinsalt nach Punin eine unangenehme Begegnung mit Räubern. Wir haben sie mit geballter Kraft zurückgeschlagen. Seranja hat ihrem Ruf als Kampfmagierin alle Ehre gemacht. Ich will ihr ihren Fehltritt mit dem Nordländischen Babar (Arwif) verzeihen. Sie gefällt mir, obwohl sie wahrlich keine Tulamidischen Tugenden an den Tag legt. Deshalb hatte sie auch schon eine Auseinandersetzung mit Hamar. Vielleicht ist es gerade das, was sie so interessant macht. Zumindest werde ich die Gespräche und die Zeit genießen, die uns noch bleibt. [...]

[...] Wir haben Punin erreicht, eine wahrlich große und prächtige Stadt. Sofort bezogen wir ein Gasthaus und fanden, nachdem sich Seranja erkundigt hatte, sogar Abu wieder. Er scheint es sich in er Zwischenzeit hat gut ergehen lassen und hat ein Mädchen namens Lissa kennengelernt. Eine bescheidene Webersfrau, aber nichts desto trotz sehr ansehnlich. Weich wie Seide scheint ihre Haut und rot wie die untergehende Praiosscheibe im Rasthulswall sind ihre Lippen. Wir beschlossen zusammen, das Buch Seranjas Meister Arik - ein Mann großer Macht und Weisheit und ein Lehrer an der Akademie - vorzulegen und ihm das Problem zu beschreiben.
Am nächsten Tag gingen Harmar (er scheint ein großes Interesse an Magie zu besitzen und hat mir auch einmal erzählt, dass er früher überlegte an eine Akademie zu gehen), Seranja und ich zum Meister. Wir berieten mit ihm das Problem und er versprach zu helfen, wo es nur gehe. Am nächsten Tag sollten wir mit Abubrecht zurückkehren. [...] Es
tauchte ein Magier namens Oratius vor der Schenke auf und griff an! Er war der Gruppe wohl schon seit längerem gefolgt und kannte sie. Völlig überrumpelt von seinem magischen Können, gelang es ihm fast uns - unter aufbringung all seiner magischen Kunst - zu überrumpeln. Seranja jedoch, schlug ihm mit einer Attacke, wie ich sie noch nie gesehen habe, ihren Stab auf den Kiefer. Der Arme brach zusammen und wir nahmen ihn gefangen. Die Stadtwache nahm ihn und uns mit und setzte uns fest. Letztendlich führte es dazu, dass er festgenommen wurde, weil alle Zeugen für uns sprachen. Jedoch schwor er Rache und beschwor uns, das Buch abzugeben, er wäre im Recht es wieder nach Fasar zu bringen. [...] Solange er festsitzt haben wir Ruhe, ich hoffe er wird nicht die Magistrate von seinen Worten überzeugen.
Wir suchten Arik auf und er bot uns an folgendes zu tun: Die Gruppe um die liebreizende Seranja solle ohne das Buch und ohne Abu nach Fasar reisen und den dortigen Magiern ein Schreiben von ihm selbst zu übergeben, auf das Abu seine Strafe - zumindest teilweise - vergeben werden möge und um die Fasarer zu bitten, das Buch wieder bei ihm, Arik, abzuholen. So lange würde sowohl das Buch, als auch Abu in seiner Obhut bleiben. Seranja und die anderen versprachen, diese Queste zu erfüllen und zu seinem Abschluss zu bringen. Feqz hilf, dass wir es schaffen! [...]



Bericht von Hamar ibn Narreb

Zitat:

Nun ich muss sagen, dass ich nie erwartet hätte, dass dieses Geheimnis um das Buch solch ein Abenteuer wird. Und doch bin ich zufrieden. Zum einen lerne ich die Welt kennen und zum anderen scheine ich gute Kameraden für weitere Abendteuer kennengelernt zu haben, obwohl alle ihre Eigenheiten besitzen. Dennoch unsere Reise führte uns von Punin nach Fasar und nachdem Seranja ein wertvolles Schwert erstanden hat, vom dem wir nachher erfhren, dass es verflucht war, verlies uns Phex Gunst. Denn einens Nachts hatten wir eine schlechte Begegnung mit dem wanderen Volk und viel Schlimmer eine Begnung mit einem Daimon. ich muss sagen, mich hat bei dem anblick dieses Wesens mein Mut verlassen. Dieses Boshaftigkeit, die in seinen Augen glitzerte und diese Annormalität. Einfach furchtbar! Doch falls ich nocheinmal ein solches Treffen, die Zwölfe mögen mich verschonen, haben werde, bin ich gefeiter denke ich. Von Glück können wir sagen, dass wir heil in Fasar angekommen sinn und wenn mich bis dorthin die Begegnung noch nachdenklich gemacht hat, sowar ich nun von einen Gefühl des Glück überwältig, als wieder ein wenig Heimat spürte. Ich genoss die Tage und das Buh wurde in der Akademie abgegeben. Leider plagte mch aber auch nachdem ersten Abend unserer Ankunft ein schlechtes Gewissen, da ich nach einem Disput mit Karan eindeutig die Beherrschung verloren haben und ihn beledigt habe, was sich nicht gehört. Nun ich war sch fast im Glauben unsere gemeinsamen Abenteuer würden hier ein Ende nehmen, da kam ein Akademieleiter (sehr paranoid scheint mir) auf unsere Gruppe, bzw. auf Karan und Seranja, zu und bat uns um unsere Hilfe bei einer Expidition im Rashdulswall. Eigentlich war es nur für Seranja am lohnenswerten, da so ihr schwert vom dem Fluch befreit werden konnte,zumindest habe ich es so afgefasst, doch auch auf den Rest wartete ein Belohnung. Obwolh meiner Meinung nach Seranja von dieser Belohnung der Gerechtigkeit wegen nichts bekommen sollte. Da jedoch mein Vehältnis zu den Magiern etwas gespannt war, gab ich keinen Einwand. Ich freue mich schon auf den Rashdulswall, dieses mächtige Gebirge, welches uns zeigt, wie prächtig Dere ist. Aber auch die Queste, die darin bestand, dass wir einen verlassen Turm eines Einsiedler und Magiers suchen sollten und die Wissensschätze bergen sollten. Nun ich weiß nicht was noch alles auf ich zu kommen wird , doch ich danke Phex, dass er mir gewährt dieses spanndende und Erkenntnisreiche leben führen zu dürfen. Möge er meine Wege leiten.


Emmerans Weg

Die klirrende Kälte der Nacht hallte in der kalten Luft nach, die ihm sofort, als er das kärgliche Bauernhaus verließ, in der Lunge stach. Emmeran hatte die Nacht in bescheidenen Verhältnissen bei einer Bauernfamilie irgendwo in einem Dorf zwischen Weiden und Greifenfurth verbracht. Er drehte sich zu der Familie um, die in der Tür stand und setzte ein, wie er glaubte, freundliches Lächeln auf. Er wußte nicht wirklich, ob es freundlich wirkte, oft hatte er sich anhören müssen, er würde nie lächeln, obwohl er selbst meinte zu lächeln. Oft betrachteten ihn die Leute deshalb als ernster, als er eigentlich war - und ernster als er sein wollte. Wahrscheinlich war es der Wille der Götter wie es war. Innerlich seufzte er, als er die Gesichter der Bauern sah. Natürlich hatten sie sich redlich bemüht, ihre spärlichen Vorräte, die sie für den Winter angesammelt hatten, zu teilen und ihm so gut wie möglich eine angemessene Unterkunft zu bieten. Trotzdem bemerkte er - wie so oft - den vorsichtigen Blick, wie Kinder die Angst hatten, getadelt zu werden. Warum konnten die Menschen nicht die selbe Freude in den Worten des Gottes der Wahrheit finden, wie er es empfand.
Emmerdan schnallte sich seine Tasche um und blickte zur aufgehenden Praoisscheibe am Horizont.
"Vielen Dank für die Unterkunft für die Nacht. - Praios und auch Travia zum Lob; Mögen die Zwölfe Euch und Eure Kinder segnen."
Er schlug einen Praiossegen, während der Bauer seine sicherlich ehrlich gemeinten Wünsche für Emmerdans weiterreise bekundete. Vielleicht wirke ich einfach zu verkrampft dachte der Priester und nahm wieder seinen Weg Richtung Greifenfurth auf. Nach wenigen Schritten war sein Lächeln, das immer so künstlich wirkte, wieder verschwunden und Emmerdan ging wichtigeren Gedanken nach.

Emmeran ärgerte sich darüber, dass das einfache Volk oft solch einen Kleinglauben an den Tag legte. Die Kirche des Praios stand nicht nur für die irdische Ordnung, sondern verkündete auch eine höhere Wahrheit. Auf Emmerans Reise war ihm viel Aberglaube begegnet. Natürlich hatte er an diesen Orten getan, was er konnte. Trotzdem ließ ihn im Augenblick das Gefühl nicht los, die Leute würden ihm oft nicht genügend zuhören und ihre eigenen Ideen vor die Wahrheit des Götterfürsten stellen. Am meisten erschüttert hatte ihn das Erlebnis vor einigen Tagen: Ein gefallener Hochgeweihter des Götterfürsten selbst war ihm begegnet und er hatte nichts tun können! Bevor sich Emmeran hatte gegen die ketzerischen Äußerungen des Gefallenen hatte wenden können, hatte dieser ihn niedergeschlagen! Hätte nicht eine Gruppe aus Abenteurern geholfen, wäre dieser Frevler wohl noch weitergegangen... Die Abenteurer hatten ihn rausgeworfen und er war spurlos verschwunden. Unheimlicherweise hatte die Magierin Emmeran geheilt bevor er dagegen sprechen konnte. Möge ihm der Götterfürst diese Unachtsamkeit vergeben,...

Die firunkalte Luft ließ Emmerans Atem in Wolken aufsteigen. Er folgte dem Weg. Seine Aufgabe, die der Hohe Hüter, Nicola de Mott, ihm aufgetragen hatte war wichtig, zweifelsohne. Er sollte durch Weiden reisen und Geld für den Wiederaufbau des Ordensklosters sammeln. Das Kloster des Heiligen Arras de Mott, das Kloster des Ordens des Heiligen Hüters, war im Orkenkrieg zerstört worden. An diesem Ort, gelegen im Finsterkamm, war seit Jahrhunderten verbotenes Wissen und ketzerische Schrift zusammengetragen worden. Wissen, das dem Seelenheil entgegenstand. Dieser Ort wurde nun wieder aufgebaut, damit auch in Zukunft solcherlei Schriften gehütet werden konnten, die der zwölfgöttlichen Ordnung und den Lehren des Praios zuwiderliefen.

Nun ja, die Heilung der Magierin hatte ihn wenigstens vor einer krummen Nase bewahrt. Ihm schauderte - Wie kann ich soetwas denken! Dafür muss ich Buße tun. Das Madamal stand, als ob es ihn bei seinen Gedanken noch verhöhnen wollte, noch am Himmel. So leicht konnte man in Abgründe geraten. Hatte nicht gerade die Magie, die Mada zu den Menschen gebracht hatte, so viel Unheil angerichtet! Die Magierkriege, Dämonenbeschwörungen, ... all so etwas war durch Magie entstanden. Er griff an sein Brevier und schickte ein Stoßgebet zu Praios. Solche Gedanken hätte er kurz nach seiner Ausbildung nie gehabt. Obwohl, -- nicht ohne Grund hatte ihn Nicola de Mott ihn ausgeschickt um aus dem "Wesen der Welt seine Lehren zu ziehen und mit gestärktem Glauben daraus Vorzugehen." Hatte er versagt...? -War der Versuch fehlgeschlagen? War er immernoch die "Trübe Funzel", wie ihn sein strenger Lehrer Ucurius immer ärgerlich genannt hatte, wenn er ihm Fragen gestellt hatte, die diesem nicht gepasst hatten, weil sie für Ucurius nach Zweifel klangen? Nein, Zweifler war er sicher nicht, er Hinterfragte nur zu viel. So hatte es Nicola zumindest gesehen und ihn auf die Reise Geschickt. Vielleicht war es auch Hesindegefällig, wie er immer über Dinge nachdachte. Trotzdem war der Pfad zwischen Unglaube und einer ...gewissen Offenheit schmal. Man sollte solche Ansichten am besten für sich behalten und den Lehren der Kirche folgen entschied er sich.

Als die Praiosscheibe gänzlich über den Horizont ragte, erreichte der Mönch schließlich den kleinen Schrein unter den zwei Weiden, von dem die Bauersfrau geredet hatte. Nach einigem Rütteln ging die Tür auf und Emmerdan betrat das Innere des einsam stehenden Götterhauses. Er erkannte, dass der Schrein hauptsächlich Peraine geweiht war und kniete sich für sein Morgengebet vor die Statue der Göttin der Heilung nieder.
Die Wände zeigten Darstellungen der wundersamen Heilung eines Reisenden, der sicher diese Kapelle als Dank erbaut hatte. Emmerdan schloß die Augen zu innerer Einkehr und ....

Als er sich umwandte brannte das Praiosgestirn ungalublich hell. Es füllte fast den Rahmen der Türe aus und sein Licht durchflutete den Raum. Emmeran merkte wie ihm der Mund offen stand. Er blickte mit offenen Augen in das helle Licht. Ich bin das Licht und die Wahrheit, die Ordnung im Chaos der Welt- gingen ihm die Zeilen des Psalms des Lichts durch den Kopf... dann betete er innig zum Götterfürsten, um sich vom Keim des Zweifels reinzuwaschen.

[...]

Eigor Eisenbeiß - Sorys

Er stemmte den Arm auf auf das Axtblatt und schaute das Tal hinunter. Aus dem Nebel ragten nur die Holzburgen auf ihren Erhöhungen, wo die Nordleute ihre Versammlungen abhielten. Primitive Hütten in seinen Augen, obwohl die Schnitzereien wenigstens etwas Handwerkskunst an die Dinger brachten. Ansonsten fehlte es den Thorwalern eindeutig an einem: Steingebäuden! Ja, das hatte er schon auf seinem Marsch festgestellt. Hätten sie es mit einem Kampf zwischen seinem und ihrem Volk zu tun, hätten die Holzhütten ihnen wahrscheinlich nicht viel entgegenzusetzen.

Er erwischte sich dabei, wie er schon wieder gedanklich in Kriegstaktik abwich; wo wann wie die Stadt - theoretisch - am besten anzugreifen wäre, die Stadt, die da teilweise aus dem Nebel ragte: THORWAL!
Endlich hatte er das Ziel vor Augen. Sein Rücken schmerzte vom schweren Rucksack und die Schuhe waren fast durchgelaufen. Die letzten Wochen hatte er immer nur kleine Etappen zurückgelegt, es war hier kalt geworden. Aber ein Mann aus den Bergen kannte sich mit Schnee aus. Besonders wenn es ein Angroschim war.

Er wurde nicht umsonst Eisenbeiß genannt. In der Stadt dort, hatte man erzählt, suchte man nach Handwerkern und Waffenschmieden.
Er zog tief den Rotz ein und spuckte aus. PAH!
Einen Mann seiner Erfahrung würden nur Narren abweisen!
Stolz warf er seine selbstgeschmiedete Meisterarbeit, seinen Lindwurmschläger, wieder über die Schulter und stapfte weiter durch den knöcheltiefen Schnee.

Das Buch, was er über Thorwal gelesen hatte, war teuer gewesen. Trotzdem schienen diese Menschen lustige gesellen zu sein und der Art der Angroschim an nächsten zu sein. Auch der Thorwaler, der von seiner Heimat berichtet hatte, war sehr überzeugend - und trinkfest - gewesen. Als er von seiner Heimatstadt erzählt hatte, stand ihm eine kleine Träne im Auge. Und auch der Schnaps namens Premer Feuer, den er danach ausgeschenkt hatte, war gut gewesen. Letztendlich hatte das seine Entscheidung beeinflusst. Dort konnte man Geld verdienen und einen guten Feierabend haben.

Grimmig lächelnd (für einen Zwerg...) dachte Eisenbeiß an den bevorstehenden Abend und freute sich auf einen Krug Bier und ein, zwei, drei....Premer.

Es verging eine Weile, in der der Angroschim gradlinig auf sein Ziel zuging. Schließlich, als er schon längst vom Nebel umgeben war, hörte er eine Stimme. Jemand rief um Hilfe!

Der Angroschim lauschte. Da war es wieder. Er änderte die Richtung wieder, .. horchte. Da lang! Immer eiliger wurden seine Schritte. Der Angroschim war zwar durch seinen Rucksack etwas behindert, aber schließlich erreichte er die Stelle des... Unglücks. Himmel Arsch und Zwirn! entfuhr es ihm: Ein Wagen war in einen Bewässerungsgraben gefahren und hatte den Fahrer einen jungen Mann eingeklemmt.

Mittlerweile war sein Rufen zu seinem wimmernden Keuchen geworden. Er flehte um Hilfe. Scheinbar drückte ihm der Wagen immer mehr die Luft ab. Eigor fluchte derb auf Rogolan (der Autor verzichtet aus Gründen der Pietät Elfen gegenüber, dies hier wiederzugeben) und ließ sein Gepäck fallen. Er kämpfte sich unter dem Wagen hindurch zu dem Verunglückten.

Er war noch bei Bewusstsein. Gut so! Der Angroschim rüttelte den bartlosen Jüngling wach. "Junge, wenn ich Dir helfen soll, musst Du folgendes tun..."
Nach seiner Erklärung nickte der Jüngling trübe. Ihm lief ein Blutrinnsal aus der Nase und sein Blick war glasig. Verdammt.
"Wenn ich Jetzt sage, versuchst Du da weg zu kommen!" Erschöpft nickte der Jüngling. Eisenbeiß stellte sich fest hin, als würde er sich mit der Erde verbinden wollen, und stemmte sich mit aller Kraft gegen den Wagen.
"JETZT!" zischte er durch die zusammengebissenen Zähne; der Junge rollte sich träge langsam zur Seite, Momente die dem Angroschim wie eine Ewigkeit vorkamen.

Knarrend und polternd ließ er den Karren fallen, als der Junge in Sicherheit war. Der Angroschim knurrte, ihm taten alle Muskeln weh. Er blickte sich um. Einen Schritt vom Wagen entfernt lag der Jüngling blass am Boden und blickte vor Kälte und Erschöpfung zitternd in die Luft.
Eigor Eisenbeiß machte ein paar Schritte auf ihn zu. Wenn er sich beeilte Hilfe zu suchen, konnte der Junge es schaffen. Eigor warf einen Blick zu seinem Gepäck, dann wieder zum Jungen. Er warf den Rucksack hinter eine Hecke. Seufzend hob er den Bartlosen auf seine Schultern. Mochte Angrosh helfen!
- Und seine Sachen vor Diebstahl bewahren...


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"VERFLUCHT DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN" brüllte der Krieger "REIN DA!"
Dann riß er auch schon am Arm der jungen Frau, die ihm hinterherstolperte und auf den Knien in dem winzigen Raum landete und aufheulte.
"Ich habe gesagt ihr sollt tun, was ich sage, wenn so etwas passiert!"
raunzte er die junge Frau an und zuckte dann heftig zusammen als etwas heftig über seinen Helm striff: "Huch!!!" entfuhr es ihm und er drehte sich schnell in Richtung seiner Gegner um. Ein Pfeil war an seinem Helm entlanggezogen und hatte sich in der Türe versenkt. "Verdammte Bastarde" spuckte er aus, fuhr aber wieder zum Mädchen herum "Ihr bleibt hier und wartet bis ich wiederkomme.. MUKSMÄUSCHENSTILL" Dann war er auch schon brüllend zur Türe herausgestürzt die hinter ihm zuschlug.
"Jetzt werde ich Euch zeigen, was einem blüht, wenn man einen Sohn Angroschs ärgert!" hörte man ihn noch brüllen bevor auch schon Klingen aufeinanderschlugen.
Die junge Frau tastete nach dem zweiten Lebewesen im Raum, ihrem kleinen Bruder, der wimmernd in der Ecke lag. Beide umarmten sich schweigend, sie spürte wie der Junge zitterte. Trotzdem blieben sie still und erst jetzt bemerkte sie, dass sie sich wahrscheinlich durch den Sturz beide Knie aufgeschlagen hatte. Der Schmerz breite sich heiß und brennend aus. Auch sie begann zu Schluchtzen.
"Nimm das Du Sohn einer Hündin!" dröhnte es von vor der Türe und man hörte keinen Augenblick später ein entsetztes Brüllen.
Krachen unterbrach das Jaulen: "AUA, Verdammter Ork, Du!!! Das bekommst du zurück!" Lautes Krachen.
In ihrem Versteck wiegte die junge Frau den Kopf ihres Bruders. "Wird alles wieder Gut" ...
Wenige Augenblicke später flog die Tür auf und es platze einer der Feinde herein. Die Beiden kreischten entsetzt auf. Doch der Mann landete auf dem Rücken und bewegte kaum noch, dann erschien die Siluette des Zwerges" Euer Wohlgeboren, macht ihm den Gar aus, ich habe hier noch zu tun!" Er schob ihr die Waffe hinüber, die der Angreifer eben noch in der Hand gehalten haben musste. Dann wurdes es wieder dunkel und kalt. Draußen krachte es. „Dich schick ich zurück zu deinem blutsaufenden Gott“ polterte der Zwerg. Der Junge weinte erbärmlich und seine Schwester versuchte ihn zu beruhigen.
"Sei still, still... " Sie presste ihm den Finger auf den Mundund schob den Bruder, jetzt immerhin leiser schluchzend, von sich.
"Tut wenn es ernst wird, das was ich sage, das ist alles was ich an Bedingungen verlange" hatte der Zwerg gesagt, als er angestellt worden war.
Jetzt musste sie tun, was er gesagt hatte. Um ihr Leben - und das von ihrem Bruder - zu retten. Sie krabbelte über den Boden in Richtung der Waffe. Zitternd ertastete sie das eiskalte Blatt und fand schließlich den Griff. Durch den Türschlitz brach nur wenig Licht.
Ihr Götter.. ich kann das nicht...
Sie zitterte am ganzen Leib. Plötzlich: Ein Rascheln, ein Stöhnen. Der Söldner wurde wach. Dann erhob er sich und fluchte auf seiner fremdartigen Sprache..
Die Frau sah, dass der Krieger sich, als hätte er nur ein Nickerchen gehalten, den Ks opf rieb und sich umblickte... Und wie sein Blick an ihr haften blieb.. "Du willst doch keinen Wehrlosen erschlagen Mädchen..." kam es aus seinem Mund. Wieso konnte er sie so gut sehen?? Das Mädchen erhob sich auf die Knie. Brennender Schmerz. Sie ignorierte ihn, fasste die Waffe und hielt sie vor sich, wie den Speer einer bosparanischen Phalanx.
Die schwarze Gestalt krabbelte auf sie zu, fast wie eine Spinne. Sie roch seinen Schweiß, das Blut, den Tod...
"Zurück oder ich steche zu" kam es ihr entsetzlich unsicher über die Lippen. Der ruchlose Söldner krabbelte langsam weiter, dann schoss er plötzlich zur Seite
„Nein!“ brüllte sie, als er nach dem Fuß ihres Bruders packte und heftig daran zog. Im Affekt hieb sie blindlings nach vorne, um ihren Bruder zu schützen.
Der Fremde brüllte auf wie ein abgestochenes Schwein, und das Mädchen konnte im Dunklen sehen wie dem Fremden der Armstumpf zu Boden fiel. Übelkeit überkam sie.. es war wie im Rausch.. Zittern.. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.



„… wollte dich anfassen, hm? ... Aber gut hast Du das gemacht!“ Sie wurde wach, ihre Augenlider zitterten. Licht blendete sie. Jemand streichelte sanft behütend über ihren Kopf.
„Wo bin ich…“ hüstelte sie; ihre Zunge war staubtrocken.
„Ah, werdet ihr doch noch wach, Edele Dame“ die bärtige Person, der Zwerg, wie die junge Frau erkannte, zwinkerte ihr kurz zu, zog die Hand rasch von ihrem Kopf zurück und lobte sie: „Das habt ihr gut gemacht, eine ziemliche Sauerei zwar, aber wirklich gut!“...


Rhaluf und Rhiana

Raluf schlug Hitze entgegen, als er das Zelt betrat. Die Kombination aus Hütte und Zelt war als Sauna konstruiert. Gerade hatte jemand einen Aufguß aus Kräutersud auf die heißen Steine in der Mitte gemacht und dichte Dampfschwaden verhüllte den kleinen Raum. Der Thorwaler schluckte wehmütig das Heimweh hinunter, das kurz in ihm aufstieg – Saunen gibt es in Thorwal häufig – und suchte sich einen freien Platz, den er neben Rhiana fand. Die attraktive Halbelfe hatte in Ralufs Augen alles, was eine Frau brauchte, wenn das elfische Blut nicht wäre… da wusste man ja nie genau. Auch hatte er ja schon erlebt, wie sie mit Gegnern umging. Den Schwarzelf hatte sie nahezu ausgeweidet. Andererseits gab es in Thorwal auch Menschen, die mit der Raserei Swafnirs gesegnet waren… Nur hatte eine halbe Elfe wohl kaum etwas mit dem Blutrausch von Swafnir gesegneter Menschen zu tun, erst recht nicht, weil Rhiana aus dem Schlangenkönigreich der Horas stammte.. oder doch? Schließlich hatten sie die Suche nach ihrer Herkunft, wie sie einmal erzählt hatte, nach Thorwal geführt. Vermutlich könnte er jedoch Avancen ihrerseits wohl kaum wiederstehen, wenn sie ihm welche machen würde… Gegen ein Stelldichein hatte Thorwaler nie etwas, denn es war es kalt im Norden und man musste sich gegenseitig wärmen. Raluf schüttelte den Gedanken ab. Wenn es so kommen sollte, würde es halt, wenn nicht auch gut… Doch; obwohl er den Gedanken abschüttelte, fand sein Blick wieder den Rücken der Halbelfe… und konnte zum ersten Mal die Tätowierung gänzlich sehen, die Rhiana eingestochen worden war. Dort sah man einen Firuns- oder Schneepanther im Angriffssprung auf den Betrachter zuspringen. Um den Panther herum waren Flammen abgebildet, die zu allen Seiten davonstoben und an den Flammenspitzen seltsame Windungen, die aussahen, als ob sie Schriftzeichen bildeten. Fast hatte Raluf das Gefühl, das gesamte Bild würde sich plötzlich langsam drehen, sich bewegen … er wischte sich den Schweiß aus den Augen. Dumme Einbildung! Vielleicht war der Schneepanther auch auf der Flucht vor einem verzehrenden Feuer und musste sich den Weg freikämpfen...? Was auch immer es bedeutete, ein angreifender Schneepanther passte gut zu Rhiana: Neben seiner Angriffslustigkeit und Kampfeskunst war dieses Tier doch grazil und gewandt.. und - schön. Konnten Elfen sich nicht auch in Tiere verwandeln? Zumindest berichteten einige Sagas Ohm Follkers davon…

Schmunzelnd erhaschte der Thorwaler in diesem Moment einen Blick auf die Brust Rhianas, als diese Kräutersud auf die heißen Steine goss. Wenn jetzt kein anderer hier wäre… Plötzlich ruckte der Kopf der Halbelfe herum. Ihre Augen verengten sich und für einen Augenblick hatte der Thorwaler den Eindruck, als wäre er das Opfer des Tieres, welches in Rhiana schlummerte…. Als hätte sie in seine Seele geblickt und seine Gedanken gelesen, zog Rhiana ihr Handtuch hoch und setzte ein hönisch-schelmisches Lächeln auf. Ihre Blicke ruhten jedoch mahnend auf dem Thorwaler, bis dieser an seinem Körper hinab wanderte und die Halbelfe schamlos zwischen seine Beine blickte - und ihr Mundwinkel spöttisch zuckte! Er hatte wahrlich nichts zu verstecken, was dachte die Frau, wenn sie ihn so verhöhnte! Raluf spürte, wie ihm noch mehr Röte ins Gesicht stieg. Zum Glück fiel das wohl niemandem auf, bei der Hitze im Raum. Er musste etwas sagen,… Rhiana blickte ihm nach diesem Augenblick, der ihm jedoch wie eine Ewigkeit vorkam, endlich wieder ins Gesicht, während sie sich elegant zurücklehnte und dem Thorwaler ins Gesicht sah.

Seine Stimme fand nicht sofort den sonst sehr sicheren Ton, eher war sie in den ersten Worten ein heiseres Krächzen: „Rhiana.. eine …schöne Tätowierung …hast du da“ er schluckte die Kröte im Hals runter „bei uns Zuhause, in Thorwal, bekommt man Hautbilder für Sachen, die man vollbracht hat … und um besondere Verbundenheit zu etwas zu zeigen… Warum trägst Du dieses Bild?... Und was sind das für seltsame Flammen?“


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[blauer Text von S. H. als Antwort]
Rhiana räkelte sich als die Dampfschwaden des Aufgusses den Raum erfüllten. Nach all den Strapazen die sie mit ihren Gefährten in den letzten Wochen durchgemacht hatte, hatte es in Frigorn erstmals wieder die Möglichkeit gegeben ein ordentliches Bad zu nehmen. Und diese nivesische Sauna war genau das Richtige um sich endlich mal wieder ein wenig zu entspannen und die Kälte des winterlichen Yetilandes aus den Knochen zu verdrängen. Endlich würde sie diese warme aber unvorteilhafte Winterkleidung ablegen können und etwas anziehen dass ihre Figur besser zur Geltung brächte.
Sie wollte die Sauna genießen bevor die Gruppe ihre Reise fortsetzte, denn wer würde schon wissen wann sie das nächste Mal Gelegenheit bekäme sich derart zu entspannen.
Rhiana war nicht allein in der Sauna, doch das machte ihr nichts aus. Sie verstand auch nicht wieso Yawa und Laila den Besuch der Sauna abgelehnt hatten nachdem klar wurde das sie dort nicht alleine sein würden. Der letzte der das Zelt betreten hatte und damit einen Großteil der Dampfschwaden entweichen ließ war Raluf, der einen freien Platz neben Rhiana fand.

Rhiana beugte sich nach vorn um einen neuen Aufguss zu machen. Als sie sich wieder zurücklehnen wollte bemerkte sie Raluf, der schmunzelnd auf ihre entblößte Brust starrte.
Nicht dass sie ein Problem damit hatte auf diese Weise beobachtet zu werden, doch hatte sie in den letzten Wochen von Shaya gelernt, dass es nicht besonders schicklich sei allzu freizügig zu sein. So entschied sie ihre Blöße mit dem Handtuch zu verdecken und Raluf mit einem mahnenden Blick zu strafen wie es sich gehörte.
Als Rhiana den Thorwaler anblickte, blieb ihr Blick zwischen seinen Beinen hängen und sie musste schmunzeln - scheinbar hatte Raluf kein Verlangen danach es Shaya recht zu machen. Rhiana bemerkte das ihr Blick dazu geführt hatte das dem Thorwaler die Röte ins Gesicht gefahren war und so lehnte sie sich entspannt zurück und blickte ihm wieder ins Gesicht. Warum war ihm diese Sache so peinlich? Nachdem was Rhiana gesehen hatte gab es dafür keinen Grund und für einen kurzen Augenblick überlegte sie, ob sie vielleicht später „nähere“ Bekanntschaft mit Raluf schließen sollte.
Es wäre sicherlich nicht das erste Mal, dass Rhiana sich den Freuden Rahjas hingab, doch bei einem Gefährten sah die Sache immer etwas anders aus. Wenn sie in der Vergangenheit mit einem Mann das Lager geteilt hatte, dann meist aus reinem Vergnügen oder um sich von der harten Wirklichkeit abzulenken – Mit Liebe hatte das meist wenig zu tun.
Gegenüber einem Gefährten kam es Rhiana - ob der fehlenden wahren Gefühle – unehrlich vor und sie rügte sich für ihren aus niederen Instinkten, von Levthan gesandten Gedanken.
Etwas anderes wäre es, wenn er sie fragte - Dann würde sie ihm einen Wunsch erfüllen können und so den Geboten der Rahja folgen…
Als Raluf das Wort ergriff, wurde Rhiana jäh aus ihren Gedanken gerissen. Scheinbar wollte der Thorwaler die peinliche Situation beenden indem er das „Gespräch“ auf ihre Tätowierung lenkte. Warum ausgerechnet musste er dieses Thema wählen? Er fragte nach dem Ursprung und dem Sinn der Tätowierung, eine Frage auf die Rhiana selber keine Antwort geben konnte. Sie hatte diese Tätowierung solang sie sich erinnern konnte und auf scheinbar magische Weise war sie mit Rhiana „gewachsen“. Sie wusste dass dieses Hautbild ein wichtiger Puzzlestein zum Rätsel ihrer Herkunft war, doch ihre Bedeutung hatte sie bisher nicht erkennen können. “ Das ist lieb von dir Raluf, den Meisten scheint sie ehr weniger zu gefallen…“


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Rhiana wirkte kurz etwas verstört, als Raluf die Frage nach dem Hautbild stellte. War es ihr unangenehm? Fast hätte man meinen können, sie wäre sauer... Vielleicht war sie böse wegen seines Blickes,... -- Frauen!
Er hatte schon viel von Frauen aus dem Reich der Schlange gehört, hier und da hatten sich thorwalische Krieger sogar Frauen von dort geraubt. Natürlich gewöhnten diese sich schließlich an das Leben in Thorwal und wurden meist glücklich... wenn sie den Geist Thorwals erst aufgesogen hatten. Die anderen durften nach einem Jahr und einem Tag wieder gehen, wenn sie den Mann nicht akzeptierten, waren sie frei. Geist. - Dieses Wort führte ihn wieder zurück in die Gegenwart, wieder kurz auf das Hautbild schielend, das sich unter Rhianas Bewegungen seltsam zu bewegen schien. In Thorwal hatte er einmal die Geschichte gehört, das einige sich auf die Kunst verstanden Schutzgeister und Runen der Kraft in die Haut zu binden, vielleicht erklärte das die seltsame Form der Flammenspitzen, die aussahen wie fremdartige Runen. Den Gedanken das etwas so hübsches wie Rhiana vielleicht bösartige Runen eingestochen haben könnte, schüttelte er schnell aber.
"Ach, warum das denn, das sieht doch toll aus!" polterte er Rhiana ins Wort, und setzte, ob des ungewollten Kompliments, etwas verlegen nach "..finde ich". Ob er etwas zu überschwenglich reagiert hatte? Zumindest schien es Rhiana nicht zu stören, das er sie unterbrochen hatte und sein Mund sprudelte, ehe es ihm wirklich bewusst wurde, aus was er kurz davor gedacht hatte. Bei dem Wort Geist zuckte Rhiana unmerklich zusammen. - "Ich wollte dir keine Angst machen.. ist sicher nur ein ..." er grinste gewinnend "tolles Hautbild!"

Seine Mutter hatte immer gesagt "Raluf, immer erst denken und dann reden!" - Wieder mal hatte sich der Thorwaler nicht daran gehalten... Seis' drum, war ja nicht schlimmes gewesen, dachte er. Trotzden blinzelte Rhiana ihn auf mysteriöse Weise an und seufzte kurz, ihre Beine schützend an sich ziehend.
Eigor war, während der Thorwaler erzählt hatte, herein gekommen und hatte mit seinem überaus behaarten Körper in der Ecke Platz gesucht. Er blinzelte zu den Gesprächsführenden hinüber und murmelte sich etwas von "Geister" und "Unglück" in den Bart. Mehr hatte der Thorwaler zumindest nicht verstanden. Sicher hatte der Zwerg wieder eines seiner "Literatur-Zitate" losgelassen, mit der er der Mannschaft seit Wochen auf den Geist ging. Raluf warf dem 'ANGROSCHIM- nicht Zwerg!', wie dieser es immer betonte, einen strafenden Blick zu. Was Literatur war, vermochte Raluf nur zu ahnen. - Davon hatte er keine Ahnung. Von Geschichten schon... und so erzählte er Rhiana auch, was es mit Schneetigern auf sich hatte und warum das Hautbild deshalb so gut zu ihr passte. Natürlich ließ er die unangenehmen Stellen weg, an das mit ihrem Blutrausch musste er ja nicht gerade erinnern. Vielleicht später einmal, wenn sie sich besser kennengelernt hatten. Komisch, dachte er, auf der Reise von Thorwal bis hier hin blieb kaum Zeit dazu. Man war wohl zu beschäftigt gewesen, zu überleben und die seltsamen Vorkommnisse zu verdauen... unwillkürlich schüttelte er sich...